Dalit-Mädchen, die in der Gesellschaft ganz unten stehen, erhalten eine Ausbildung.
Dalit-Mädchen, die in der Gesellschaft ganz unten stehen, erhalten eine Ausbildung.
Kirchliche Projekte verbessern in Indien die Lebensumstände der Menschen und holen ganze Regionen aus der Armut.
Am Sonntag, 23. Oktober, feiern wir als Katholiken den Weltmissions-Sonntag. Dabei zeigen wir uns solidarisch mit den Menschen und Schicksalen der Gläubigen in den Diözesen in den Ländern der Dritten Welt.
Jedes Jahr steht dabei ein anderes Land im Mittelpunkt, heuer ist es Indien. In keinem anderen Land der Welt leben so viele Menschen in Armut:
Nach Angaben der Weltbank müssen in Indien rund 750 Millionen Menschen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Das sind fast 60 Prozent der Gesamtbevölkerung von 1,29 Milliarden Menschen.
Auch unsere Pfarren und Orden aus Wien engagieren sich für die Ärmsten der Armen in Indien und leisten ihren materiellen und immateriellen Beitrag.
„Lasst sie nicht sterben – gebt sie mir!
Diesem Leitwort der heiligen Mutter Teresa von Kalkutta haben sich auch die Redemptoristen und deren Mitarbeiter verschrieben“, berichtet P. Lorenz Voith, Pfarrer der Marienpfarre und Rektor des Redemptoristenkollegs in Wien-Hernals.
Das diesjährige Beispielland für den Weltmissions-Sonntag ist Indien.
Vor einigen Jahren entstanden im südindischen Bundesstaat Kerala zwei sozialpastorale Einrichtungen, die von Österreich aus finanziell unterstützt werden: ein Waisenhaus mit derzeit 160 Kindern und ein Heim für psychisch kranke Männer.
Mehrmals besuchte Redemptoristenpater Lorenz Voith schon seine indischen Mitbrüder und konnte sich ein Bild von der Situation machen.
Er ist von der dortigen Sozialarbeit tief beeindruckt: „Viele der im Waisenhaus lebenden Kinder wurden einfach von ihren Müttern oder Verwandten oft sogar als Babys hinterlegt oder – hart ausgedrückt – einfach weggelegt.
Sie erhalten im Heim einen Namen, sie werden liebevoll umsorgt und besuchen die nahe gelegene öffentliche Schule. Regelmäßig versammeln sich die jungen Menschen in einem einfachen Gebetsraum.“
Einen halben Kilometer entfernt vom Waisenhaus leben in einem großen Haus knapp 100 psychisch kranke Männer.
Sie werden nicht nur mit Essen versorgt, sondern ärztlich und psychologisch betreut. Voith: „Viele dieser Männer haben keine Verwandten oder Bekannten, oder wissen nichts davon.
Mehrere wurden von der Straße aufgelesen, meist völlig verwahrlost und sogar bereits von Maden angefressen.“
Von der indischen Ortskirche könne die Kirche in Europa einiges lernen, ist P. Voith überzeugt:
„Obwohl sie die Kirche einer Minderheit in einer Welt des Hinduismus rund herum ist, sehen wir eine überwältigende Lebendigkeit der Gemeinden.
Die Gottesdienste werden von 90 bis 95 Prozent der Katholiken besucht. Das Angebot reicht von Katechesen für Kinder bis hin zur Seniorenpastoral.
Wir können eine Leidenschaft erkennen, eine Selbstverständlichkeit, in und mit der Kirche zu leben, und diese auch zu teilen. Das fehlt bei uns häufig.“
„Als ich acht Jahre alt war, kam ich als Hausangestellte zu einer Familie in Hyderabad. Dort musste ich hart arbeiten. Ich bekam nicht genug zu essen“, erzählt die 16-jährige Madhavi.
„Wenn ich krank war, brachte sie mich nicht zu einem Arzt. Auch die Schule konnte ich nicht besuchen.
