Mittwoch 24. April 2024

Wer braucht einen König, der seine Feinde nicht niedermacht?

In den vergangenen zwei Wochen ist es sehr still in unseren Städten und Ortschaften   geworden. Ausgangsbeschränkungen, Absagen von Veranstaltungen, sogar von Gottesdiensten waren auf Grund der „Corona-Krise“ verordnet worden. Ein wenig erinnerte mich die Situation an den Karsamstag, Tag der Grabesruhe und Grabesstille in der Karwoche.

Seinen Ausgang nimmt dieser Tag bei jenen Ereignissen, von denen wir am Palmsonntag in der Liturgie hören, nämlich dem Einzug Jesu in Jerusalem (Mt 21,1-11) und der Passionserzählung (Mt 26,14-27,66 oder Kurzfassung: Mt 27,11-54). Der Palmsonntag ist wie eine feierliche Ouvertüre zu all dem und weist schon auf das Wesentliche der Karwoche voraus. Mit   diesem Festtag verbindet sich althergebrachtes Brauchtum: Palmzweige mit Palmweihe, Prozessionen, mancherorts auch Palm-Esel usw., auch wenn dieses Brauchtum heuer auf Grund der bekannten Umstände nicht so wie üblich gepflegt werden kann. Das Evangelium vom Einzug des Herrn in Jerusalem stellt seinen Weg in die Hl. Stadt ähnlich wie eine Wallfahrt dar: Pilger und Pilgerinnen ziehen (in verschiedenen Gruppen) in die Hl. Stadt ein. Unter ihnen ist der Herr.

Jesus kommt aber nicht hoch zu Ross, sondern auf einem Esel, dem Tier armer und einfacher Leute. Die Menschenmenge, die ihm zujubelt, sieht aber nur das was sie sehen will: Sie bezeichnet ihn als Sohn Davids; David war der große König des Alten Testamens, der Herrscher schlechthin, aus dessen Geschlecht der Messias erwartet wurde und kommen sollte. Viele, die die Wunder Jesu gesehen hatten, dachten wohl: Jetzt ist es soweit, jetzt zeigt er sich endlich als König, wie ein weltlicher Herrscher; endlich kommt unser Messias, der das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufrichten und Ordnung schaffen wird. Als Jesus dann diese Erwartungen nicht erfüllt, schlägt die Stimmung um und der Ruf danach wird laut, ihn zu beseitigen.

Im Prozess Jesu, wie ihn uns die Langfassung des Mt.-Evangeliums überliefert, gibt es eine ganz zentrale Schlüsselszene (Mt 26,57-68): Jesus wird verhaftet und vor den Hohen Rat geführt; dort wird er mit falschen Zeugenaussagen konfrontiert, um das Todesurteil gegen ihn erwirken zu können. Das gelingt aber den Hohepriestern und Schriftgelehrten nicht. Deshalb sagt der Hohepriester schließlich zu ihm: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, sag uns: Bist du der Christus, der Sohn Gottes?“ Jesus antwortete: „Du hast es gesagt. Doch ich erkläre euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen“. Da zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: „Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen...“ und das Gremium forderte den Tod Jesu, den sie schließlich an Pilatus ausliefern werden. Denn die Juden konnten kein Todesurteil aus eigener Vollmacht vollstrecken.

Diese Szene stellt auch Anfragen an uns: Wer ist Jesus für mich? Ist er für mich der Christus, der Messias, der Gesalbte, der Sohn Gottes? Und wenn ja, sind das nur Worte oder haben sie auch eine Bedeutung für mein Leben, mein Dasein, meine Verhaltensweisen, meinen Alltag? Wie stehe ich zu seinem Weg der Selbsthingabe aus Liebe, des Einsatzes für alle Menschen? Sind wir auf der Seite derer die sich – trotz aller persönlichen Schwäche und Fehlerhaftigkeit, die ihnen (und uns) anhaften mag – auf das Mysterium der Liebe einlassen, so wie Jesus es vorgelebt hat? Oder sind wir bei denen, die den Kopf schütteln und sich schwer tun mit einem König, der seine Feinde nicht niedermacht, sondern für seine Verfolger betet?

Das sind die ernsten Fragen, die hinter dem Palmsonntag stehen, die uns schließlich auch zum Osterlicht hinführen wollen. Am Ende der Passionserzählung nach Matthäus steht – nach dem Tod Jesu am Kreuz - das Bekenntnis des heidnischen Hauptmanns und seiner Männer: „Wahrhaftig, Gottes Sohn war dieser“ ! (vgl. Mt 26,54). Der Glaube, der zunächst einmal das auserwählte Volk nicht erreichen kann, fasst Fuß bei den Heiden, wird sich neue Wege bahnen, wird zum Durchbruch gelangen. Denn Gott lässt Jesus nicht im Stich, die Botschaft der Liebe, die er vollkommen verkörpert hat, wird guten Boden finden und Frucht bringen in den Herzen vieler Menschen und fremder Völker. Deshalb darf jeder von uns Hoffnung haben auf Auferstehung und neues Leben, das uns der Sohn Gottes in seiner Hingabe erschlossen hat. Amen 

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