Donnerstag 28. März 2024

Predigt 17. Sonntag, 26.07.2020

 

Liebe Schwestern und Brüder, die zwei kurzen Gleichnisse, die wir heute im Evangelium gehört haben, zähle ich zu den allerschönsten. Palästina war und ist durch seine geographische Lage ein Land mit häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Die großen Armeen sind in der Vergangenheit oft durch das Land gezogen. In den unruhigen Zeiten war es üblich, dass die Menschen wertvolle Gegenstände in Tongefäßen in der Erde vergraben haben, in der Hoffnung, sie nach dem Krieg wieder ausgraben zu können, um einen neuen Start zu ermöglichen. Nicht alle aber haben den Krieg überlebt. In solchen Fällen blieben die Schätze in der Erde. Arme Leute in Israel sehnten sich danach, einmal einen verborgenen Schatz zu finden. In der Zeit Jesu war es auch so. Einen Schatz zu finden war ein Glück, dass das Leben derjenigen ändern kann. Jesus nutzt die Gelegenheit, um die Aufmerksamkeit zu erwecken und etwas Wichtiges zu sagen. Der Mann im heutigen Gleichnis war wahrscheinlich ein Tagelöhner, der beim Pflügen einen Schatz entdeckt hat. Nach dem damaligen Fundrecht gehörte der Schatz dem Besitzer des Grundstückes. Deswegen konnte der Finder diesen Schatz nicht einfach in Besitz nehmen. Er war sehr klug. Er hat den Acker gekauft, um den Schatz zu besitzen. „In seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß und kaufte den Acker.“ – sagt das Evangelium. Der Schatz war ihm viel wichtiger als alles, was er vorher besaß. Der Schatz hat sein Leben verändert. Endlich kann er voll leben, ohne sich um die Zukunft Sorgen zu machen. Ganz ähnlich ist das Gleichnis über die wertvolle Perle. Das Wort Schatz bedeutet etwas Wichtiges, wenn nicht das Wichtigste in unserem Leben. Zum Ehemann, zur Ehefrau sagen viele von uns auch Schatzi. Auch die Kinder und Enkelkinder gelten als „Schätze“ für die meisten Menschen. Viele von uns machen auch viel, wenn nicht alles für die, die sie ihren Schatz nennen. Jeder von uns will glücklich sein und wenn er seinen Schatz nicht findet, kann er nicht vollkommen zufrieden und glücklich sein. Ein Schatz kann ein guter Ehepartner sein, das kann aber auch ein Traumberuf sein, bei dem es nicht darum geht, viel Geld zu verdienen, sondern immer darum, dass der Beruf und die Berufung stimmen. Ein Schatz ist so etwas wie das Ziel meines Lebens, dem ich alle meine Kräfte widmen kann. Dadurch bin ich auch glücklich, obwohl mich die anderen nicht immer verstehen. Das erinnert mich an einen 90 jährigen Benediktiner, von dem ich begeistert bin. Bis jetzt schreibt er noch einen Blogg. Wenn er im Fernsehen oder auf YouTube spricht, spürt man, dass die Begeisterung für Gott und den Glauben immer noch in ihm glüht. Da spürt man, dass er seinen Schatz im Leben entdeckt hat. Manche von uns finden den Schatz früher, die anderen brauchen fast ein ganzes Leben dazu. Für uns Christen ist Gott und der Glaube ganz sicher ein kostbarer Schatz. Solange ich aber für den Glauben an Gott nicht bereit bin, viel oder auch alles zu opfern, kann ich nicht sagen, dass der Glaube an Gott im Sinne des heutigen Evangeliums mein Schatz ist. „In seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß und kaufte den Acker.“ – sagt das Evangelium heute. Ich wünsche euch allen und auch mir selbst, dass wir nicht nur den Schatz des Lebens entdecken, sondern auch bereit sind, sich ihm ganz zu opfern, um dadurch glücklich zu sein. Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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