Freitag 19. April 2024

Predigt 30.Sonntag, 27.10.2019

 

Liebe Schwestern und Brüder, das heutige Evangelium ist eine Fortsetzung zum Thema „Gebet“. Da haben wir eine Szene, wo zwei Menschen in den Tempel kommen. Für die Juden war der Tempel der bedeutendste Platz der Sündenvergebung. Der eine kommt nach Hause, gerechtfertigt, der andere nicht. Versuchen wir nachzudenken, woran es liegt. Am Anfang schauen wir auf den Pharisäer. Im Grunde genommen ist er in Ordnung, er hält sich an das Gesetz, er nimmt das Gesetz sehr ernst und er versucht, ein anständiges Leben zu führen, er macht sogar mehr als die durchschnittlichen Mitmenschen und sogar noch mehr als das Gesetz es verlangt. An religiösem Eifer fehlt es ihm eigentlich nicht! Warum hat Jesus nicht ihn, sondern den Zöllner gelobt? Wo steckt aber nun das Problem? Schauen wir jetzt den Zöllner an. Schon der Standort seines Gebetes ist interessant, er traut sich sogar nicht einmal in den vorderen Bereich des Tempels einzutreten, er betet ganz hinten. „Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust…“ Er steht zwar beim Beten aufrecht, aber sein Kopf ist nach vorne gesenkt, und er schlägt sich an die Brust, was für uns ein eindeutiges Zeichen der Reue ist. Auch sein Gebet bestätigt es: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ – ganz anders als der Pharisäer. Und jetzt kommen wir zu der Beurteilung Jesu. Sie ist eindeutig: „Der Zöllner kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht.“ – sagte Jesus zum Schluss. Was können wir daraus lernen? Was ist die Botschaft für uns? In dieser Geschichte handelt es sich eigentlich um Rechtfertigung. Nicht der Mensch rechtfertigt sich durch seine eigene Leistung, sondern Gott rechtfertigt den Sünder. Für jeden, der seine Sünden erkennt und sie bereut, gibt es eine Hoffnung bei Gott, die Vergebung der Sünden zu suchen und zu finden, weil Gott niemandem, der bereut, die Rechtfertigung verweigert. Dem Zöllner werden die Sünden vergeben, weil er sie bereut und um die Vergebung gefleht hat: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Der Pharisäer aber liegt falsch, weil er in sich selbst, in seinem Eifer und in seiner Frömmigkeit Rechtfertigung finden will, oder besser gesagt: er ist überzeugt, dass sein gutes Leben ihn rechtfertig macht. Seiner Meinung nach braucht er nicht mehr Gott, um rechtfertig zu werden, in unserer Ausdrucksweise können wir es so formulieren: er ist überzeugt, dass es Gott überhaupt nicht braucht, um in den Himmel zu kommen, was im Grunde genommen falsch ist. Ist das aber unserer Mentalität sehr fremd? Sind wir nicht oft überzeugt, dass wir schon gut genug, brav und tadellos sind, um in den Himmel zu kommen? Diese Denkweise ist im Grunde genommen falsch. Von dieser Denkweise fehlt nur ein Schritt zum Hochmut. In dem Fall betrifft uns das heutige Gleichnis besonders, wie wir es am Anfang des heutigen Evangeliums gehört haben: „In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Gleichnis.“ Liebe Schwestern und Brüder, unsere Erlösung, unsere Rechtfertigung verdanken wir Gott und nur Gott. Dieses sagen uns die Bibel und vor allem der Heilige Paulus. Amen.

 

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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