Donnerstag 25. April 2024

Wenn zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind,.....

„Wenn zwei Verantwortung tragen, ist keiner verantwortlich“, sagt ein portugiesisches Sprichwort. Dahinter steckt wohl die Erfahrung, dass einer leicht in die Versuchung gerät, die Verantwortung, die er in einer wichtigen Sache hat, auf einen anderen abzuschieben, besonders dann, wenn es schwierig oder brenzlig wird, diese zu übernehmen.

In diesem Zusammenhang wird z.B. in der Politik oder auch in der Wirtschaft immer wieder die Frage nach der Verantwortung bzw. den Verantwortlichen gestellt, wenn etwa Missstände ans Tageslicht kommen oder große Schäden und Verluste, wie z.B. eine Pleite, eingetreten sind. Dann werden Untersuchungskommissionen eingesetzt oder es wird gefordert, dass jemand für den eingetretenen Schaden die Verantwortung übernimmt.

 

Auch im kirchlichen Bereich spielt das Thema Verantwortung eine große Rolle und wird heute sowohl in den Lesungen als auch im Evangelium zur Sprache gebracht. In der Lesung aus dem Buch Ezechiel wurde die Aufgabe des Propheten angesprochen, schuldig gewordene Menschen im Gottesvolk Israel zurecht zu weisen und so seiner Verantwortung gerecht zu werden, die er in dieser Gemeinschaft innehat. Er soll im rechten Augenblick warnen, aber nicht aus Herrschsucht oder Besserwisserei, sondern deshalb, weil er dadurch Menschen vor dem Verderben bewahrt und so Leben rettet. Diese Aufgabe hat den Propheten des alttestamentarischen Volkes viel abverlangt, denken wir nur z.B. an den Propheten Jeremia, der den Untergang Jerusalems vorausgesehen und die Verantwortlichen immer wieder davor gewarnt hat, ohne Erfolg, wie sich dann zeigte. Diese Verantwortung füreinander war natürlich auch für die neutestamentlichen Gemeinden, für die der Evangelist Matthäus sein Evangelium verfasst hat, ein Thema und ist es dann weiter im Laufe der Geschichte geblieben, bis heute.

 

Wie geht man um mit Menschen, die sich schwer gegen andere in der Gemeinde versündigen bzw. gegen die gemeinsame Grundlage des Evangeliums handeln? Davon hängt ja viel ab: der Friede zwischen Menschen und in der Gemeinde, die Glaubwürdigkeit der verkündeten Botschaft und das Schicksal von Menschen u.a.m. Das Kirchenrecht kennt die Exkommunikation für besonders schwere Vergehen als Strafmittel und Zurechtweisung, die letztlich der Besserung des Betroffenen dienen sollen.

Wir müssen nicht alles tolerieren, was andere tun und deshalb gibt heute auch das Evangelium Anweisungen dazu, wie wir jemandem, der schuldig geworden ist, wieder zurückgewinnen können oder es jedenfalls versuchen können. Denn die Liebe schulden wir einander immer, sagte der Apostel Paulus heute in der 2. Lesung im Römerbrief und das Evangelium ist eine Anleitung dazu, diese Liebe zu leben. Da ist zunächst einmal das Gespräch unter 4 Augen, das die Diskretion bewahrt und den anderen nicht gleich an den Pranger stellt. Vorher wird es gut sein, sich zu überlegen, ob das Verhalten des anderen wirklich Sünde und Unrecht im strengen Sinne ist und nicht etwa eine andere, vielleicht mir fremde Sichtweise der Dinge dahintersteckt, die ich in meiner engen Sicht nicht akzeptieren will oder von der ich mich aus irgendeinen Grund bedroht fühle? Wenn das nach ehrlicher Prüfung für mich nicht der Fall ist, dann kann ich versuchen, den anderen Menschen im persönlichen Gespräch von seinem unrechten Verhalten zu überzeugen, wenn das nichts nützt, kann der Kreis für das Gespräch erweitert werden, bis schließlich die Gemeinde als Ganzes hinzugenommen wird und ihr Urteil trifft.

 

Kann auch die Gemeinschaft als Ganzes einen Sünder nicht bessern oder überzeugen, dann ist das zunächst einmal ein Scheitern, das schmerzen muss, weil es nicht gelungen ist, einen anderen zu überzeugen, einen Dialog zu einem guten Abschluss zu bringen, einen Menschen, der abdriftete, wieder in die Gemeinschaft zu integrieren.

 

Aber dieses Scheitern, dieser Schmerz muss nicht endgültig sein. Jesus sagt im Evangelium: „Dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner“, und aus dem Kontext des gesamten Evangeliums wissen wir ja, dass Jesus sich besonders um diese Menschen bemüht hat, die als Sünder bzw. Zöllner aus der Gemeinschaft ausgeschlossen waren und von ihr gemieden wurden. Gerade ihnen gegenüber hat Jesus Zeichen gesetzt der Hinwendung und Kommunikation, indem er mit ihnen gegessen hat und ihnen deutlich gemacht hat, dass sie trotz ihres Versagens oder problematischen Lebenswandels eine Würde haben, die sie wieder neu entdecken können und dadurch dem Gott der Liebe begegnen können, der niemanden aufgibt. Gott ist geduldig und wartet auf jeden, mag er sich auch noch so weit verlaufen oder entfernt haben vom Weg des Heiles. Und der deutsche Mystiker Meister Eckhard hat einmal gesagt: „Auch wenn wir glauben, dass wir von Gott getrennt sind, sollen wir (uns) doch gewiss sein, dass er sich nur so weit entfernt hat, dass er draußen vor der Tür steht und auf uns wartet“.

 

Schließlich gibt es noch einen anderen Weg, der für die Gemeinde gangbar ist, wenn alle anderen menschlichen Möglichkeiten erschöpft sind im Versuch der Kommunikation mit einem verloren gegangenen Gemeindemitglied: es ist das Gebet. Denn wenn das heutige Evangelium am Ende auf das Gebet zu sprechen kommt, dann ist das wohl kein Zufall, sondern ein kreativer und vertrauensvoller Weg, der Gott alles zutraut, auch das scheinbar uns Menschen Unmögliche.

 

Was 2 oder 3 einmütig erbitten, das werden sie erhalten, besonders dann, wenn es um das Heil der Menschen geht, um die Liebe und die Verbundenheit im Glauben, um die Verantwortung füreinander, die gerade auch im Gebet aktualisiert wird. Amen.          

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