152 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind weltweit von Kinderarbeit betroffen.
152 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind weltweit von Kinderarbeit betroffen.
Hilfswerk "Jugend Eine Welt" fordert mehr Engagement gegen Ausbeutung von Kindern.
Heftige Kritik an der Nicht-Zulassung der eigentlich Betroffenen bei der 4. Weltkonferenz gegen Kinderarbeit hat das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" geäußert. Arbeitende Kinder müssten stärker als bisher zu Wort kommen dürfen, forderte die katholische Organisation im Vorfeld anlässlich der noch bis Donnerstag, 16. November 2017 dauernden Versammlung in Buenos Aires. Auch bei den Vorgängerkonferenzen in Oslo (1997), Den Haag (2010) und Brasilia (2013) seien arbeitende Kinder und Jugendliche sowie ihre Organisationen nicht als aktive Teilnehmer dabei gewesen - "aus Sicherheitsgründen", hieß es stets. Eine weitere Forderung: Nicht gegen Kinderarbeit an sich, sondern missbräuchliche Formen von ihr solle vorgegangen werden.
"Jugend Eine Welt" verwies auf den am Donnerstag veröffentlichten offenen Protestbrief von Kinderorganisationen aus Lateinamerika und der Karibik an das UN-Kinderrechtskomitee, das von der Österreicherin Renate Winter geleitet wird. Der Ausschluss widerspreche eindeutig dem Kinderrecht der freien Meinungsäußerung. "Wollen sie uns beschützen oder wollen sie sich vor uns schützen? Könnte es sein, dass Sie nicht hören wollen, was wir zu sagen haben?", schrieben die Kindervertreter.
Kritisiert wurde seitens der Kinder jedoch auch das Bestehen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO - welche die Konferenz ausrichtet - auf einem Mindestalter von 14 bzw. 15 Jahren für jegliche Form von Kinderarbeit. Präzisere Unterscheidung sei nötig, "zwischen wirtschaftlicher Ausbeutung und Formen der Arbeit, die Güter und Dienstleistungen schafft, die für uns, unsere Familien und unsere Gesellschaft wertvoll sind", so der Brief. Indigene Kinder in Bolivien, Ecuador, Mexiko, Peru oder Paraguay würden schon in sehr jungem Alter mitarbeiten, dabei das Wissen der Älteren übernehmen und lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Ein generelles Verbot jeglicher Form der Kinderarbeit dränge Kinder hingegen in die Illegalität und führe zu repressiven und diskriminierenden Reaktionen von staatlichen Behörden, die niemandem nütze.
Weltweit sind 152 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen. 73 Millionen von ihnen schuften unter ausbeuterischen bzw. gesundheitsschädlichen Bedingungen, beispielsweise in Bergwerken, auf Plantagen, als Hausangestellte, Kindersoldaten oder in der Prostitution. Für den Schutz letzterer sollten sich laut "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer die Internationale Gemeinschaft und die einzelnen Staaten "mit Vervielfachung aller Anstrengungen" bemühen. Die in den nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO festgeschriebene vollkommene Abschaffung jeder Form von Kinderarbeit bis zum Jahr 2025 gehe hingegen "an der Realität vieler Familien und Kinder vorbei".
Dass arbeitende Kinder und Jugendliche stärker zu Wort kommen, ihre Erfahrungen und Forderungen ernstgenommen und bei Strategien und Maßnahmen gegen Kinderarbeit berücksichtigt werden können - auch bei internationaler Konferenzen, zeigt laut Heiserer der Salesianerorden auf. In vielen Don-Bosco-Projekten seien - höchst erfolgreich - Kinderparlamente eingerichtet worden.
Das Problem der Kinderarbeit sei "komplex" und brauche für eine langfristige Lösung eine Bekämpfung seiner Ursachen wie Armut, fehlender Zugang zu Bildung und Ausbildung sowie mangelhafte soziale Sicherungssysteme, so die Position von "Jugend Eine Welt". Wirtschaftsunternehmen sollten sicherstellen, dass es in ihren Lieferketten nicht zu Menschen- bzw. Kinderrechtsverletzungen komme. Zudem sei auch jeder Einzelne aufgerufen, beim Einkauf Produkten den Vorzug zu geben, die nachweislich fair bzw. ohne missbräuchliche Kinderarbeit hergestellt wurden.
Jugend Eine Welt: