Freitag 29. März 2024

Wasser schöpfen am Jakobsbrunnen

Predigt von hw. Pfarrer Dr. Heimo Sitter zum 3. Fastensonntag

 

 

In den nächsten Tagen und Wochen wird uns eine besondere Art von Fastenzeit verordnet: auf Grund der Anordnungen unserer Bundesregierung zur Vorbeugung gegen eine weitere Verbreitung des Corona-Virus, die auch unsere Diözese und Kirche betreffen, werden keine öffentlichen Gottesdienste mehr abgehalten werden, kirchliche Veranstaltungen und Sitzungen werden abgesagt, Taufen und Hochzeiten sind zu verschieben und Begräbnisse sollen nur im kleinsten Rahmen und nur am Grab bzw. außerhalb des Kirchenraumes stattfinden. So wurde es uns von der Kirchenleitung unserer Diözese vorgeschrieben.

Diese schwerwiegenden Maßnahmen sind aber nicht leichtfertig getroffen worden; bei ihnen geht es darum, vor allem die Gruppe der alten und kranken Menschen zu schützen, die am meisten durch das Corona-Virus gefährdet sind. Deshalb sind diese Maßnahmen Ausdruck einer recht verstandenen christlichen Selbst- und Nächstenliebe. Wir als Kirche, so heißt es in einer Mitteilung der Kirchenleitung, hören nicht auf, für die Sorgen und Nöte der Menschen in verantwortungsvoller Weise da zu sein, für sie zu beten und die Eucharistie zu feiern, gerade in dieser schwierigen Situation.

Ich denke, das ist eine sehr wertvolle Anregung, wenn es da heißt: wir (als Kirche, als Pfarre) hören nicht auf, für die Sorgen der Menschen in verantwortungsvoller Weise da zu sein. Vielleicht ist jetzt gerade die Nachbarschaftshilfe besonders gefragt und erforderlich: so habe ich im Radio gehört, dass es in größeren Städten Initiativen der Studenten und Jugendlichen gibt, gerade alten Menschen zu helfen: z.B. indem sie für diese Einkäufe erledigen oder sonst Hilfsdienste leisten, ohne freilich sich selber oder andere dabei in Gefahr zu bringen. Priester und Diakone sowie andere Seelsorger/Innen stehen den Gläubigen per Telefon zur Verfügung, um z.B. eine Aussprache zu ermöglichen.

Darüber hinaus bleiben die Kirchen ja (bei uns im PV) tagsüber geöffnet: dh. dass die Gläubigen diese für das persönliche Gebet aufsuchen können. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Nutzung von Gottesdiensten per Medien: so bietet z.B. Radio Stephansdom Gottesdienste an, ebenso Radio Maria Ö. und Radio Horeb und auch per Internet können Gottesdienste mitgefeiert (z.B. von missio.at) werden.

Für mich liegt in diesen Ereignissen, die ja nicht nur das kirchliche, sondern das gesamte gesellschaftliche Leben betreffen, also auch z.B. Bereiche wie den Sport oder die Kultur, der Anruf zur Innerlichkeit, zur Einkehr bei sich selber, zur Lektüre guter Bücher und geistlicher Schriften, eine Atempause in der Nähe und Gegenwart Gottes.

Die Frau am Jakobsbrunnen aus dem heutigen Evangelium hat in der Mittagshitze wahrscheinlich auch nicht damit gerechnet, dass sie gerade am Jakobsbrunnen innehalten werde, um sich wichtigen Fragen ihres bisherigen Lebens zu stellen. Sie war dorthin gekommen, um Wasser zu schöpfen und wird von Jesus in ein langes Gespräch verwickelt, in dessen Verlauf sie erkennt, dass es um etwas ganz anderes geht, das wichtig und entscheidend für ihr Dasein ist. Jesus bittet die Frau um Wasser – ein demütiger und erstaunlicher Akt, denn damals war es in der Öffentlichkeit nicht üblich, dass ein erwachsener Mann eine fremde Frau angesprochen bzw. sie um etwas gebeten hat. Noch dazu weist Jesus in diesem Gespräch auf den wunden Punkt im Leben dieser Frau hin, auf die verschiedenen, gescheiterten Beziehungen, die sich in ihr Herz, in ihre Seele eingegraben und wohl auch Wunden und Verletzungen hinterlassen haben. Weil Jesus dieser Frau nicht verurteilend, sondern annehmend begegnet, kommt sie mit der tiefsten Sehnsucht ihres eigenen Herzens in Berührung, für die das Wasser des Brunnens nur ein Symbol und Gleichnis darstellt. Es ist die Sehnsucht danach, umfassend angenommen und geliebt zu sein, Geborgenheit zu erfahren – und diese Geborgenheit kann umfassend und für immer nur einer vermitteln und das ist GOTT.

In Jesus ist diese Annahme und Liebe für die Frau erfahrbar und menschlich/göttlich vermittelt worden, das wird ihrem irdischen Dasein einen neuen Sinn, eine veränderte Zukunft geben.

Nehmen wir uns Zeit in dieser jetzt doch sehr veränderten gesellschaftlichen Situation, um zur Quelle zu kommen, innezuhalten, die Bibel zu lesen, mit Jesus in ein inneres Zwiegespräch zu gelangen, so wie die Samariterin. Lassen wir uns von Jesus das lebendige Wasser schenken, das nur er zu geben vermag. Er gibt auch uns zu trinken von dem Geist, der in uns zur sprudelnden Quelle wird. Seine Nähe in unseren Herzen kann viel zur Beruhigung beitragen in einer Situation, in der manche Menschen auch sehr besorgt sind, überreagieren oder sich abkapseln und einigeln. Wir sind aber nicht allein mit unseren Sorgen, Problemen, Nöten oder Herausforderungen, sondern Er, der Herr steht an unserer Seite und will uns tragen, leiten, führen und einen ganz tiefen Frieden im Herzen schenken. Amen.

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