Das US- amerikanische Crowdfunding- Projekt „The Chosen“ („Die Auserwählten“) ist der erste Versuch in einer Serie die Evangelien zu erzählen.
Das US- amerikanische Crowdfunding- Projekt „The Chosen“ („Die Auserwählten“) ist der erste Versuch in einer Serie die Evangelien zu erzählen.
Amerikanische Jesusserie inspiriert zum Nachdenken und zum Austausch. Die Pfarre Herz Jesu und die Benediktinerinnen der Anbetung laden ein.
Die Pfarre Herz Jesu, 1210 Wien, Töllergasse lädt am 17. März um 18.00 Uhr zum einem Filmabend. Anhand einer Folge der Serie „The Chosen“ will man im Gespräch der Faszination Jesu und seiner Verkündigung nachspüren.
Ähnlich die Benediktinerinnen der Anbetung in Wien-Liebhartstal. Sie laden von Freitag, 14. April bis Sonntag, 16. April zu Exerzitien unter dem Titel „To be the chosen“ mit Impulsen und Gesprächen rund um ausgewählte Teile der Serie.
Die Verarbeitung biblischer Erzählungen, vor allem des Evangeliums ist nicht neu.
Das US- amerikanische Crowdfunding - Projekt „The Chosen“ („Die Auserwählten“) beschreitet aber mit der Bearbeitung der Evangelien als Serie neue Wege. In mittlerweile drei Staffeln werden die vier Evangelien harmonisiert und dies in erster Linie aus dem Blickwinkel der Jünger Jesu (The Chosen).
Das Genre „Serie“ verlangt dabei noch mehr als die Jesusverfilmungen früherer Jahrzehnte, die zahlreichen Leerstellen mit Handlungssträngen zu füllen. So werden auch moderne Probleme, Rollenbilder und Fragestellungen mit der Geschichte Jesu in Verbindung gebracht, auch um den Preis der prinzipiell beanspruchten historisch akkuraten Darstellung. Da ist etwa der Außenseiter Matthäus, der gleichzeitig unter seinen Sonderbegabungen aber auch Kommunikationsstörungen (Autismus? Asperger?) leidet. Die liebevolle und doch angespannte Beziehung zwischen Petrus und seiner Frau Eden oder die unglückliche Romanze des Thomas und einer weiteren Jüngerin Jesu lockern die Geschichte auf. Auch Anleihen aus außerbiblischen Traditionen, etwa die Gestalt der Veronika, werden auf phantasievolle Weise in den Plot eingewoben.
Die Harmonisierung der biblischen Überlieferung hat eine lange Tradition und reicht ins erste Jahrhundert n. Chr. zurück. Schon sehr früh kamen auch nachhaltig wirksame Traditionen auf, so zum Beispiel die Geschichte der Veronika oder die Kindheitsgeschichte Mariens, die teilweise sogar Bestand von Liturgie und Volksfrömmigkeit wurde. Die zahlreichen Jesusromane aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert und die schon erwähnten cineastischen Bearbeitungen gehören unmittelbar zu den Inspiratoren dieses neuen Versuchs, der Faszination Jesu und seiner Botschaft nachzuspüren.
Die Serie, die sowohl auf einer kostenlosen App als auch auf verschiedenen digitalen Kanälen läuft, hat Ende 2022 weltweit bereits 200 Millionen Zuseher erreicht. Die überwiegend positive Reaktion gibt ihren Produzenten recht: Jesus und die Evangelien faszinieren und inspirieren bis heute.
Kritisch anzumerken ist freilich, dass die Serie im Unterschied zu ihrem Selbstanspruch weit davon entfernt ist, ein authentischer Bericht zu sein. Das kann keine künstlerische Darstellung leisten und dafür gehen Regie und Drehbuch auch zu leichthändig mit Bibel und außerkanonischer Tradition um. Kritische Befunde der modernen Exegese, die spätestens seit Pius XII. auch im katholischen Bewußtsein selbstverständlich zur verantwortlichen Auseinandersetzung mit der Schrift gehört, bleiben praktisch ganz außen vor. Der Versuch, die jüdische Verortung Jesu darzustellen, ist nur auf den ersten Blick gelungen. Ob Jesus tatsächlich die rabbinischen „Sprüche der Väter“, die vermutlich erst im 3. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind, zitiert hat?
Trotz der schwächen und teilweise erzählerischen Längen bleibt die Serie eine an vielen Stellen gelungene Interpretation der Frohen Botschaft. Sie hat zweifellos das Potential für einen neuen, vielleicht sogar erstmaligen Ansporn, sich mit Jesus, seinem Anspruch und seiner Verkündigung auseinanderzusetzen und eine je persönliche Geschichte mit ihm „zu schreiben“.