Donnerstag 25. April 2024

Predigt 25.Sonntag, 20.09.2020

 

Liebe Schwestern und Brüder, überraschend für viele ist das heutige Evangelium, vor allem  die Worte am Ende des Evangeliums. Bevor wir darüber nachdenken, wäre es wichtig zu wissen, dass die damaligen Menschen den Tag anders  eingeteilt haben als wir. Bei uns beginnt der Tag um Mitternacht, bei ihnen wurden die Stunden mit dem Sonnenaufgang gezählt, also in der damaligen geografischen Lage um ca. 6 Uhr in der Früh. Die Ersten begannen also ihre Arbeit um 3 Uhr, für unsere Zeit wäre das 9 Uhr. Der Gutsbesitzer lädt die Arbeiter ein, in seinem Weinberg zu arbeiten und verspricht ihnen einen Denar, das war damals der durchschnittliche Lohn für einen Tag Arbeit. Sie waren einverstanden. Dasselbe macht er um 6 Uhr und um 9 Uhr, nach unserer Zeit also 12 und 15 Uhr, sogar kurz vor Schluss geht er noch einmal hinaus und bietet die Arbeit an. Was überraschend und sogar anstoßend ist? Alle Arbeiter erhalten den gleichen Lohn! „Ungerecht!“ – würden wir heute sagen. Nicht anders war es damals. Was aber sagt der Gutsbesitzer? „Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebensoviel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will?“ Aus dieser Antwort entspringen zwei Gedanken: Erstens: Der Gutsbesitzer hat den ersten Arbeitern nicht weniger gegeben als vereinbart war und zweitens: es gibt genug für alle. Und jetzt kommen wir zur Erklärung der Geschichte. Jesus erzählt die Gleichnisse, um die Wirklichkeit des Himmelreiches klar zu machen.  Er nimmt einfache, leicht begreifliche Ereignisse aus dem Alltag, um etwas von Gott zu erklären. Jetzt ganz konkret in unserem Fall: Gott ist wie der Gutsbesitzer, er lädt die Menschen ein und verspricht ihnen den Lohn, nämlich die Herrlichkeit Gottes. Die Arbeiter, die von der Früh weg im Weinberg gearbeitet haben, kann man mit den Menschen vergleichen, die von ihrer Kindheit an Gott kennengelernt haben und versuchen, nach seinen Geboten zu leben. Die nächsten sind diejenigen, die vielleicht von zuhause keinen Glauben mitbekommen haben, oder ihren Glauben verloren haben und ihn dann später  wieder gefunden haben. Die werden, nach dem heutigen Gleichnis, auch mit dem Ewigen Leben belohnt. Und die Letzten, die nur die eine Stunde gearbeitet haben, das wären diejenigen, die sich am Abend ihres Lebens oder sich sogar erst in der letzten Stunde  ihres Lebens für Gott entschieden haben. Für sie hat Gott auch einen Platz im Himmel. „Es ist ungerecht!“ - kann jemand sagen. Es ist vielleicht ungerecht, aber gleichzeitig barmherzig. Gott ist gerecht, aber vor allem barmherzig. Der Gutsbesitzer hat die Letzten gefragt: „Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig?“ Sie antworteten:“ Niemand hat uns angeworben.“ Also war es nicht ihre eigene Schuld, dass sie nicht gearbeitet haben. Das könnten diejenigen sein, die Gott in der letzten Stunde ihres Lebens in die Schar der Erlösten aufnimmt, wie Jesus es auch dem Schächer am Kreuz versprochen hat. Als Christen sollen wir ohne Zweifel die Gerechtigkeit lernen und gerecht handeln. Dann sollen wir lernen, barmherzig zu sein. Barmherzigkeit ist ein Zeichen der Nächstenliebe. Solange wir uns nicht freuen, dass auch diejenigen in den Himmel kommen, die sich in der letzten Stunde ihres Lebens für Gott entscheiden, ist unsere Nächstenliebe nicht vollständig und es bedeutet für uns, weiter daran zu arbeiten.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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