"Ich glaube, es ist wichtig, dass möglichst viele von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. In vielen Ländern wären die Menschen froh, wenn sie überhaupt wählen könnten", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Ich glaube, es ist wichtig, dass möglichst viele von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. In vielen Ländern wären die Menschen froh, wenn sie überhaupt wählen könnten", so Kardinal Christoph Schönborn.
„Antworten“ von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 22. April 2016.
Übermorgen ist Wahltag. Unser neues Staatsoberhaupt soll gewählt werden. Angeblich sind viele immer noch unsicher, wen sie wählen sollen. Ich glaube, es ist wichtig, dass möglichst viele von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. In vielen Ländern wären die Menschen froh, wenn sie überhaupt wählen könnten.
Die Unsicherheit – wen wählen? – ist ein Kennzeichen unserer Zeit. Es herrscht viel Angst vor der Zukunft. Aber Angst ist kein guter Ratgeber.
„Angst essen Seele auf“ hieß ein Melodram des deutschen Filmemachers Rainer Werner Fassbinders. Schon damals, 1974, ging es um die Ängste und Vorurteile zwischen türkischen Gastarbeitern und einheimischer Bevölkerung. Alte und neue Ängste beherrschen heute wieder stark die politische und gesellschaftliche Landschaft, die Flüchtlingsfrage, die Arbeitslosigkeit, die Sorge um die Zukunft.
Mit Angst lassen sich aber keine Gegenwartsprobleme lösen, keine Hoffnungsperspektiven entwickeln. „Entängstigt euch!“ lautet der Titel eines erfolgreichen neuen Buches von Paul M. Zulehner. Das Buch ist ein echter Mutmacher. Wo viele Probleme sehen, zeigt er Chancen. Mit wieviel Begeisterung wurde Präsident Obamas „Yes, we can!“ damals aufgenommen. Wie sehr brauchen wir jetzt Menschen in allen Bereichen, die nicht Ängste schüren, sondern mögliche Schritte zeigen. Eltern machen ihre Kinder nicht zukunftstauglich, wenn sie nur Grenzen ziehen und vor Gefahren warnen, statt zu fördern, was an Gutem in ihnen steckt. Genau das brauchen wir jetzt für unser Land. Das beliebte österreichische Jammern bringt uns nicht weiter. Heißt es nicht in der Bibel auf jeder zweiten Seite: „Fürchtet euch nicht!“
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