Frau Urban lebt in einer Hausgemeinschaft der Diakonie in Graz.
Frau Urban lebt in einer Hausgemeinschaft der Diakonie in Graz.
Volksanwalt Kräuter sieht vielfachen Verbesserungsbedarf bei 24-Stunden-Pflege.
Alte und pflegebedürftige Menschen dürften nicht weiter buchstäblich am Rand bleiben. "Sie gehören in die Mitte der Gesellschaft. Deshalb müssen wir uns dringend gesellschaftspolitisch darüber unterhalten, wie wir die Gesellschaft des langen Lebens gut gestalten wollen - und wie wir ein Altern in Würde sichern." Diese Forderung hat Diakonie-Direktor Michael Chalupka einmal mehr am Dienstag, 21. November 2017 in einer Aussendung an die politisch Verantwortlichen im Land gerichtet.
Eine Kernfrage für Chalupka: "Wie kann ich Grätzel, Sozialraum und Wohnformen etablieren, damit ältere Menschen auch mit Behinderung oder Demenz dort leben können?" Neue Konzepte für individuelle Bedürfnisse pflegebedürftiger Menschen seien notwendig. Chalupka: "Es braucht Wohnräume, die Pflege alltagsnah ermöglichen und echte Wahlfreiheit für alle von Pflege Betroffenen schafft. Es ist an der Zeit, neue Perspektiven für die Pflege zu schaffen, die auch eine solidarische Absicherung des Pflegerisikos beinhalten."
Neben Geldleistungen brauche es Investitionen in ein breiteres und größeres Dienstleistungsangebot, um die Pflegelücke tatsächlich zu schließen. Investitionen in die Pflege würden sich für den Staat aber auch wirtschaftlich lohnen, "denn 70 Prozent der Ausgaben in der Pflege fließen via Steuern und Sozialversicherung an die öffentliche Hand zurück", so Chalupka. Umso unverständlicher sei es, dass Österreich nur zögerlich in soziale Dienstleistungen investiere.
Chalupka äußerte sich anlässlich der Präsentation des Berichts der Volksanwaltschaft zur 24-Stunden-Pflege am Dienstag. Volksanwalt Günther Kräuter mahnte bei einer Pressekonferenz in Wien zahlreiche Verbesserungen bei der 24-Stunden-Betreuung Pflegebedürftiger zu Hause ein; u.a. plädierte er laut APA für einheitliche Qualitätskriterien, verstärkte Kontrollen und eine bessere Finanzierung.
Kräuter berichtete über Klagen an die Volksanwaltschaft, dass die 24-Stunden-Betreuung weitgehend ohne Kontrolle erfolge. Auch über mangelnde Qualifikation des Betreuungspersonals und Vernachlässigung bis hin zu Übergriffen werde berichtet. Auf der anderen Seite würden aber auch die großteils weiblichen Pflegekräfte oft unter falschen Voraussetzungen nach Österreich gelockt und von den Agenturen ausgenutzt. Anja Silberbauer, Geschäftsführerin der "Harmony & Care GmbH", verwies auf einen Schwarzmarkt mit gefälschten Pflegezertifikaten, die eine Ausbildung bescheinigen, in Österreich aber nicht entsprechend kontrolliert werden.
Der Volksanwalt forderte verbindliche Qualitätskriterien für die derzeit 763 in Österreich tätigten Agenturen. Diese sollten etwa die Ausbildung, das Sprachniveau oder die Arbeitsbedingungen regeln. Außerdem trat Kräuter für intensivere Kontrollen ein. So sollte es auch unangekündigte Überprüfungen im Bereich der 24-Stunden Betreuung geben, diese könnten auch von Hausärzten oder der Patientenanwaltschaft organisiert und an die Förderung und das Pflegegeld gekoppelt werden. Auch den Pflegefonds würde der Volksanwalt an Qualitätskriterien knüpfen. Schließlich bekräftigte Kräuter auch die Forderung nach einer jährlichen Valorisierung des Pflegegeldes, das seit Einführung bereits einen Wertverlust von mehr als 30 Prozent erlitten hat.
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