von links nach rechts: Msgr. Otto Mauer-Preis 2017; P. Gustav Schörghofer SJ, Toni Schmale, Generalvikar Nikolaus Krasa, Georg Prantl.
von links nach rechts: Msgr. Otto Mauer-Preis 2017; P. Gustav Schörghofer SJ, Toni Schmale, Generalvikar Nikolaus Krasa, Georg Prantl.
Ausstellung ab 7. Dezember im Wiener "JesuitenFoyer".
Die deutsche Künstlerin Toni Schmale hat am Donnerstagabend, 30. November 2017 im Wiener Erzbischöflichen Palais den "Msgr. Otto Mauer Preis" 2017 bekommen. Prämiert wird damit das gesamte bisherige Werk der 1980 in Hamburg geboren, in Wien lebenden 37-jährigen Skulpturistin. Der Otto-Mauer-Fonds vergab die mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung heuer zum 37. Mal, sie gilt als eine der wichtigsten Ehrungen für junge Künstler in Österreich. Überreicht wurde der Preis - der an den Künstlerseelsorger, Galeriegründer und Sammler Otto Mauer erinnert - vom Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa.
Der Jesuit und Kunsthistoriker Gustav Schörghofer führte als Vorsitzender der Jury in das Werk von Toni Schmale ein. Ihre großteils aus Beton und Stahl von ihr selbst in oft monatelanger Arbeit gefertigten Objekte wecken Assoziationen zu Fitnessgeräten, aber auch Instrumentarien zur Disziplinierung des Körpers und zur Folter, so Schörghofer. Das Schaffen der Künstlerin habe Bezüge zu Sexualität und Lust, aber auch zu Gewalt und Qual und hinterfrage aus einer "queer-feministischen Sichtweise" stereotype Geschlechterkonstruktionen und Zuschreibungen - freilich ohne auf subtilen Humor zu verzichten.
Schmales Skulpturen stehen wie mächtige Solitäre mitten im Raum oder sind mitunter auch an der Wand befestigt, sie wecken beim Betrachter das Bedürfnis, sie zu benützen oder zu betreten, "schreien nach dem Körper", wie Schörghofer sagte. In der Begründung der Mauer-Preis-Jury heißt es über die Preisträgerin, Schmales Ouevre vereine "Strenge der Form" mit einem "feinen Sinn für die Schönheit elementarer Materialien, kühle Rationalität mit leidenschaftlichem Körperbewusstsein".
Zusammengesetzt war die Jury heuer unter dem Vorsitz von P. Schörghofer SJ aus der Direktorin des Wiener Dommuseums, Johanna Schwanberg, der Künstlerischen Direktorin des Linzer LENTOS-Kunstmuseums, Hemma Schmutz, und der Künstlerin Veronika Dirnhofer. Weiters mit dabei war auch Andreas Fogarasi, Mauer-Preisträger des Jahres 2016.
Toni Schmale hat ein für eine Künstlerin ungewöhnliches Vorleben: Von 1994 bis 2002 agierte sie als Profifußballerin, spielte in der Regional- und Bundesliga sowie zuletzt sogar in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Ab 2003 studierte sie Medienkunst an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, 2009 wechselte sie an die Akademie der bildenden Künste Wien in die Klasse Performative Kunst von Carola Dertnig und absolvierte 2013 in der Klasse Performative Bildhauerei bei Monica Bonvicini ihr Diplom. Jüngst stellte Schmale skulpturale Arbeiten unter dem Titel "HOT HOT HOT" in der Wiener Secession aus.
Für ihre Arbeiten wurde Toni Schmale bereits mehrfach ausgezeichnet: 2011 erhielt sie den Birgit Jürgenssen Preis, 2013 den Preis der Akademie der Künste Wien, heuer wurde sie für den Baltic Artists' Award nominiert. Eine Auswahl ihrer Werke ist vom 10. Dezember 2017 bis 30. Jänner 2018 unter dem Titel "the good enough mother" im "JesuitenFoyer" (Bäckerstraße 18, 1010 Wien) zu sehen. Eröffnet wird die Schau bereits am 7. Dezember um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Öffnungszeiten sind Montag und Dienstag 16 bis 19 Uhr, Sonntag 12 bis 13 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung (Tel.: +43 699/11 441 567).
Seit 1981 verleiht der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien den "Msgr. Otto Mauer Preis" für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Franz König und dem Erben Mauers, Prälat Karl Strobl, gegründet und dient im Gedenken an den Namensgeber dem Ziel, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten und weiterzuführen.
Unter den mit dem Mauer-Preis ausgezeichneten Künstlern finden sich u.a. Erwin Wurm (1984), Franz West (1986), Brigitte Kowanz (1989), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000), Dorit Margreiter (2002) und das diesjährige Jury-Mitglied Andreas Fogarasi (2016). In den vergangenen 37 Jahren waren weiters knapp 100 prominente Vertreter aus dem zeitgenössischen Kunstbereich - Künstler, Kuratoren, Museumsdirektoren und Journalisten - in der jährlich wechselnden Jury vertreten.
Neben der jährlichen Vergabe des Kunstpreises fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Otto-Mauer-Fonds in die Förderung aktueller Projekte in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Theater, Film, Wissenschaft, Erziehung und Erwachsenenbildung.
Otto Mauer Fonds:
www.otto-mauer-fonds.at