Samstag 20. April 2024

Predigt 19.Sonntag, 9.08.2020

 

Liebe Schwestern und Brüder, interessant war es für die damaligen Menschen und vor allem für die Jünger, Jesus zu beobachten und ihn zu erfahren. Einerseits zeigt er sich als Mensch, wie wir alle, andererseits zeigt er außergewöhnliche Fähigkeiten wie zum Beispiel im heutigen Evangelium: „In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.“ Wer von uns würde anders reagieren? Jesus beruhigt sie mit den Worten: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ Wenn das wirklich Jesus ist, da kann uns nichts Schlimmes passieren, haben sie vielleicht gedacht. Petrus wird dann sehr mutig, er will auch dasselbe machen: „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!“ Und er steigt aus dem Boot und kommt. So einen Glauben müsste man haben, aber dann kommt eine Welle. Und  was passiert nun? Petrus verliert den Glauben und gleichzeitig, kann man sagen, obwohl es in diesem Fall merkwürdig klingt, verliert er den Grund unter den Füßen und beginnt zu ertrinken. Er ist fast verloren. Wäre Jesus nicht in der Nähe gewesen, wäre er wirklich verloren. „Herr, rette mich!“ – schreit er. „Jesus streckte sofort die Hand aus und ergriff  ihn“, und er ist geborgen. Für mich, liebe Schwestern und Brüder ein schönes Bild für unser Leben und ein passendes Bild für unseren Glauben. Von unserer Kindheit an lernen die meisten von uns Jesus kennen. Die Beziehung zu Jesus Christus wächst. Der Glaube wird immer fester, immer bewusster. Manchmal haben wir den Eindruck und auch die Überzeugung, dass unser Glaube fest wie ein Felsen ist und dann kommt eine Krise, ein unerwarteter Schlag, ein Verlust und unser Glaube beginnt zu wackeln, wie bei Petrus im heutigen Evangelium. Für Petrus war das nicht der einzige Moment, wo sein Glaube sehr schwach war. Beim Prozess Jesu hat er ihn sogar drei Mal verleugnet. Interessanterweise ist Jesus in den zwei Momenten seiner Schwäche in der Nähe. Im heutigen Evangelium streckt  Jesus die Hand aus und bei der Verleugnung blickt er ihn an und das reicht, um gerettet zu werden und wieder fest zu stehen. Für mich, liebe Schwestern und Brüder ist es ein deutliches Zeichen und ein Hinweis: Auch wenn wir versagen, auch wenn wir etwas machen, was wir von uns nicht erwartet haben, sollen wir wissen, dass Jesus immer bei uns ist, dass er bereit ist, uns die Hand zu geben, bereit uns zu retten, bereit uns zu verzeihen. Für mich ist das heutige Evangelium ein Beweis, dass Jesus von uns den Glauben erwartet, aber ihm ist auch bewusst, dass unser Glaube nicht perfekt ist, oft ist er sehr schwach und unreif. Jesus ist aber immer bereit, uns zu helfen und unseren Unglauben zu heilen und bildlich gesagt, uns wieder ins Boot zu holen, wo wir bei ihm sicher sein können. Auch diese Erfahrung, wo unser Glaube wackelt oder wenn wir den Eindruck haben, ihn komplett zu verlieren ist eine Chance, ihn wieder zu stärken. Amen.  

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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