Kardinal Schönborn: "Das heute selbstverständliche Miteinander ist eine große Freude für mich"
Kardinal Schönborn: "Das heute selbstverständliche Miteinander ist eine große Freude für mich"
Kardinal Schönborn: Miteinander der beiden Kirchen heute selbstverständlich
Kardinal Christoph Schönborn hat die guten Beziehungen zwischen Katholischer und Evangelischer Kirche in Wien gewürdigt: "Das heute selbstverständliche Miteinander ist eine große Freude für mich", schrieb der Wiener Erzbischof im Magazin "Evangelisches Wien" (aktuelle Ausgabe) anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Wiener Evangelischen Superintendenz A.B. Neben Schönborn gratulierten zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft zum runden Geburtstag - unter ihnen Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig.
Er erlebe die guten Zusammenarbeit zwischen den Kirchen bei zahlreichen Gelegenheiten, betonte Schönborn: "Ein Musterbeispiel ist für mich die Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge in der Apostelgasse, die von Diakonie, Maltesern und dem Orden der Schulschwester im heurigen Sommer errichtet wurde".
Für Bundespräsident Alexander Van der Bellen bildet die Evangelische Kirche in Wien "eine offene, vielfältige und vor allem sozial überaus engagierte Gemeinschaft". "Sie gibt jenen, die Unterstützung brauchen, Rückenwind, begrüßt den Dialog mit Andersdenkenden und stellt sich vehement gegen jede Form der Ausgrenzung und Diskriminierung", würdigte das Staatsoberhaupt das Wirken der Kirche. Mit ihrem Engagement leiste die evangelische Gemeinschaft einen großen Beitrag zum Zusammenleben in der Bundeshauptstadt, zeigte sich Van der Bellen überzeugt.
"Die 21 evangelischen Kirchen prägen das Stadtbild und tragen damit zum Erleben des Evangelischen in Wien bei", konstatierte Bürgermeister Ludwig. Er erlebe die Evangelische Kirche zudem besonders am Karfreitag: "Dieser Tag ist für mich persönlich eine Zeit des Innehaltens", so der Wiener Bürgermeister.
Dem Wiener Superintendenten Matthias Geist ist es wichtig, anlässlich des Jubiläums alle Interessierten am evangelischen Wien zum Dialog einzuladen: "Erzählen wir einander von dem, was uns im Leben und im Glauben geprägt hat, was uns bereichert und begeistert. Und hören wir vor allem zu, was anderen an einer 'evangelischen Prägung' gefällt", so Geist in seinen Grußworten. "Das, was spannend und hilfreich in unserer Gesellschaft ist, wird uns den Blick auf die nächsten 75 Jahre richten lassen", zeigte er sich überzeugt. Deswegen gelte es besonders die neue Generation und ihre Lebenswelt zu erreichen.
Die Evangelische Kirche A.B. in Wien blicke auf eine wechselvolle Geschichte zurück, erklärte der emeritierte Bischof Michael Bünker in einem historischen Abriss. Unter den Vorzeichen der "Wiener Strom- und Gaskrise" infolge der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieg, wurde im Jahr 1947 die neue Evangelische Superintendenz A.B. Wien gegründet. Ihr erster Leiter wurde Superintendent Georg Traar, Pfarrer in der Lutherischen Stadtkirche.
In dem Bewusstsein, dass das kirchliche Leben in einer Großstadt anders eingerichtet werden musste als in den ländlichen Toleranzgemeinden, wurde die eine "Evangelische Gemeinde A.B." in Wien in mehrere Gemeinden gegliedert. Bis heute entstanden so 21 Gemeinden. Lebten 1947 in der Superintendenz Wien noch rund 104.000 Evangelische, sind es heute noch etwa 44.000 Mitglieder. Dem Umstand geschuldet, dass das evangelische Leben in Wien von der Stadt geprägt ist, spielten Zuwanderung, Mobilität und unterschiedliche kirchliche Traditionen schon immer eine wichtige Rolle, so Bünker.
"Die Evangelische Kirche in Österreich lebt in der Diaspora", konstatierte Bünker. Diaspora richtig verstanden bedeute, dass die Kirche unabhängig von ihrer Größe um ihre Rolle in der Gesellschaft wisse und sich für diese mitverantwortlich fühle. Die Evangelischen seien eine "Minderheit mit Mission", so Bünker. Das äußere sich etwa im Einsatz der Kirche für Bildung, aber auch für Gruppen am Rande der Gesellschaft, wie geflüchtete Menschen.
Besondere Aufgabe der Kirche sei es, Räume für Diskussionen, Begegnungen und Experimente zur Verfügung zu stellen, so Bünker. Dabei seien nicht alle Debatten - auch innerkirchliche - ohne Konflikte ausgetragen worden, erinnerte der Bischof etwa an den "langen Weg Kampf um die völlige Gleichstellung der Frauen im Pfarramt". So trat mit Ilse Beyer eine der ersten Pfarrerinnen in Österreich ihren Dienst 1974 in der Johanneskirche im 23. Wiener Bezirk an. (Info: www.evang-wien.at)