Donnerstag 28. März 2024

Predigt 7.Sonntag, 23.02.2020.

 

Liebe Schwestern und Brüder, Gerechtigkeit ist etwas Wichtiges in unserem Leben. Man kann sich keine Gesellschaft vorstellen, die Verbrechen nicht bestraft. In solchem Fall würde es zu einem Chaos kommen. Auch die Israeliten, als sie aus der Gefangenschaft ins Heilige Land zurückgekommen sind, haben von Gott durch Mose Gesetze bekommen, die das zwischenmenschliche Leben regeln sollten. Unter vielen Gesetzen finden wir auch das Gesetz: „Auge für Auge und Zahn für Zahn.“ Vielleicht war es damals für den Anfang notwendig, dasselbe mit demselben zu bestrafen, aus unserer Perspektive aber spüren wir, dass eine solche Gerechtigkeit sehr brutal ist. Jesus hat es schon vor 2000 Jahren gesehen, deswegen sagt er: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“ Dem Bösen keinen Widerstand leisten heißt dann, auf Gegengewalt zu verzichten. Es ist sicher eine Herausforderung, die uns Jesus vorschlägt. Versuchen wir aber trotzdem, ein bisschen darüber nachzudenken. Beim Prozess Jesu haben wir eine Szene, wo ein Soldat Jesus ins Gesicht schlägt. Wie reagiert Jesus darauf? Im Johannesevangelium steht geschrieben: „Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?“ Jesus hat zwar die zweite Wange zum Schlagen nicht hingegeben, er bleibt nicht passiv, er fordert aber den Soldaten auf, nachzudenken. Es ist wie eine Einladung zum Nachdenken, zum Dialog. Wem man einen anderen Menschen schlägt, ist das ein Zeichen der Schwäche. Das betrifft uns alle, besonders die Eltern und Lehrer oder Erzieher, die gegenüber den Kindern einen Vorteil haben. Das Schlagen ins Gesicht ist besonders demütigend für den Geschlagenen, deswegen ist es nie akzeptabel. Man muss andere Wege finden. Schlagen löst nie das Problem, obwohl es manchmal so ausschauen kann. Wenn der Geschlagene merkt, dass er keine Chance hat, gibt er zwar auf, aber das bedeutet nicht, dass das Problem gelöst ist. Es taucht bestimmt später, oft mit größerer Kraft wieder auf. Unsere christliche Handlung soll nicht Richtung Vergeltung, Richtung Rache gehen. Bei einem Konflikt, wenn die Emotionen ganz hoch sind, nachzugeben, ein paar Schritte zurückzugehen, bedeutet nicht feig zu sein, oft bedeutet es klug zu sein. Abwarten, bis sich die Situation beruhigt hat und dann einen Dialog zu beginnen ist viel klüger, als sich gegenseitig anzuschreien, wo man sowieso die Argumente der anderen Seite nicht hört. Hinweis für ein solches Handeln sehe ich auch in den nächsten Worten Jesu aus dem heutigen Evangelium: „Wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.“ Es ist eine große Herausforderung Jesu, andererseits vielleicht die einzige Möglichkeit, dass man die Menschen zu einem Dialog bringen kann. Durch unser gutes Handeln kann man vielleicht unsere Gegner zum Nachdenken und zum Gespräch bringen, und das ist die einzige Möglichkeit, unsere Probleme wirklich und auf Dauer zu lösen. Versuchenswert ist es schon.

 

 

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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