Mittwoch 24. April 2024

Predigt 30. Sonntag, 25.10.2020

 

Liebe Schwestern und Brüder, einmal, als ich in Kroatien war, bin ich ganz zeitig in der Früh zum Meer gegangen und habe das Training einer Ruderbootsgruppe beobachtet. Beim Rudern geht es darum, dass man gleichmäßig an beiden Seiten paddelt, sonst biegt man vom Ziel ab. Ab und zu muss man auch schauen, ob man nicht vom Kurs abgewichen ist. In solchem Fall ist eine Korrektur des Kurses notwendig, damit man das Ziel erreicht. Was hat das aber mit dem heutigen Wort Gottes zu tun? - kann jemand fragen. Der Gesetzeslehrer aus dem heutigen Evangelium fragt Jesus: „Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?“ „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot.“ – hat er als Antwort bekommen. Also das allerwichtigste ist die Gottesliebe, das heißt, an Gott denken, zu Gott beten,  an den Gottesdiensten teilnehmen, das alles sind Zeichen unserer Gottesliebe. Das ist aber nicht alles, Jesus kündigt gleich das zweite Gebot an: „Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Also ebenso wichtig ist die Nächstenliebe. Wenn ich nur das eine Gebot wahrnehme, sitze ich wie in einem Boot mit einem Paddel. Wenn ich nur mit einem Paddel rudere, fahre ich nicht voran, sondern ich drehe mich um die eigene Achse. Ähnlich ist es mit unseren zwei wichtigsten Geboten. Wenn ich mich nur auf ein Gebot konzentriere und das zweite nicht wahrnehme, komme nicht voran. Egal welches Gebot ich nehme, ich erreiche das Ziel nicht. Sowohl in meinem persönlichen Glaubensleben als auch in der Gemeinschaft der Kirche müssen wir aufpassen, dass wir keines von den zwei Geboten vernachlässigen. Wenn ich nur bete, wenn ich häufig in die Kirche komme und gleichzeitig meine familiären Verpflichtungen ignoriere und nicht liebevoll mit meinen Nächsten umgehe oder sogar unerträglich für meine Familie bin, kann ich dann sagen, dass ich ein echter Christ bin? Das gleiche betrifft auch die gesamte Kirche, wenn sie nur Gottesdienste feiert, und für die Notleidenden und Bedürftigen nicht offen ist. In dem Fall dreht sich die Gemeinde nur um sich selbst. Demgegenüber steht die Kirche, die sich ausschließlich auf den sozialen Aspekt konzentriert und das Geistliche, das heißt Gottesdienste, Gebet und Liturgie vernachlässigt, und das ist auch nicht richtig. Solche Tätigkeit ist die Aufgabe der verschiedenen Hilfsorganisationen und wir als Kirche sind nicht nur eine Organisation, wir wollen unsere Hilfe mit Gott verbinden und dort unsere Inspiration verankert haben. Ideal wäre, wenn ich als Christ im Gebet tief mit Gott verbunden bin und dann aus meinem Glauben heraus meine Sensibilität und Empfindlichkeit für die Hilfsbedürftigen wächst und ich dadurch ein offenes Herz für die Bedürfnisse meiner Nächsten habe. Links und rechts zu paddeln, Gottesliebe und Nächstenliebe zu praktizieren wäre unser Ziel als Christen. Das ist auch der richtige Weg zu Gott. So haben wir es im Evangelium gehört.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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