Der frühere langjährige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl starb im 88. Lebensjahr am Freitag, 16. Juni 2017.
Der frühere langjährige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl starb im 88. Lebensjahr am Freitag, 16. Juni 2017.
Zentralkomitee der deutschen Katholiken: "Sein christlicher Glaube war für Kohl Fundament und Orientierung".
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat den am Freitag, 16. Juni 2017 im 88. Lebensjahr gestorbenen früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl als Persönlichkeit mit historischem Weitblick gewürdigt. Mit dem Tod Kohls gehe eine Ära zu Ende, erklärte der Münchner Erzbischof in Bonn.
"Die Kirche in Deutschland ist dankbar für das christliche Zeugnis von Helmut Kohl. Wo die Werte einer freiheitlichen Gesellschaft mit den Füßen getreten wurden - wo auch immer auf der Welt -, da setzte er sich für die Beachtung dieser Werte ein", unterstrich der Kardinal. "Europa wollte und konnte er aus seinen christlich geprägten Überzeugungen heraus gestalten." Dabei sei es dem Verstorbenen ein großes Anliegen gewesen, auf der Grundlage der Katholischen Soziallehre für eine Soziale Marktwirtschaft einzutreten, die "den Menschen in den Vordergrund stellt".
Kohl sei ein regelmäßiger Gast auf Katholikentagen gewesen und habe sich oft Rat bei Theologen geholt. So sei beispielsweise Kardinal Karl Lehmann ein wichtiger theologischer Wegbegleiter gewesen, schreibt Marx. Die Kirche sei dankbar dafür, "dass Helmut Kohl mit visionärer Kraft, mit Mut, Beharrlichkeit und großem Verhandlungsgeschick die Einheit Deutschlands befördert und mit anderen herbeigeführt hat". Zugleich sei er zum Kanzler der "europäischen Idee" geworden.
In seiner Würdigung erinnerte der Kardinal auch an die Begegnungen Kohls mit Papst Johannes Paul II. bei dessen Deutschlandbesuchen 1987 und 1996. "Es war eine historische Stunde, als Helmut Kohl mit Papst Johannes Paul II. 1996 durch das Brandenburger Tor schritt", sagte der Konferenzvorsitzende. Auch mit Papst Benedikt XVI. hatte sich der Altkanzler bei dessen Deutschlandbesuch 2011 getroffen.
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) würdigte Kohl. Er habe in entscheidenden Augenblicken der Geschichte Deutschlands und Europas "unschätzbar viel für unser Gemeinwesen geleistet", erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. "Für den großen Politiker und Staatsmann Helmut Kohl war sein christlicher Glaube stets Fundament und Orientierung", fügte er hinzu. Geprägt von den bitteren Erfahrungen der Vergangenheit, habe er sich mit Weitblick und mit aller Kraft der Zusammenarbeit unter den Völkern Europas gewidmet. "Der europäische Einigungsprozess wurde so zu seiner Lebensaufgabe. Auf diesem Fundament hat er mit großem Gespür für die geschichtliche Entwicklung und mit großem Mut zu politischer Verantwortung die Wiedervereinigung Deutschlands maßgeblich gestaltet", sagte Sternberg.
Sternberg, selbst CDU-Politiker, betonte, Kohl habe in enger Verbindung mit der katholischen Kirche gelebt. "Wir sind dankbar für viele Begegnungen und Gespräche, die uns mit ihm als Parteivorsitzenden und Bundeskanzler zusammengeführt haben, nicht zuletzt bei zahlreichen Katholikentagen."
Helmut Kohl war zwischen 1969 und 1976 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und von 1982 bis 1998 deutscher Kanzler. Zu seinen politischen Erfolgen zählen der von ihm wesentlich mitgestaltete Prozess der deutschen Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen Europas einschließlich der Einführung einer gemeinsamen Währung. 1973 hatte Kohl den CDU-Vorsitz übernommen und behielt ihn 25 Jahre.
Während seiner Kanzlerschaft hielt der überzeugte Katholik und regelmäßige Kirchgänger den Draht zu Bischöfen, Kardinälen und Päpsten. Auch nach seiner Zeit in der aktiven Politik engagierte sich Kohl für religiöse Anliegen: Er setzte sich für die Berliner Guardini-Professur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung ein, engagierte sich für den Neubau der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und gründete die "Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer". Das romanische Gotteshaus nahe seiner Heimatstadt Ludwigshafen war für Kohl Symbol der Einheit Europas.
Nicht zuletzt wegen seiner Ehe mit der Protestantin Hannelore Kohl galt der CDU-Politiker als überzeugter Verfechter der Ökumene. Nach dem Tod seiner Frau ging Helmut Kohl 2008 eine zweite Ehe ein und heiratete Maike Richter-Kohl. Ebenfalls 2008 stürzte Kohl schwer. Seitdem war er gesundheitlich angeschlagen und konnte sich nur mehr im Rollstuhl fortbewegen.
Deutsche Bischofskonferenz:
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