Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte in Wittenberg den Wert der Religionsfreiheit für eine moderne und offene Gesellschaft.
Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte in Wittenberg den Wert der Religionsfreiheit für eine moderne und offene Gesellschaft.
„Überall dort, wo es um Religionsfreiheit schlecht bestellt sei, nimmt auch die gesellschaftliche Entwicklung Schaden“.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zum Ende des Reformationsgedenkjahres den Einsatz für Religionsfreiheit als gemeinsame Aufgabe von Staat und Kirchen hervorgehoben. Der Staat sei verpflichtet, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen, und dazu gehöre in besonderer Weise der Schutz der Religionsfreiheit, sagte Merkel am Dienstag, 31. Oktober 2017 beim staatlichen Festakt zum Reformationstag im Stadthaus Wittenberg. Überall dort, wo es um die Religionsfreiheit schlecht bestellt sei, nehme auch die gesellschaftliche Entwicklung Schaden, so die Kanzlerin weiter.
Merkel würdigte die Vielzahl und Vielfalt der Veranstaltungen im Reformationsgedenkjahr als beeindruckend. Die Beteiligung der Bundesregierung daran sei Ausdruck ihres Bemühens, ein reiches religiöses Leben in Deutschland zu ermöglichen. Aus der Reformation, die zunächst eine religiöse Erneuerungsbewegung gewesen sei, habe sich ein Verständnis vom Menschen entwickelt, das die Neuzeit entscheidend prägen sollte und auf dem im Grunde jede demokratische Ordnung aufbaue, betonte Merkel. Dieses geistesgeschichtliche Erbe gelte es wachzuhalten.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) vertrat in ihrem Grußwort die Ansicht, ein "solches Volksfest der Verständigung hätte Luther sich nicht träumen lassen". Der Reformator habe als "störrischer Kirchenrebell" den Weg in das heutige Gemeinwesen geebnet, auch wenn er viele der von ihm ausgelösten Wirkungen nicht vorhergesehen habe. Mit seiner Berufung auf das Gewissen habe er der weltlichen und geistlichen Macht Grenzen gesetzt, so Grütters.
Im Rückblick auf die vom Bund mit 50 Millionen Euro geförderten Jubiläumsveranstaltungen sagte die Ministerin: "Wohl nie zuvor haben sich so viele Menschen mit einem prägenden Ereignis der frühen Neuzeit befasst."
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte in seinem Grußwort: "Heute schauen die Völker der Welt auf Wittenberg." Von dem Symbolort des Protestantismus seien bis heute nachwirkende Veränderungen ausgegangen.
An der Feier nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und weitere Vertreter der obersten Staatsorgane sowie Staatsgäste, darunter der ungarische Staatspräsident Janos Ader, teil. Unter den Gästen aus den Kirchen waren neben zahlreichen Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic.