Von Montag bis Dienstagabend tagen die aus aller Welt angereisten Kardinäle unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der vatikanischen Audienzhalle.
Von Montag bis Dienstagabend tagen die aus aller Welt angereisten Kardinäle unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der vatikanischen Audienzhalle.
Kirchenvertretern diskutierten am Montag in Kleingruppen in der vatikanischen Audienzhalle über Kurienreform, Plenumsdebatte für Dienstag vorgesehen. Atmosphäre "harmonisch und friedlich".
Die Reaktionen von Teilnehmern auf den ersten Teil der Kardinalsberatungen zum Umbau der weltkirchlichen Zentralverwaltung sind überwiegend positiv. Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich erklärte am Montag auf Nachfrage, dass man in kleinen Gruppen über die Kurienreform "Praedicate Evangelium" diskutiert habe. "Das war sehr schön", so Hollerich. Die Reaktionen in seiner Gruppe seien sehr positiv gewesen. Auch Kardinal Walter Kasper nannte die Beratungen "schön". Positiv äußerte sich ebenfalls Kardinal Mario Grech, Leiter des Synodensekretariats. Der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga sprach von einer "harmonischen und friedlichen" Atmosphäre.
Von Montag bis Dienstagabend tagen die aus aller Welt angereisten Kardinäle unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der vatikanischen Audienzhalle. Offizielles Thema ist die Anfang Juni in Kraft getretene Kurienreform von Papst Franziskus. Ob weitere Themen beraten werden, ist unklar. Die Debatte über einen Umbau der Zentralverwaltung der katholischen Weltkirche ist mit Spannung erwartet worden. Da das Treffen zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt einberufen wurde, rechnen Beobachter mit einem wichtigen Signal des Papstes für organisatorische Reformen. Unter anderem könnte es um neue Regeln für die nächste Papstwahl, das Konklave, gehen.
Nach Vatikanangaben nehmen etwa 200 der 226 Kardinäle an der Versammlung teil. Aus Österreich ist Kardinal Christoph Schönborn dabei, aus Deutschland die Kardinäle Reinhard Marx und Rainer Maria Woelki, aus der Schweiz Kurienkardinal Kurt Koch. Die Gespräche erstreckten sich am Montag über sieben Stunden, unterbrochen durch eine kurze Mittagspause, für Dienstag ist ein ähnliches Pensum vorgesehen. Neben Diskussionen in Sprachgruppen soll es auch Debatten im Plenum geben. Anders als frühere Treffen bezeichnet der Vatikan die Veranstaltung nicht als "Konsistorium", sondern lediglich als "Versammlung der Kardinäle".
Vergleichbare beratende Versammlungen der Kardinäle der katholischen Weltkirche hat es im Pontifikat von Franziskus bislang nur zwei gegeben. 2014 stand die Debatte um einen anderen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Mittelpunkt. Im Jahr darauf ging es unter anderem um die vatikanischen Finanzen und um das damals noch relativ neue Projekt einer Kurienreform. Seit sieben Jahren hat Franziskus das Kardinalskollegium nicht mehr zu Beratungen nach Rom berufen.
Am Samstag hatte der Papst 20 Geistliche aus aller Welt zu Kardinälen erhoben und sie damit in sein wichtigstes Beratergremium aufgenommen. Am Sonntag hatte er im mittelitalienischen L'Aquila Betroffene des schweren Erdbebens von 2009 getroffen und die Wallfahrt "Perdonanza Celestiniana" eröffnet. Sie geht auf Coelestin V. zurück, der 1294 als erster Papst der Geschichte freiwillig zurücktrat. Vor dem Besuch waren Spekulationen um einen möglichen Rücktritt des gesundheitlich angeschlagenen 85-jährigen Franziskus laut geworden. Am Dienstag um 17.30 Uhr feiert Franziskus eine Messe mit den neuen Kardinälen im Petersdom. Auch seine Predigt zu diesem Anlass wird mit Spannung erwartet.