Obama zählt zu jenen Politikern, die ihre Religiosität nicht öffentlich zur Schau stellten.
Obama zählt zu jenen Politikern, die ihre Religiosität nicht öffentlich zur Schau stellten.
Ehrengast ist Kapstadter Erzbischof, Primas der anglikanischen Kirche.
Der frühere US-Präsident Barack Obama (55) kommt Ende Mai zum Deutschen Evangelischen Kirchentag. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au bestätigten am Dienstag, 11. April 2017 vor Journalisten in Berlin entsprechende Medienberichte. Geplant sei auch eine Rede des Ex-Präsidenten in der deutschen Hauptstadt. Zu dem Christentreffen vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg werden mehr als 100.000 Teilnehmer erwartet. Ein weiterer Ehrengast ist der Kapstadter Erzbischof Thabo Makgoba, Primas der anglikanischen Kirche von Südafrika.
Obama zählt zu jenen Politikern, die ihre Religiosität nicht öffentlich zur Schau stellten. Entsprechend diffus war auch nach acht Jahren seiner Präsidentschaft die Vorstellung der US-Amerikaner über seine Glaubenszugehörigkeit: In einer CNN-Umfrage kurz vor Ende seiner Amtszeit sagten ein Viertel aller US-Bürger und 43 Prozent aller Republikaner, sie glaubten, ihr Präsident sei ein Muslim - eine Aussage, die auch sein Nachfolger Donald Trump aufgriff. Lediglich 39 Prozent wussten, dass Obama "ein Protestant oder anderer Christ" sei.
Tatsächlich stammt Barack Obama aus einem wenig religiösen Elternhaus. Sein abwesender kenianischer Vater war säkularer Muslim, seine alleinerziehende Mutter aus Kansas hatte wenig Bezug zu ihrer christlichen Herkunft. Der spätere Präsident fand somit erst als Erwachsener zum Glauben, wobei er den Prozess seines spirituellen Erwachens in seinen beiden autobiografischen Büchern schildert. Es ging einher mit seinem Freiwilligen-Einsatz in der armen Southside von Chicago, wo er von christlich-sozialen Vorstellungen beeinflusst wurde.
Vor seiner Präsidentenwahl 2008 erklärte Obama in einem Interview, er glaube, "dass Jesus Christus für meine Sünden gestorben ist und ich durch ihn erlöst bin". Aber das allein reiche nicht. Dazu gehöre die "Verpflichtung, nicht nur das Wort hochzuhalten, sondern durch Taten jene Erwartungen zu erfüllen, die Gott an uns hat". Dass Religion in den USA häufig instrumentalisiert wird, musste Obama ebenfalls im Wahlkampf 2008 in der Kontroverse um seinen früheren Chicagoer Pastor Jeremiah Wright schmerzhaft erfahren. Dieser geriet etwa wegen der Aussage "Gott verdamme Amerika" in die Schlagzeilen und äußerte sich abfällig über Juden.
Im letzten Amtsjahr nahm das Thema Religion größeren Raum ein als zuvor. So wandte sich Obama in mehreren Reden an Juden, Muslime und Christen im Land und forderte Religionsfreiheit ein. Im September 2016 setzte er mit der Nominierung Abid Qureshis für das Amt eines Bundesrichters ein Zeichen. Nie zuvor in der Geschichte hatte ein US-Amerikaner muslimischen Glaubens diesen Posten bekleidet. Auch wenn Qureshi nicht bestätigt wurde, hatte dessen Nominierung Symbolcharakter.
Obama wird am 25. Mai vor dem Brandenburger Tor mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) diskutieren, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm. Ein weiterer Auftritt sei nicht geplant. Ob der Ex-Präsident von seiner Ehefrau Michelle oder von seinen Töchtern begleitet wird, war zunächst unklar. Obama werde für seinen Besuch nicht honoriert, sagte Bedford-Strohm. - Ex-US-Präsidenten halten nach dem Ende ihrer Amtszeit oft hoch dotierte Ansprachen.
Bedford-Strohm erklärte, er habe Obama bereits im vergangenen Sommer eingeladen - "vor den US-Präsidentschaftswahlen". Dabei hätten Merkel und der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mitgeholfen.
Deutscher Evangelischer Kirchentag:
www.kirchentag.de