Hermann Glettler war Gastreferent beim diesjährigen Tag der Pfarrgemeinderäte in Großrußbach.
Hermann Glettler war Gastreferent beim diesjährigen Tag der Pfarrgemeinderäte in Großrußbach.
Warten auf offizielle Bestätigung. Tiroler Tageszeitung: Ernennung durch Papst Franziskus und baldige Bestätigung durch den Ministerrat.
Der neue Bischof der Diözese Innsbruck dürfte feststehen: Papst Franziskus hat laut Informationen der "Tiroler Tageszeitung" am Freitag, 22. September 2017 den bisherigen Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau, Hermann Glettler (52), zum neuen Tiroler Bischof ernannt. Die Entscheidung werde nächste Woche vom Ministerrat abgesegnet, hieß es. Eine offizielle Bestätigung dazu gibt es vorerst weder von der Diözese Innsbruck noch von der Diözese Graz-Seckau.
Hermann Glettler wurde 1965 in Übelbach (Bezirk Graz-Umgebung) geboren. Er ist Pfarrer in Graz und Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation. Bekannt wurde er u.a. für seinen Einsatz für sozial Schwache sowie als "Künstlerpriester".
Glettler wäre der erst fünfte Bischof an der Spitze der Diözese, die 1964 errichtet wurde. Seit dem Wechsel von Bischof Manfred Scheuer nach Linz zu Jahresbeginn 2016 war die Diözese interimistisch von Jakob Bürgler als Diözesanadministrator geleitet worden.
Der 52-jährige Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler ist nicht nur ein lang gedienter Seelsorger, der sich über viele Jahre in der Migranten- und Armenseelsorge engagierte, er ist zugleich auch ausgebildeter Kunsthistoriker und leidenschaftlicher Künstler. 14 Jahre lang leitete der gebürtige Steirer die Pfarre St. Andrä im Grazer Multikulti-Bezirk Gries, einem "Auffangbezirk für die Angeschwemmten, in Graz Gestrandeten", wie ihn Glettler in der Missio-Zeitschrift "alle welt" einmal beschrieb. 2016 ernannte ihn der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl zum Bischofsvikar für Caritas sowie für neue missionarische Aufgabenstellungen.
Hermann Glettler wurde am 8. Jänner 1965 in Übelbach in der Steiermark geboren. Seine Schullaufbahn schloss er am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz ab. Die Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in Paray le Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der er seit 1987 angehört. Im Gespräch mit jungen Theologiestudenten hatte sich damals sein Wunsch verstärkt, Priester zu werden in einer Gemeinschaft, die mitten in der Gesellschaft von heute lebt, betet und arbeitet. Glettler studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München.
Am 23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Als Pfarrer im kulturell und religiös vielfältigen Bezirk Gries engagierte er sich besonders auch für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge. Er gehört der Kommission für den interreligiösen Dialog und der Kunstkommission der Diözese an. Zusätzlich zur Kunstvermittlung ist er auch als eigenständiger Künstler tätig. Seit einigen Jahren ist er Vorsitzender des Arbeitsausschusses des steirischen Priesterrates. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitet er die Pfarre Graz-Christus der Salvator.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Glettler bereits durch seine Zeit in Graz/St. Andrä bekannt, wo er bald neben der traditionellen Pfarrseelsorge auch die zahlreichen Migranten in den Blick nahm: Im Jahr 2000 erfolgte dazu der "Startschuss" mit einigen Taufen von Kindern afrikanischer Familien. Die Einführung englischsprachiger afrikanischer Gottesdienste band die Menschen dann an St. Andrä, die Pfarrgemeinde wurde Heimstätte der African Catholic Community mit einem von der Musik und dem Temperament Westafrikas geprägten sonntäglichen Gottesdienst. Auch eine spanischsprachige Gemeinschaft fand sich dort ein, der vor allem Leute aus der Dominikanischen Republik angehören.
