Der Bundesobmann der Katholischen Männerbewegung, Theußl, in der Zeitschrift "ypsilon" über die Meilensteine in der KMB-Geschichte und die Suche nach einem künftigen Platz in Kirche und Gesellschaft.
Wie geht es mit der Katholischen Männerbewegung in Österreich (KMBÖ) weiter? Welche Aufgaben kommen ihr in einer sich verändernden Kirche und Gesellschaft zu - und worin liegen vielleicht gar Chancen? Diese Fragen hat KMBÖ-Bundesobmann Ernest Theußl in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der KMB-Zeitschrift "ypsilon" aufgegriffen, um ein kräftiges Lebenszeichen zu geben, seine Vorstellung eines lebendigen Laien-Engagements zu skizzieren und zugleich seinem Ärger über schwindenden Rückhalt in den Diözesen Luft zu machen. Anlass des Interviews bot das 75-jährige Bestehen der Männerbewegung, die am 13. Mai 1948 gegründet wurde. Gefeiert wurde dieses Jubiläum Mitte Juli im Rahmen der KMB-Sommerakademie in Horn gemeinsam mit Bischof Wilhelm Krautwaschl.
Theußl erinnerte an die kirchliche Aufbruchsstimmung nach dem Krieg, die auch der Männerbewegung Auftrieb gab. Es gelang, "das Katholische in der Öffentlichkeit" sichtbar zu machen und die Katholische Aktion "vom Dienstleister für den Klerus zum Dienstleister für die Menschen" zu machen. Die KMB sei in dieser Zeit zu einer wichtigen Stütze insbesondere vor Ort in den Pfarren geworden. Dies gelte zum Teil bis heute - auch wenn die schwindenden Mitgliederzahlen in der Katholischen Kirche auch der KMB zu schaffen machen. Und auch gesellschaftlich habe man sich bis heute "immer eingebracht, wenn es um Werte gegangen ist" - etwa in Fragen des Lebensschutzes oder in der Entwicklungszusammenarbeit.
Wichtig sei dabei, den Spagat zwischen der Botschaft des Glaubens und der Praxis hinzubekommen, so Theußl: "Wir sollten in Detailfragen des Alltags nicht die besseren Politiker spielen wollen. Wir können die Bergpredigt nicht in der Politik umsetzen, aber wir wissen, dass die Bergpredigt ein Ziel für unser Leben, für unser christliches Verhalten ist".
Auch künftig sehe er daher eine wichtige Rolle der KMB in den Pfarren, wo es immer wichtiger werde, "einigermaßen Leute zusammenzubringen", die sich engagieren wollen und qualifiziert einzuspringen und das religiöse Leben "neben der Eucharistiefeier" aufrechtzuerhalten. "Die Pfarren werden uns brauchen", so Theußl, nicht zuletzt, weil auch das "Glaubenswissen" abnehme. Die KMB könne in dieser Situation nah bei den Menschen sein und "ein Guckloch in die Transzendenz öffnen".
Sorgen indes bereiten Theußl auch strukturelle Entwicklungen wie etwa ein seines Erachtens nachlassender Rückhalt in den Diözesen: "Es heißt, es muss alles neu werden, und da stellt sich die Frage, ob man uns dabei überhaupt noch braucht. es gibt Tendenzen in der Kirche, die der Meinung sind, sie brauchen uns nicht. Spirituelle Bewegungen werden dann immer wieder ins Spiel gebracht. Das ist eine schwierige Situation für unsere Mitglieder, die sich die Frage stellen: Brauchen oder wollen die uns noch oder müssen wir uns entschuldigen, dass wir noch da sind?"
Tatsächlich braucht die KMB, die von Beginn an auf Selbstorganisation gesetzt hat, nicht viel, führte der Obmann aus: "Das einzige, das wir von der Diözese brauchen, ist ein Büro und ein oder zwei angestellte Mitarbeiter für übergeordnete Tätigkeiten" - wie etwa Veranstaltungsorganisation oder Koordinationsaufgaben. Nachsatz: "Das ist wohl das Mindeste an Anerkennung, das wir uns erwarten dürfen." Doch stattdessen nehme man der KMB "auch noch die letzte diözesane Infrastruktur", zeigte sich Theußl zerknirscht. Es bleibe aber "trotz allem" sein Traum, "dass die KMB das Glaubensleben in den Pfarren aufrechterhalten kann".
Das Interview ist in der aktuellen Ausgabe der KMB-Zeitschrift "ypsilon" erschienen, die unter dem Generalthema "Teil der Schöpfung" steht. In zahlreichen Beiträgen gehe es darin nicht nur um die Verantwortung für Natur und Schöpfung, sondern auch "um die Verantwortung für uns selbst, für unsere Kinder und Enkelkinder, die auch einmal Kinder und Enkelkinder haben und ihnen ein gutes Leben bieten wollen", heißt es in einer Presseaussendung der KMB am Donnerstag. Zu Wort kommen in der Zeitschrift außerdem u.a. der Biomasse-Experte August Raggam und der Theologe Paul Röttig.
Infos: www.kmb.or.at
Das Männermagazin "ypsilon" ist in den KMB-Diözesanstellen und im KMB-Shop unter www.dioezese-linz.at/shop/kmb/home erhältlich.