Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am 21.9.2025
Jesus hat sich erstaunlich oft mit dem „lieben Geld“ beschäftigt. In vielen Gleichnissen, Bildern, Mahnungen spricht er davon. Wie war sein Verhältnis zu dem, was er den „ungerechten Mammon“ nennt? Ist für ihn das Geld von vornherein verdächtig? Ist es gar etwas in sich Unmoralisches? Nach dem heutigen Evangelium scheint ihm vor allem wichtig zu sein, wie wir mit dem Geld umgehen, ob wir dabei zuverlässig sind oder nicht.
Bevor wir uns ansehen, was Jesus über das Geld gelehrt hat, sollten wir uns fragen, wie er selber mit dem Geld umgegangen ist. Darüber haben wir freilich keine genauen Informationen. Sicher wissen wir nur, dass Jesus bis zu seinen 30. Lebensjahr einem normalen Brotberuf nachgegangen ist, und dazu brauchte er den täglichen Umgang mit Geld. Als Zimmermann, dem Beruf seines Vaters, bei dem er ein Handwerk gelernt hat, musste er notwendigerweise mit Kostenrechnungen, Einkauf, Preisen, Gewinn umgehen. War er erfolgreich? Hat er seine Mitarbeiter ordentlich bezahlt? Offensichtlich hatte er mit seinem Betrieb keinen schlechten Ruf. Er wusste aber auch darüber Bescheid, dass sich überall, wo Geld eine Rolle spielt, Betrug, Verschwendung, Ausbeutung einschleichen können. Seine Berufserfahrung hat ihn gelehrt, was er im heutigen Evangelium sagt: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.“ Seine Erziehung und das Leben haben ihn gelehrt, was für alle Generationen gültig bleibt. Gleich mehrmals kommt ihm deshalb das Wort „zuverlässig“ in den Mund. Er weiß, wovon er spricht. Im Grunde wissen wir es alle. „Ehrlich währt am längsten“, sagt das Sprichwort.
Wiederholt also Jesus einfach nur das, was wir alle eh schon wissen? Er geht noch einen großen Schritt weiter, wenn er uns klar und deutlich vor eine Entscheidung stellt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Also, im Klartext: Gott oder Geld! Noch deutlicher: „Kein Sklave kann zwei Herren dienen!“ Wie soll das praktisch aussehen? Wer jeden Euro umdrehen muss, weil alles sich nicht mehr ausgeht – wird er von Jesus beschuldigt, zu wenig Gottvertrauen zu haben? Was kann eine Alleinerzieherin dafür, dass sie viel an das zu wenige Geld denken muss? Ist sie deshalb Sklavin des Geldes? Wie klingen für sie die Worte Jesu? „Macht euch keine Sorgen, was ihr essen und trinken werdet. Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht.“ Wissen das auch die, die monatlich die Rechnungen ins Haus schicken?
Wie war Jesu persönliches Verhältnis zum Geld? Eines macht er deutlich: Zum Geld können wir keine Beziehung haben, zu Gott schon. Geld zu haben gibt eine gewisse Sicherheit. Freundschaft zum Geld gibt es nicht. Jesus zeigt, worum es letztlich geht: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht.“ Am Ende zählt nicht mehr das Geld. Schön sagt es der heilige Papst Gregor der Große (540-604): „Damit die Menschen nach dem Tod etwas in der Hand halten, sollen sie vor dem Tod ihre Reichtümer in die Hände der Armen legen.“
Lk 16, 10–13
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das Eure geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.