Aus Sicht der kirchlichen Hilfswerke verlaufen die Verhandlungen beim Weltklimagipfel in Bonn konstruktiv.
Aus Sicht der kirchlichen Hilfswerke verlaufen die Verhandlungen beim Weltklimagipfel in Bonn konstruktiv.
Indigene sehen sich von Bonner Organisatoren missachtet.
Aus Sicht der kirchlichen Hilfswerke verlaufen die Verhandlungen beim Weltklimagipfel in Bonn konstruktiv. Es sei die "gute Nachricht" zur Halbzeit des Treffens, "dass alle Staaten, die sich dem Pariser Abkommen verpflichtet fühlen, in Bonn konstruktiv miteinander verhandeln", erklärte Klimareferentin Sabine Minninger von der evangelischen NGO "Brot für die Welt" am Samstag, 11. November 2017. "Langsam aber sicher" werde das Kleingedruckte formuliert, "mit dem die Spielregeln des Paris-Abkommens endlich verbindlich festgezurrt werden sollen".
Als enttäuschend bezeichnete Minninger, dass die reicheren Staaten den verletzlichsten Ländern beim Thema klimabedingte Schäden und Verluste (Loss and damage) nicht entgegenkommen". Arme Länder wie die von verheerenden Stürmen betroffenen Inselstaaten im Pazifik und in der Karibik drängten in Bonn darauf, dem Thema "mehr Gewicht zu verleihen".
Eine ausreichende Finanzierung für die Behebung von Klimaschäden seitens reicherer Staaten, die die größte Verantwortung für die Erderwärmung trügen, sei nicht in Sicht. "Es wäre erfreulich, wenn sich Bundeskanzlerin Angela Merkel kommende Woche in Bonn dafür einsetzen würde, dass der Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten ganz oben auf die internationale klimapolitische Agenda gesetzt wird."
Das katholische Hilfswerk "Misereor" zeigte sich ebenfalls optimistisch. "Es hakt noch an vielen Stellen, aber ein Scheitern droht nicht", sagte Expertin Kathrin Schroeder der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Diskutiert werde derzeit unter anderem über jene Vorgaben, die vor allem die Industrieländer vor 2020 umsetzen müssten, um die Ziele von Paris zu erreichen. Debatten gebe es auch darüber, wie die reicheren die ärmeren Länder bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen können beziehungsweise bei der Behebung der bereits jetzt eingetretenen Schäden infolge des Klimawandels.
"Je länger man wartet, desto teurer wird es", fasste Schroeder die Lage zusammen. Klar sei auch, "dass wir uns von den fossilen Energieträgern verabschieden müssen". Andernfalls sei es unmöglich, die Vereinbarungen von Paris umzusetzen.
Der insgesamt zweiwöchige UN-Klimagipfel in Bonn endet am kommenden Freitag. Am Mittwoch geht die Konferenz in die entscheidende Phase. Dann werden zahlreiche Minister sowie Staats- und Regierungschefs in Bonn erwartet.
Klimaflüchtlinge sollen neu unter den Schutz der Genfer Konvention gestellt werden. Das fordert die Caritas Schweiz in ihrem Positionspapier zum Thema Klimaflucht für die Bonner Klimakonferenz.
Klimaflüchtlinge fallen nicht unter den Schutz der Genfer Flüchtlingskonvention. Aus Sicht von Caritas ist dies ein Missstand, den es dringend zu beheben gilt. Es brauche einen internationalen Rechtsrahmen, der Klimaflüchtlinge als solche anerkenne und Schutz biete, so die Organisation.
In ihrem Positionspapier "Schutz und Perspektiven für Klimaflüchtlinge" fordert die Caritas die Schweizer Politik zum Handeln auf. Der Bundesrat solle einen entsprechenden Schutzstatus hierzulande einzuführen. Zudem müsse die Schweiz ärmere Länder finanziell unterstützen, damit sie sich vor Naturkatastrophen schützen und sich veränderten Umweltbedingungen anpassen könnten. Das Land habe sich dazu mit der Ratifizierung des Pariser Abkommens gegen globale Erwärmung verpflichtet.
Die im "Abrahamitischen Forum in Deutschland" zusammengeschlossenen Vertreter von neun Religionsgemeinschaften sowie aus Naturschutz, Wirtschaft und Politik forderten am Wochenende die Staatengemeinschaft zu mehr Engagement beim Klimaschutz auf. Bei der laufenden Weltklimakonferenz in Bonn müsse ein grundlegender Wandel erfolgen, heißt es in der Erklärung.
Konkret sprechen sich die Unterzeichner des Arbeitskreises "Religionen und Naturschutz" unter anderem für einen Ausstieg aus der fossilen Energienutzung unter Verzicht auf die "riskante Atomtechnik" aus. Auch gelte es, den Konsum von Fisch und Fleisch zu reduzieren und einen übermäßigen Konsum und eine Wegwerfmentalität zu überwinden.
"Grenzenloses Wirtschaftswachstum darf kein Ziel mehr sein", heißt es weiter in der Erklärung. Außerdem müssten die armen Länder bei der Bewältigung der Folgen des "nicht mehr vermeidbaren Klimawandels" unterstützt werden.
An die Adresse der Bundesregierung gerichtet, fordern die Unterzeichner einen sozialverträglichen Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung und eine ökologische Verkehrswende. "Deutschland hatte im internationalen Austausch eine klimapolitische Führungsrolle eingenommen. Das muss nun auch konkret werden."
Scharfe Kritik am bisherigen Verlauf des Weltklimagipfels in Bonn äußerte unterdessen die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Die Repräsentanten indigener Völker, die aus allen Teilen der Welt angereist sind, kommen nicht zu Wort. Sie warten seit Tagen dringend darauf, als gleichwertige Verhandlungspartner einbezogen zu werden", erklärte die GfbV-Brasilien-Expertin Eliane Fernandes Ferreira am Samstag in Bonn.
"Den vielen Indigenen wurde zudem ein viel zu kleiner Pavillon für den Austausch untereinander zugewiesen: Dort haben nur 40 Personen Platz. Die Ureinwohner so vor den Kopf zu stoßen, ist beschämend", erklärte die in Göttingen ansässige Organisation. Sie seien die ersten Opfer des Klimawandels und auf intakte Ökosysteme angewiesen.
Die GfbV kündigte an, am Montag offiziell Beschwerde gegen eine Ausgrenzung der Indigenen einzulegen. "Mit ihren zögerlichen Maßnahmen gegen die Erderwärmung gefährden die Industrienationen nicht nur die ökologische, sondern auch die kulturelle Vielfalt der Erde", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius. "Den Klimawandel bekommen viele der weltweit etwa 5.000 indigenen Völker mit ihren rund 370 Millionen Angehörigen schon jetzt zu spüren. Es muss selbstverständlich sein, ihre Bedürfnisse und ihr Wissen anzuerkennen."