Solidaritätsweg am 13. Mai lenkt Blick auch auf "vergessene" Geflüchtete an den EU-Außengrenzen sowie auf Menschen, die auf der Flucht verstorben sind.
Auch in Zeiten großer Aufnahmebereitschaft und Hilfe für die Ukraine ist es notwendig, den humanen Umgang mit Flüchtlingen in Politik und Gesellschaft einzumahnen: Dieses Anliegen verfolgt der Solidaritätsweg "Romaria", der am Abend des 13. Mai (Freitag) durch die Wiener Bezirke Favoriten und Wieden führt.
Die bereits zum 12. Mal durchgeführte Kundgebung wolle ein Zeichen "für Achtung der Menschenrechte und Würde von geflüchteten Menschen und gegen Ausgrenzung" sein, erklärte am Donnerstag Diakon Arpad Paksanszki vom veranstaltendem "Pfarrnetzwerk Asyl".
Start des Weges ist um 17 Uhr bei vor der Kirche am Keplerplatz, von wo aus er dann zum Wiener Hauptbahnhof führt. Dort gibt es am angrenzenden Südtiroler Platz um 18.15 Uhr eine Station, ehe nach einem weiteren kurzen Wegabschnitt ab 19 Uhr in der Kirche St. Elisabeth ein interreligiöses Totengedenken für auf der Flucht Verstorbene die Flüchtlingswallfahrt beschließt. Alle Teilnehmenden bittet das Pfarrnetzwerk Asyl, gut erhaltene Kinder- oder Erwachsenenschuhe für die Gestaltung des Weges mitzubringen und diese im Anschluss für in Bosnien gestrandete Geflüchtete zu spenden.
Das diesjährige Leitwort, "Wo ist deine Schwester?", spielt einerseits auf das Bibel-Zitat aus dem Buch Genesis an, bei dem Kain nach seinem von ihm ermordeten Bruder gefragt wird, sowie auch auf die Situation der nach Österreich geflohenen Ukrainerinnen, erklärte Paksanszki. "Es ist sehr schön, wie viel Zusammenhalt bei der Aufnahme und Versorgung der Menschen aus der Ukraine derzeit zu spüren ist. Die anderen Flüchtlinge, auf denen der Fokus derzeit nicht liegt und die erheblich größere Hürden für Asyl haben, dürfen dabei aber nicht vergessen werden", so der in der Wiener Pfarre Hildegard Burjan tätige Diakon.
Wie bereits bei den bisherigen "Romarias", bieten auch diesmal thematischen Halte entlang der Route Einblicke in aktuelle Missstände im Flüchtlingsbereich, mit dem Fokus auf Österreich wie auch Europa. So behandelt etwa der Beitrag von Sigrid Spender von "SOS Balkanroute" die Situation jene Menschen, die aufgrund der Asylpolitik in prekären Verhältnissen an den EU-Außengrenzen gestrandet oder in unsichere Länder abgeschoben worden sind. Beim Hauptbahnhof, der schon im Jahr 2015 Hotspot der Flüchtlingsankunft war und nun im Ukraine-Krieg erneut dazu wurde, werden Vertreter der Caritas Wien sprechen und die Junge Katholische Aktion eine symbolträchtige Handlung setzen.
Am interreligiösen Totengedenken für die auf der Flucht Verstorbenen nehmen schließlich Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften teil. Eröffnet wird das Gedenken von Sr. Gudrun Schellner, deren Ordensgemeinschaft - die Franziskanerinnen - sich in Österreich wie auch in Bosnien-Herzegowina sehr für Flüchtlinge einsetzt.
Das Pfarrnetzwerk Asyl als Hauptveranstalter der "Romaria" setzt sich aus Pfarren in Wien und Umgebung zusammen, die regelmäßig gemeinsame Aktionen planen und durchführen. Dazu gehören Projekte wie "Familien helfen Familien", bei denen in Kooperation mit der Caritas Spendengelder gesammelt werden für in Bosnien lebende Familien, die sich trotz teils selbst armer Verhältnisse für Flüchtlinge einsetzen und dafür in ihren Dörfern oft zu Außenseitern werden. Mittelfristig sollen in der Stadt Bihac zwei Häuser für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge entstehen, zudem läuft auch Schulungsprojekt, das Sozialarbeiterinnen in Bosnien Knowhow für die Flüchtlingsbetreuung vermittelt.
Doch auch in Österreich ist das zuletzt auf 16 Mitglieder angewachsene Pfarrnetzwerk aktiv: Mit Bewusstseinsbildung wie durch Kurzfilme in der Fastenzeit beispielsweise, welche das jeweilige Sonntagsevangelium im Hinblick auf die Hilfe für Flüchtlinge beleuchtete, oder durch konkrete Hilfe. "Alle Mitgliedspfarren sind in der Unterbringung oder Unterstützung der Ukrainerinnen beteiligt - etwa mit Wohnraum, Mahlzeiten, Deutschkursen und Freizeitangeboten", erklärte Paksanszki, in dessen Wiener Pfarre in jüngster Vergangenheit neben der Unterbringung von zehn Menschen aus der Ukraine auch für drei aus dem Iran Unterkünfte gesucht worden waren.
Infos: www.pfarrnetzwerkasyl.at