"Die Menschen flüchten vor Mord, Terror, Zerstörung und aus dem nackten Elend", sagte der Nahost-Experte Stefan Maier.
"Die Menschen flüchten vor Mord, Terror, Zerstörung und aus dem nackten Elend", sagte der Nahost-Experte Stefan Maier.
Stefan Maier, Nahost-Koordinator der Caritas Österreich: "Die Menschen flüchten nicht aus Jux und Tollerei, sondern nur dann, wenn sie wirklich mit dem Rücken zur Wand stehen."
"Jetzt ist das passiert, vor dem alle Experten gewarnt haben: Wenn es dem reichen Westen nicht gelingt, den Menschen in Syrien oder in den Aufnahmeländern nahe ihrer Heimat Zukunftsperspektiven zu bieten, dann werden sie sich eines Tages in Bewegung setzen, zu uns kommen und hier die Hilfe einfordern", sagte Stefan Maier, Nahost-Koordinator der Caritas Österreich, in seinem Fachvortrag beim diözesanen Integrationstag im Kardinal König Haus am 5. Dezember.
Der Auslöser der großen Flüchtlingswelle jetzt sei wahrscheinlich die letzte große Reduktion der internationalen Hilfe im Frühjahr 2015 gewesen. Stefan Maier: "Die monatliche Unterstützung des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen wurde von 26 auf 13 Dollar halbiert. Das sind umgerechnet elf Euro im Monat. Zuwenig in einem Land wie dem Libanon, wo die Lebenserhaltungskosten fast so hoch wie in Österreich sind."
Österreich habe sich beispielsweise beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen nicht mit Ruhm bekleckert, sagte der Nahost-Experte: "Der Unterstützungsbeitrag der Republik Österreich für das World Food Program 2015 beträgt 500.000 Euro. Vergleichbare Länder wie Schweden oder die Schweiz zahlen jedes Jahr zwischen 70 und 80 Millionen Euro, Deutschland 320 Millionen Euro. Österreich wollte sehr billig wegkommen und sich aus der Verantwortung stehlen. Der Schuss ist aber leider nach hinten losgegangen."
Es sei nie leicht, sein ganzes bisheriges Leben aufzugeben, Familienangehörige und das gesamte soziale Umfeld zurückzulassen, ins Unbekannte aufzubrechen, so Stefan Maier, "in Länder, die man nicht kennt und deren Sprache man nicht spricht und man vielleicht weiß, dass man nicht immer ganz willkommen ist. Die Menschen flüchten nicht aus Jux und Tollerei, sondern nur dann, wenn sie wirklich mit dem Rücken zur Wand stehen. Das trifft auf jeden Fall zumindest auf die syrischen Flüchtlinge zu, in ähnlicher Form natürlich auch auf die Angehörigen der anderen Bürgerkriegsländer wie Irak oder Afghanistan. Diese Menschen flüchten vor Mord, Terror, Zerstörung und aus dem nackten Elend."
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