Seine Affinität und Liebe vor allem für die zeitgenössische Kunst setzte Glettler auch in seiner eigenen Kirche St. Andrä in die Praxis um. Das aus der Barockzeit stammende Gotteshaus ließ er von zahlreichen zeitgenössischen Künstlern umfassend - von der unkonventionellen Fassadenbemalung bis zu den Glasfenstern - umgestalten. Mit konzeptuellen Bildgestaltungen ist er auch selbst künstlerisch tätig, mit einer seiner Arbeiten war er u.a. bei der Ausstellung "Leiblichkeit und Sexualität" in der Wiener Votivkirche präsent.
Anlässlich von Glettlers voraussichtlicher Ernennung zum Bischofsvikar erklärte Bischof Krautwaschl, der bisherige Pfarrer von Graz-St. Andrä vereine "viele Qualitäten in sich, die ihn für die Aufgabe, Brücke zwischen Diözese und Caritas der Kirche zu sein, geradezu prädestinieren. Der Pfarrer von St. Andrä bringt Menschen unterschiedlichster Kulturen und religiöser Bekenntnisse zusammen und lebt das Miteinander aus einer tiefen christlichen Spiritualität". Glettler selbst betonte damals, er wolle sich verstärkt jenen widmen, die kein Nahverhältnis zur Kirche haben: "Als Bischofsvikar will ich Kirche vor allem auch für Menschen öffnen, die mit Kirche 'nichts am Hut haben'", sagte er im Interview mit der "Kleinen Zeitung".
Die Katholische Gemeinschaft Emmanuel
Emmanuel ist eine katholische Gemeinschaft mit päpstlicher Anerkennung, die heute in mehr als 60 Ländern der Welt tätig ist. Aktuell gehören der Gemeinschaft Emmanuel weltweit rund 10.000 Mitglieder aus allen Lebensständen an – vor allem Laien, aber auch ca. 250 Priester, 100 Seminaristen sowie 200 Schwestern und Brüder. In Österreich gehören 120 Personen zum engen Kreis der Gemeinschaft – davon rund 20 in Tirol und Vorarlberg. Auf allen Kontinenten zählt Emmanuel über 200.000 Mitwirkende und Freunde im engeren Umfeld.
Gegründet wurde die Gemeinschaft von Pierre Goursat (1925 – 1991). Pierre Goursat, der selbst im Pariser Künstlermilieu groß wurde und als Jugendlicher sehr unter der Trennung seiner Eltern litt, arbeitete als Filmkritiker. Als solcher wünschte er sich schon lange, dass der christliche Glaube die immer weiter von der Kirche abdriftende Welt auf ganz neue Weise berühren würde. Genau diese Welt brauche Christinnen und Christen, die die Freude über die Liebe Gottes ausstrahlen. Deshalb wollte Pierre Goursat mit einem veränderten, vorurteilsfreien Blick die Menschen von heute aufsuchen und sie mit dem Evangelium neu
berühren.
Mit den Mitgliedern von Emmanuel wendete sich Pierre Goursat all jenen zu, die auf irgendeine Weise zu leiden hatten oder die den Kontakt zum Glauben verloren hatten. Verschiedene Missionsprojekte wurden gestartet. Am Anfang standen u. a. Initiativen für Jugendliche, Obdachlose, Journalisten, Banker, Medizin-Studenten, Arbeiter u.v.m.
In Österreich wirkt Emmanuel bisher erst in einer Pfarre in Graz St. Andrä. In Deutschland sind Emmanuel-Priester in fünf verschiedenen Pfarren tätig. Medial hat die Gemeinschaft in Österreich öfters durch die Grazer Pfarre St. Andrä mit dem Künstler-Priester Hermann Glettler und die Wiener „Akademie für Dialog und Evangelisation“ auf sich aufmerksam gemacht. Im Grazer Multikulti-Bezirk Gries engagierte sich Pfarrer Hermann Glettler für Immigranten und Obdachlose und bot modernen Künstlern mit ihren Werken Gastfreundschaft in seiner Kirche an.