Als ich wieder nach Hause kam, wollte mein Vater mich in ein Bordell geben. Da bin ich weggelaufen.“
Nur eines von vielen Schicksalen indischer Mädchen.
Zuflucht fand Madhavi bei den Schwestern vom Guten Hirten (eine Ordensniederlassung befindet sich auch in Wien-Penzing) in Mangalagiri im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh.
Die Mädchen, die Schwester Aruna George aufnimmt, werden psychologisch und medizinisch betreut.
Sie gehören zu den „Dalit“, den Kastenlosen. Im strengen Kastenwesen Indiens sind damit Armut und Ausbeutung vorprogrammiert, denn die Dalit stehen sogar noch unter der untersten Kaste.
Die jungen Frauen erhalten bei den Ordensschwestern eine Berufsausbildung, um sich ein Leben ohne Traumata aufzubauen. Durch die Liebe und Fürsorge der Schwestern lernen sie den christlichen Glauben kennen.
Für viele ist es eine große Befreiung zu erfahren, dass sie in ihrer Armut geliebt und gewollt sind, dass Gott an ihrer Seite steht.
Das wichtigste, was Schwester Aruna den jungen Frauen mitgeben möchte: die Chance auf ein Leben in Würde und Respekt.
„Die Mädchen und Frauen sollen ohne Furcht alleine auf der Straßen mitten in der Nacht gehen können“, so Schwester Aruna. „Sie sollen gemeinsam mit den Männern am Entscheidungsprozess in der Familie und in der Gesellschaft teilhaben – besonders in Angelegenheiten, die sie selbst betreffen.“
Im Bundesstaat Kerala leitet die katholische Kirche die größte Nicht-Regierungsorganisation Südindiens.
Die „Peermade Development Society“ beliefert ganz Indien und Europa mit hochwertigen Bio-Produkten, vor allem Tee und Gewürze.
Für den Tellicherry-Pfeffer wirbt sogar der britische Star-Koch Jamie Oliver.
Tausende Kleinbauern und vor allem Frauen profitieren von der innovativen Organisation. Diese investiert stark in die Bildung, indem sie kirchliche Schulen errichtet.
Für den Direktor der Gesellschaft, Father Mathew Hubby, ist Sozialarbeit immer pastorale Arbeit. „Das ganze Evangelium spricht von der Barmherzigkeit Gottes.
Die beste Art, anderen Gott zu zeigen, ist, gegenüber anderen barmherzig zu sein.
Die Werke der Barmherzigkeit – wie Hungernde speisen oder Unterdrückte befreien – sind eine Universalsprache, die jeder verstehen kann.“
Der Weltmissions-Sonntag ist die größte Solidaritäts- und Umverteilungsaktion der Welt.
Als Papst Pius XI. diesen speziellen Sonntag im Jahr 1926 offiziell einführte, war die katholische Kirche eine andere:
80 Prozent der Katholiken lebten damals in Europa und Nordamerika.
„Durch die Spenden der ‚alten Welt’ sind junge Ortskirchen entstanden“, sagt P. Karl Wallner, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich.
„Ein gigantischer Boom setzte ein. In nur 100 Jahren wuchs die Kirche von 366 Millionen auf 1,3 Milliarden Katholiken im Jahr 2015. Ohne die Missionswerke wäre das nicht möglich gewesen.“
siehe auch: Der Weltmissions-Sonntag muss jünger werden!
Missio - Päpstliche Missionswerke in Österreich
Seilerstätte 12/1, 1010 Wien, Austria
Tel.: (+43) 1 / 513 77 22
Fax: (+43) 1 / 513 77 37
E-Mail: missio(@missio.at
Öffnungszeiten: Mo. - Do. 8 - 17 Uhr, Fr. 8 - 12 Uhr
Online spenden auf www.missio.at
Spendenkonto PSK:
Empfänger: Missio Päpstliche Missionswerke
IBAN: AT96 6000 0000 0701 5500
weitere Informationen zu:
T +43 (1) 512 60 63
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien