Hinter importierten Naturstein-Grabsteinen stecken oft schwere Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit oder Schuldknechtschaft: Darauf weist das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" in Blick auf das nahende Allerheiligen- und Allerseelenfest.
Hinter importierten Naturstein-Grabsteinen stecken oft schwere Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit oder Schuldknechtschaft: Darauf weist das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" in Blick auf das nahende Allerheiligen- und Allerseelenfest.
Erkundigung über Hersteller und im Zweifelsfall Kauf heimischer Steine kann zur Verbesserung der Menschenrechtslage in indischen und chinesischen Steinbrüchen beitragen.
Hinter importierten Naturstein-Grabsteinen stecken oft schwere Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit oder Schuldknechtschaft: Darauf weist das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" in Blick auf das nahende Allerheiligen- und Allerseelenfest. Eine verantwortliche Kaufentscheidung von Grabsteinen beinhalte die Nachfrage, ob diese unter nachweislich fairen Arbeitsbedingungen und ohne Kinderarbeit gefertigt wurden - und im Zweifelsfall den Verzicht auf Steine aus Indien und China, selbst wenn diese billiger sind als heimische Produktion. "Grabmale, die unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wurden, eignen sich ganz sicher nicht für ein würdiges Erinnern an liebe Verstorbene", betonte "Jugend Eine Welt"-Vorsitzender Reinhard Heiserer.
Indien verfügt über 20 Prozent der weltweiten Granitvorkommen und ist der zweitgrößte Exporteur von Natursteinen nach dem Weltmarktführer China, das jedoch häufig aus Indien stammende unverarbeitete Steine importiert, weiterverarbeitet und dann wiederum exportiert. In Betrieben der chinesischen Steinindustrie könne Kinderarbeit weitgehend ausgeschlossen werden, während diese in Indien jedoch häufig vorkomme, verwies "Jugend Eine Welt" auf eine im Mai 2015 veröffentlichte Studie der Forschungsgruppe "Glocal Research" sowie des "India Committee of the Netherlands": In sieben von 18 untersuchten Steinbrüchen in den indischen Bundesstaaten Tamil Nadu und Karnataka seien demnach Kinderarbeiter angetroffen worden.
Darüber hinaus seien in den untersuchten indischen Abbaustellen die Arbeitsbedingungen auch "insgesamt katastrophal" gewesen: Die meisten Beschäftigten hatten laut dem Bericht keine Schutzausrüstungen gegen jenen Feinstaub, der zur tödlichen Quarzstaublunge führen kann, darüber hinaus verfügten 90 Prozent der Arbeiter über keinen Arbeitsvertrag und viele waren von Schuldknechtschaft betroffen: Sie dürfen den Steinbruch erst verlassen, wenn sie ihre Schulden beim Arbeitgeber abgearbeitet haben. Bei jährlichen Zinsen von bis zu 48 Prozent sind die Chancen darauf gering.
Immerhin habe es im Kampf gegen Kinderarbeit jedoch Teilerfolge gegeben, so "Jugend Eine Welt": Zumindest in Tamil Nadu sei die Anzahl der Kinderarbeiter - dank Kontrolleuren der Regierung - seit 2012 signifikant zurückgegangen, während in Karnataka jedoch weiterhin jeder zehnte Arbeiter minderjährig ist. Dem Beispiel der Bekämpfung der missbräuchlichen Kinderarbeit in Tamil Nadu sollten nun auch andere indische Bundesstaaten folgen, forderte Heiserer. Möglich sei dies freilich erst dann, "wenn arme Familien es sich auch leisten können, ihre Kinder zur Schule anstatt zur Arbeit zu schicken. Sie brauchen faire Verdienstmöglichkeiten und im Notfall staatliche Beihilfen."
Eine verantwortliche Kaufentscheidung könne zur Besserung der Arbeitsverhältnisse in indischen Steinbrüchen beitragen, erklärte der "Jugend Eine Welt"-Vorsitzende, der auch den Handel in die Pflicht nahm: Sinnvoll wäre es, von Stein-Importeuren entsprechende Nachweise einzufordern. Zur Bekämpfung von Kinderarbeit in Indien unterstützt die Hilfsorganisation Don Bosco Projekte, die die Zukunftschancen von "Ziegelkindern" durch Schul- und Berufsbildung verbessern. In vom Orden organisierten "Kinderparlamenten" lernen die Kinder darüber hinaus, ihre eigenen Rechte kennen - und dass etwa gefährliche Formen von Kinderarbeit gesetzlich verboten sind.
Jugend Eine Welt: