Von links nach rechts:Notburga Grosser (Vizerektorin KPH), Christoph Berger (Rektor KPH), Gerhard Weißgrab (Präsident ÖBR), Heinz Vettermann (Generalsekretär ÖBR).
Von links nach rechts:Notburga Grosser (Vizerektorin KPH), Christoph Berger (Rektor KPH), Gerhard Weißgrab (Präsident ÖBR), Heinz Vettermann (Generalsekretär ÖBR).
Nach Kooperationen mit muslimischen, jüdischen und freikirchlichen Religionsgemeinschaften nun auch Integration einer nicht theistischen Religion.
Auf ihrem Weg von der Ökumene zur Interreligiosität entwickelt sich die Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Wien/Krems immer mehr zu einem "Haus der Religionen": Eine jüngst unterzeichnete, europaweit einmalige Kooperationsvereinbarung zwischen der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR) und der KPH regelt die künftige Aus- und Weiterbildung buddhistischer Religionslehrer in Österreich, teilte die Hochschule am Dienstag, 21. November 2017 mit.
Erst vor rund einem Monat hatte Rektor Christoph Berger anlässlich des zehnjährigen Bestehens der KPH Wien/Krems darauf hingewiesen, dass dort Studierende künftig neben Ausbildungen zum katholischen, evangelischen, altkatholischen und orthodoxen Volksschul-Religionslehrer auch zum freikirchlichen, muslimischen und jüdischen absolvieren können.
Zur neuen Kooperation zwischen KPH und Österreichischer Buddhistischer Religionsgesellschaft erklärte deren Präsident Gerhard Weißgrab, diese sei "nicht nur ein besonderes Zeichen interreligiöser Zusammenarbeit, sondern auch eine gute Qualitätssicherung für den buddhistischen Religionsunterricht". Für Buddhisten sei das "eine gute Basis im Konzert der Religionen in Österreich". Weißgrab betonte das gute interreligiöse Klima hierzulande und wies darauf hin, dass der Buddhismus in vielen Ländern Europas bis heute weder eine staatliche Anerkennung noch die Möglichkeit zu einem konfessionellen Religionsunterricht in den Schulen habe.
Die buddhistische Religion ist seit 1983 staatlich anerkannt, seit 1993 gibt es buddhistischen Religionsunterricht an den Schulen. Die bisherige Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte oblag den Fachinspektoren und wurde meist in Salzburg zentral für ganz Österreich durchgeführt, hieß es in der Aussendung. Schon in den letzten Jahren habe es zur Unterstützung der pädagogischen Ausbildung eine Kooperation mit der KPH Wien/Krems gegeben. Aktuell unterrichten bundesweit 14 Lehrkräfte 231 Schüler in buddhistischer Religion.
Und der Bedarf werde steigen, so die Prognose der Verantwortlichen: Rund 25.000 bekennende Buddhistinnen und Buddhisten gebe es derzeit in Österreich. "Die steigende Zahl der Praktizierenden lässt eine wachsende Zahl an Lehrpersonal und steigendes Schülerpotenzial erwarten."
"Ausgehend von den bisher neuen Kooperationen unseres Hauses mit den monotheistischen Religionen Islam und Judentum stellen wir uns mit der Integration des Buddhismus jetzt auch der Herausforderung, eine nicht theistische Religion unter unserem gemeinsamen Dach zu integrieren", sagte KPH-Rektor Berger. Die Vereinbarung der Buddhistischen Religionsgemeinschaft mit einer kirchlichen Pädagogischen Hochschule sei bisher in Europa ohne Vorbild "und in gewisser Weise spektakulär: Zeigt sie doch, wie viel an einem friedlichen und konstruktiven Miteinander der Religionen in einem in vielen Jahren gewachsenen guten ökumenischen und interreligiösen Klima möglich ist", so Berger.
Die KPH Wien/Krems ist Österreichs größte private Pädagogische Hochschule mit fünf Standorten in Wien und Niederösterreich. Derzeit gibt es 2.500 Studierende in der Erstausbildung und ca. 1.000 Studierende in Weiterbildungslehrgängen.
In Form von Erstausbildung, Fort- und Weiterbildung soll Lehrpersonal in ihren pädagogischen und religionspädagogischen Berufsfeldern bestmöglich qualifiziert und professionalisiert werden. In den Hochschulbetrieb sind sieben christliche Kirchen (Katholische Kirche, Evangelische Kirche A. und H.B., Griechisch-Orientalische Kirche, drei Orientalisch-Orthodoxe Kirchen sowie Altkatholische Kirche) eingebunden - "bei gleichzeitiger Wahrung der jeweiligen Identität". Zusätzlich kooperiert die KPH in der Religionslehrerbildung und im Rahmen der Förderung interreligiöser Kompetenzen mit den Freikirchen, der Islamischen sowie der Alevitischen Glaubensgemeinschaft, der Israelitischen Religionsgesellschaft und nun auch der Buddhistischen Glaubensgemeinschaft. Das breite Lehrangebot der KPH Wien/Krems setzt sich derzeit zusammen aus acht Studiengängen und vier berufsbegleitenden Studiengängen der Erstausbildung, zehn Hochschullehrgängen mit Masterabschluss, sieben Hochschullehrgängen und 18 Lehrgängen.