Vorsitzende Gabriele Neuwirth: „Junge Leute haben heute keine Mentoren mehr. Früher hat sich in der Redaktion immer irgendeiner gefunden und hat sich der Jungen angenommen.“
Vorsitzende Gabriele Neuwirth: „Junge Leute haben heute keine Mentoren mehr. Früher hat sich in der Redaktion immer irgendeiner gefunden und hat sich der Jungen angenommen.“
Die Vorsitzende des Verbandes katholischer Publizisten (VKPÖ), Gabriele Neuwirth, wird nicht müde, ihr Können weiterzugeben. Wenn ihr selbst beim Schreiben nichts einfällt, schaut sie hinauf zu „ihrem“ Heiligen Geist im Büro und lässt sich inspirieren.
Seit 2005 sind Sie Vorsitzende des Verbandes katholischer Publizisten. Wozu braucht es katholische Publizistinnen und Publizisten?
Gabriele Neuwirth: Zu dem Zeitpunkt wo ich eingetreten bin, habe ich gesagt, dass Journalistinnen und Journalisten aus Sicht ihres christlichen Menschenbildes, ein „Backing“ (Unterstützung) brauchen. Die müssen gestärkt werden. Nie war es dringender, wie jetzt.
Durch Ihre Lehrtätigkeit an der Katholischen Medien Akademie haben Sie viele Journalistinnen und Journalisten geprägt. Was reizt Sie an der Lehre?
Gabriele Neuwirth: Ich bin eine ausgebildete Lehrerin und wäre sicher eine sehr gute geworden. Ich möchte, dass sich die Menschen optimal entwickeln, deshalb erspare ich ihnen wenig. Ich möchte wirklich, dass sie weiterkommen.
Ich habe lauter junge motivierte Leute, die etwas machen, etwas lernen wollen. Und dann denke ich mir, denen kann man etwas beibringen, zum Beispiel was eine Geschichte ist. Das wird dann auch umgesetzt. Das taugt mir.
Für die „Lange Nacht der Kirchen“ gestalten Sie regelmäßig mit Jungjournalisten den „Werk-Satz“, die Zeitschrift der KMA. Was ist Ihre Motivation, mit jungen Leuten zusammen zu arbeiten?
Gabriele Neuwirth: Junge Leute haben heute keine Mentoren mehr. Früher hat sich in der Redaktion immer irgendeiner gefunden und hat sich der Jungen angenommen. Das gibt es nicht mehr. Dafür hat niemand Zeit. In der Katholischen Medien Akademie müssen sie alles komprimiert machen, so wie man es sonst im ersten Redaktionsjahr gemacht hat.
Worin liegen die größten Herausforderungen des digitalen Journalismus?
Gabriele Neuwirth: Einer der größten Herausforderungen ist die Schnelligkeit und ich bemerke eine gewisse Entschleunigung. Die geht eigentlich von den Leserinnen und Lesern aus. Sie wollen sich auch einmal hinsetzen und lesen. Ich merke, dass es nach diesem intensiven Lesen eine gewisse Sehnsucht gibt.
Mein Anliegen war es immer, dass die Leser zum Heurigen gehen können und bei all diesen Debatten aus ihrer christlichen Sicht antworten können. Durch die Lektüre soll es ihnen leichter fallen, ihre eigene Meinung zu artikulieren. Sie sollen Argumente finden, die ihre christliche Sicht transportieren.
Haben Sie jemals einen Artikel nicht geschrieben, weil er Ihrem christlichen Verständnis journalistischer Ethik widersprochen hat?
Gabriele Neuwirth: „Volk ohne Raum“ bei „Täglich Alles“ habe ich nicht geschrieben. Da hätte ich schreiben sollen, dass Österreich zu wenig Platz hat für Zuwanderer. Dann habe ich es nicht geschrieben und hatte meine Sachen schon zusammengepackt und dachte morgen bin ich gekündigt. Das war dann nicht der Fall.
Welche Rolle spielt das Gebet in Ihrem Leben, wie beeinflusst es Ihre journalistische Arbeit?
Gabriele Neuwirth: Ein ehemaliger Kollege hat mich gefragt, ob ich immer noch so katholisch bin. Ich sagte ja, weil ich bin sehr gerne katholisch.
Auf die Frage warum, sagte ich, es passt zu mir. Ich kann nicht Buddhist sein und ich kann nicht evangelisch sein. Ich bin eben so rund, ich esse und trinke gerne. Wir haben eine Religion, wo der Herrgott im Brot und im Wein ist – ich könnte gar nichts anderes sein.
Es ist gut, wenn man sich wo anhalten kann, weil es immer gleich ist. Das ist etwas Gutes. Wenn mir in der Arbeit nichts einfällt, sage ich: „Heiliger Geist, schick mir was!“
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Der VKPÖ ist unabhängig und bietet ein Netzwerk in der österreichischen Medienlandschaft. Monatlich findet ein Jour Fixe mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche statt.
Aktuell hat der VKPÖ 360 Mitglieder. Mitglieder kommen aus den Kirchen, die im „Ökumenischen Rat der Kirchen“ in Österreich vertreten sind.
Vorsitzende:
Gabriele Neuwirth (Journalistin)
Stellvertretende Vorsitzende:
Eva Maria Kaiser (ORF-Fernsehen/Report)
Rudolf Mitlöhner (Chefredakteur Die Furche)
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