Donnerstag 25. April 2024

Predigt 23. Sonntag, 6.09.2020

 

Liebe Schwestern und Brüder, heute spricht das Evangelium von einem heiklen Thema, nämlich der brüderlichen Mahnung. Irgendwie gehört es zu unserer menschlichen Natur, dass wir die Fehler bei unseren Nächsten deutlicher sehen als bei uns. Ab und zu aber ist es eindeutig, dass jemand anderer einen Fehler begeht oder sich unserer Meinung nach auf dem falschen Weg befindet. Wie sollen wir dann reagieren? Einige machen die Augen zu und sagen, das geht mich nichts an, das ist nicht meine Angelegenheit. Wichtig ist auch der Grund solcher  Ansichten. Wenn ich aus Gleichgültigkeit wegschaue, wenn ich mir die Finger nicht verbrennen will, ist das sicher kein Zeichen der Nächstenliebe. Die zweite Möglichkeit in dem Fall wäre, mit dem Menschen ins Gespräch zu kommen und ihm zu erklären, dass er auf dem falschen Weg ist, dass sein Handeln nicht in Ordnung ist. Manche Menschen sind dankbar, wenn sie jemand mahnt. Einmal hat einer meiner Freunde mir Vorwürfe gemacht, dass ich ihn nicht gewarnt habe, bei den meisten aber verursacht Mahnung eine Abwehrreaktion oder sogar Aggression. Soll ich also mahnen oder nicht? Was sagt uns Jesus dazu? „Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde.“ Die Mahnung verläuft in einigen Etappen. Es besteht immer die Gefahr, dass wir die Sache nur subjektiv sehen. Deswegen wäre  vielleicht ein Gespräch zu zweit oder zu dritt besser. In dem Fall wird das Problem eher objektiv betrachtet. „Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde!“ – das wäre der nächste vorgeschlagene Schritt. Da könnte man in einem größeren Gremium die Angelegenheit besprechen und noch objektiver sein. Wenn auch das nicht funktioniert, soll man diesen Menschen in Ruhe lassen. So klingt der weitere Vorschlag. Meiner Meinung nach ist das auch ein sehr kluger Hinweis. Es ist sehr oft so, dass wir die Menschen, die unserer Meinung nach auf dem falschen Weg sind, um jeden Preis zu unserer Meinung überzeugen wollen. Wir geben nicht auf in der Überzeugung, dass wir diese Person um jeden Preis ändern müssen. Sehr oft hat es aber die verkehrte Wirkung. Die zwei Seiten des Konfliktes verbohren  sich immer tiefer und sind blind und taub für die Argumente der anderen Seite und im Endeffekt erreichen wir gar nichts, ganz im Gegenteil, wir  verlieren die Freunde oder unsere Bekannten. Zum Schluss vielleicht noch eine Frage, die wir uns stellen müssen und die wichtig ist, bevor wir jemanden zu mahnen beginnen. Was ist der Grund der Mahnung? Will ich wirklich das Gute für diese Person, die ich mahne oder will ich zeigen, dass ich Recht habe, was auch nicht bedeutet, dass ich mich irren kann. Will ich tatsächlich  den guten Weg für diese Person oder will ich zeigen, dass ich klüger bin und alles besser weiß? Ist es die ehrliche Liebe zu meinem Nächsten oder will ich signalisieren, dass ich mich überlegen fühle?

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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