Mit dem Einsatz für Gerechtigkeit werden wir eine Menschheitsfamilie - Predigt von Kaplan Franz Sieder beim Gottesdienst zum Weltfriedenstag am Sonntag, 7. Jänner 2018 im Stephansdom.
Mit dem Einsatz für Gerechtigkeit werden wir eine Menschheitsfamilie - Predigt von Kaplan Franz Sieder beim Gottesdienst zum Weltfriedenstag am Sonntag, 7. Jänner 2018 im Stephansdom.
"Gier und Egoismus" auch in der Flüchtlingspolitik sichtbar.
Appelle zu Einsatz für Gerechtigkeit gab es am Sonntag, 7. Jänner 2018 bei einem Friedensgottesdienst im Wiener Stephansdom. Nur durch eine gerechtere Weltordnung werde es möglich sein, die Klimaproblematik in den Griff zu bekommen und auch die Flüchtlingsströme zu stoppen, schärfte die Betriebsseelsorger-Legende Franz Sieder bei der Hl. Messe aus Anlass des katholischen Weltfriedenstages den Mitfeiernden ein. Papst Franziskus hatte für die diesjährigen Feiern das Motto "Migranten und Flüchtlinge: Menschen auf der Suche nach Frieden" bestimmt.
Hart ging Sieder mit dem "Gier und Egoismus" der reichen Länder ins Gericht. Letztere seien nicht nur in Wirtschaftsstrukturen präsent, sondern auch in den Gehirnen sehr vieler Menschen. Sichtbar werde dies laut dem Priester durch den Wahlsieg von Parteien, die Ausländerhass und ein Zusperren aller Flüchtlingsrouten propagierten. Dabei würde übersehen, dass die großen weltweiten Unterschiede - auf Unrecht beruhender Wohlstand hier, bittere Armut dort - zu den Hauptursachen der Fluchtbewegungen gehörten. Das alles - wie auch die enormen Investitionen für Waffen oder "dass sich einige wie die Herren dieser Welt aufspielen und den anderen behandeln wie billige Sklaven" - störe Gott zutiefst.
Strukturen müssten so verändert werden, dass "der Mensch, nicht der Profit" das Ziel sei und "die Politik über die Wirtschaft dominiert, nicht umgekehrt", so Sieders Vorstellung von Gerechtigkeit. Zudem seien auch Barmherzigkeit und Empathie gegenüber den an die Tür klopfenden Flüchtlingen gefragt. "Jesus identifiziert sich mit den Fremden und wenn ein Land alle Flüchtlingsrouten schließen möchte und die Grenzen versperrt, dann ist eine solche Politik lieblos und zutiefst unchristlich", so der Kaplan. Wichtig sei weiters eine neue Sichtweise: Erst durch das Bewusstsein, "eine Weltfamilie zu sein und füreinander Verantwortung zu tragen", könne die Menschheit überleben.