Samstag 20. April 2024

Hochfest Christkönig

 

„Bist du der König der Juden?“, so fragte Pilatus Jesus im Evangelium des Christkönig-Sonntags. Pilatus war von 26 – 36 n.Chr. Präfekt/Statthalter der röm. Provinz Judäa und dem röm. Kaiser Tiberius loyal verbunden. Der politische Anspruch eines Königs der Juden hätte natürlich auch die Macht des Kaisers in Rom in Frage gestellt, deshalb war seine Frage an Jesus verständlich.            

Blickt man zurück in die Geschichte des Volkes Israel, so kann man feststellen, dass sich dieses mit dem Königsamt schwer getan hat. Nach der Einwanderung der Stämme Israels ins Gelobte Land war die Grundlage des Zusammenlebens der egalitäre Zwölfstämmeverband, also ein gleichberechtigter Zusammenschluss aller Stämme Israels. Israel hatte lange Zeit keinen König, es sollte nicht wie all die anderen Völker sein, die einen König hatten, vielmehr war der Gott (=JHWH) der einzige Herr in Israel. Es gab zwar Herrschaft, z.B. durch die Richter, aber dieser war von Gott abhängig und auf ihn bezogen. Um das Jahr 1000 vor Chr. wurde dann das Königtum dennoch auch in Israel eingeführt.

Von nun an wurde auch Gott (JHWH) als König bezeichnet, z.B. in den Psalmen. Der König von Israel war aber kein absoluter Monarch bzw. Herrscher. Er wurde durch Richter bzw. Propheten gesalbt (z.B. Samuel) und seine Autorität ging von Gott aus als dem obersten König und Herrn. Das Volk Israel wurde als Eigentum Gottes angesehen und nicht jenes des Königs, wie in anderen, altorientalischen Völkern. Deshalb war Israel keine Monarchie wie alle anderen. Der König stand nicht über, sondern unter dem Gesetz, das von Gott gegeben worden war, und das sowohl das Volk als auch den König verpflichtete. Und weil sich die Könige und die führende Schicht des Landes nicht an das religiöse Gesetz hielt, kam es zum Untergang des Königtums, wie die Schriften des Alten Testaments es sahen und deuteten. „Jetzt will ich meine Schafe selber suchen“, sagte deshalb der Prophet Ezechiel im Auftrag Gottes zum Volk, als Juda durch die Babylonier erobert wurde und das Königtum unterging.  

Auch Jesus hat sich mit dem Königstitel schwergetan. Jedenfalls hat er ihn selber für sich nicht verwendet. Obwohl er durchaus ein messianisches Bewusstsein hatte, hat er den Königstitel für sich nicht in Anspruch genommen. Erst ganz zum Schluss, im Prozess, der ihm gemacht wurde, hat Pilatus im Gespräch, das wir als Evangelium gehört haben, diesen Titel an ihn herangetragen. Die Antwort Jesu auf die Frage des Pilatus macht deutlich, dass in seinem Reich andere Maßstäbe gelten als in den übrigen, weltlichen Reichen. Seine Vollmacht hat ihre Wurzeln in der göttlichen Welt und das Ziel seines Wirkens auf Erden ist es, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Er repräsentiert in dieser irdischen Welt die Gegenwart Gottes und lässt hier bei uns das Wunder der heilenden und vergebenden Liebe seines himmlischen Vaters sichtbar werden. Jeder, der diese Wahrheit annehmen und erkennen kann, ist sozusagen Bürger seines Reiches.

Pilatus hat die Antwort Jesu nicht verstanden und hat zu einem besonderen Mittel gegriffen, um Jesus zu verspotten: Die Kreuzesinschrift, die damals bei Hinrichtungen üblich war, hält genau diesen Titel fest: „Jesus, der König der Juden“. Zum Spott für ihn und für die Juden hat Pilatus diese Inschrift anbringen lassen. Und viele, die beim Kreuz des Herrn vorbeikamen, verspotteten ihn in derselbe Weise, indem sie sagten: „Anderen hat er geholfen, sich selber kann er nicht helfen, steig` doch herab vom Kreuz, wenn du der Messias bist“, sagten sie.

Aber es gab und gibt auch viele im Laufe der Geschichte, die diese verborgene Wahrheit erkannt haben, dass Jesus ein König ist, ein König der Liebe und des Friedens, der Wahrheit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Gnade. Maria Magdalena zählte dazu, die zwölf Apostel, der Apostel Paulus, Benedikt von Nursia, Franz von Assisi, Dominikus, Theresa von Avila, Mutter Theresa von Kalkutta, Rupert Mayer u.v.a.m. Ihnen allen ist aufgegangen, dass es ein Königtum des Herzens gibt, ein Reich, in dem Gott letztlich das Sagen hat und wo menschliche Machtansprüche und Gewaltmittel, auch wenn sie schmerzlich sind und vielleicht sogar das Leben kosten, nicht mehr greifen können. Ein Reich, wo das Dienen zählt und nicht das Herrschen, die Liebe und nicht der Hass oder die Gleichgültigkeit.

Jesus steht für dieses Königtum, für diese Herrschaft und in diesem Sinne können wir heute auch das Christkönigsfest feiern, das in einem anderen gesellschaftlichen und politischen Kontext im Jahre 1925 von Papst Pius XI eingeführt wurde und dennoch seine Berechtigung hat, wenn wir es so sehen, wie es das 2. Vatikanische Konzil formuliert hat: Christus wird am Ende der Zeiten die ganze Schöpfung für seine liebevolle Herrschaft gewonnen haben. Er wird dem Vater ein ewiges, allumfassendes Reich übergeben, das Reich der Wahrheit und des Lebens, der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Hier auf Erden ist dieses Reich schon im Geheimnis da; beim Kommen des Herrn erreicht es seine Vollendung, heißt es in Gaudium et spes Nr. 39. Und wir sind eingeladen, Bürger dieses Reiches zu sein und schon heute etwas davon sichtbar zu machen. Amen. 

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