Kardinal Christoph Schönborn bekundete gleich zu Beginn seiner Begrüßungsworte, dass er für Holl stets große Sympathie empfunden habe.
Kardinal Christoph Schönborn bekundete gleich zu Beginn seiner Begrüßungsworte, dass er für Holl stets große Sympathie empfunden habe.
Präsentation der Neuauflage der Franziskus-Biografie "Der letzte Christ" von Adolf Holl im Wiener Erzbischöflichen Palais.
Die Neuauflage des Klassikers "Der letzte Christ" von Adolf Holl wurde Montag, 5. Juni 2023, im Erzbischöflichen Palais in Wien präsentiert. Kardinal Christoph Schönborn bekundete gleich zu Beginn seiner Begrüßungsworte, dass er für Holl stets große Sympathie empfunden habe. Der vor rund vier Jahren verstorbene Holl würde sich zugleich wahrscheinlich wundern, dass die Neuauflage seines Buches ausgerechnet im Wiener Erzbischöflichen Palais präsentiert wird, so Schönborn unter Anspielung auf den Konflikt zwischen Holl und Kardinal Franz König.
Der Theologe, Religionssoziologe und Autor Adolf Holl (1930-2019) verlor 1973 die Lehrbefugnis, 1976 wurde er vom damaligen Wiener Erzbischof König vom Priesteramt suspendiert. Der Konflikt nahm im Wesentlichen mit Holls Buch "Jesus in schlechter Gesellschaft" (1971) seinen Anfang. Holl bezweifelte darin u.a., ob Jesus eine von Klerikern geleitete, institutionalisierte Kirche gewollt habe.
Wie Kardinal Schönborn im Rahmen der Buchpräsentation sagte, habe er Holl persönlich dreimal getroffen. In diesen persönlichen Begegnungen sei durchaus ein gegenseitiges persönliches Wohlwollen spürbar gewesen. "Ich bin der festen Überzeugung, dass Holl ein überzeugter Katholik war", so Schönborn wörtlich. Er sei vor allem auch von Holls tiefer Beziehung zur Eucharistie fasziniert gewesen. Schönborn hob zugleich auch die Leidenschaft und intellektuelle Tiefe hervor, mit der Holl zu diskutieren verstand.
"Der letzte Christ" - Holls Biografie des hl. Franz von Assisi aus dem Jahr 1979 - zähle unzweifelhaft zu den bedeutendsten Büchern des Theologen und Autors, so der Tenor bei der Präsentation. So zeigte sich auch der Benediktiner und Holl-Experte P. Michael Köck in seinen Ausführungen überzeugt, dass Holls Buch nach mehr als 40 Jahren immer noch von höchster Relevanz sei. "Der letzte Christ" ist in der von Walter Famler und Harald Klauhs herausgegebenen und im Residenzverlag erscheinenden zwölfbändigen Holl-Werkausgabe neu aufgelegt worden.
Köck bezeichnete Holl u.a. als "Sokrates von Döbling". Er sei wie der griechische Philosoph der Unfrömmigkeit angeklagt worden, habe sich dadurch aber nicht beirren lassen und sei "bis zum letzten Atemzug katholisch geblieben".
Wie in seinem Buch "Jesus in schlechter Gesellschaft", so versuchte Holl auch im "Letzten Christen" zu zeigen, wie überfrachtet die Tradition und Rezeption durch Jahrhunderte mit der jesuanischen Botschaft umging. Für Adolf Holl war Franz von Assisi "Der letzte Christ". Nicht ahnen konnte der Theologe damals freilich, dass mit Papst Franziskus die Botschaft und das Lebenszeugnis eines Franz von Assis ganz neue Aktualität gewinnen würde.
Der am 13. Mai 1930 in Wien geborene Holl wurde 1954 zum Priester geweiht; er promovierte 1955 in katholischer Theologie und widmete sich während seiner Kaplanszeit in der Pfarre St. Johann Evangelist und in der Neulerchenfelder Pfarrkirche weiteren Studien der Philosophie, Psychologie und Geschichte. Ab 1963 war er Dozent an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. 1973 verlor er die Lehrbefugnis, 1976 wurde er vom damaligen Wiener Erzbischof Kardinal Franz König vom Priesteramt suspendiert.
Österreichweit wurde Holl als Diskussionsleiter der ORF-Diskussionssendung "Club 2" bekannt. Bis zuletzt war er als Schriftsteller und freier Publizist tätig. Insgesamt publizierte Holl mehr als 30 Bücher. Der Nachlass des Wiener Theologen, Religionswissenschaftlers und vielfachen Buchautors Adolf Holl (1930-2020) ist von der "Wienbibliothek im Rathaus" erworben worden.
Buchhinweis: "Der letzte Christ" - Von Adolf Holl. Hg. Walter Famler, Harald Klauh. Residenz Verlag 2023.