Eugen Biser war Professor für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und einer der führenden Theologen unserer Zeit.
Eugen Biser war Professor für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und einer der führenden Theologen unserer Zeit.
Marx: "Angst vor dem Anderen, gewissermaßen auch vor Gott, ist die Ursache für das Übel in der Welt, für die Gewalt, für die Sünde".
Kardinal Reinhard Marx hat bei einem Gedenkgottesdienst zum 100. Geburtstag von Eugen Biser (1918-2014) in München dazu aufgerufen, sich "neu inspirieren zu lassen von seiner Lebensgestalt und seiner Theologie". Zugleich warnte er davor, den Religionsphilosophen "zu musealisieren und ins Archiv einzusperren". Bisers Werk und Leben könne auch heute wichtige Impulse "für den Weg des Glaubens, der Kirche und der Gesellschaft" geben, so der Erzbischof von München und Freising am Freitag in der Universitätskirche Sankt Ludwig in München.
Für Biser ist laut Marx wesentlich gewesen, "eine Theologie zu schreiben und ein Zeugnis abzulegen gegen die Angst". Und es sei "klar, dass die Angst vor dem Anderen, gewissermaßen auch vor Gott, Ursache ist für das Übel in der Welt, für die Gewalt, für die Sünde". So sei die "Kirche eingeladen, eine Bewegung gegen die Angst zu sein", sagte der Kardinal und betonte: "Alle Bewegungen in der Kirche und in der Gesellschaft, die mit Ängsten spielen und Ängste schüren, liegen nicht auf der Linie des Evangeliums."
Als einen entscheidenden Punkt für die Zukunft der Theologie benannte der Kardinal das "Element der Erfahrung, der Biografie und auch der gesellschaftlichen Erfahrung". Der Glaube sei "kein intellektueller Prozess, sondern eine Lebenserfahrung, eine Lebenserweiterung". Gerade auch das Werk Bisers ermutige dazu, die "Zeichen der Zeit" zu erkennen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten. Für ein tieferes Verstehen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), wie es sich gerade unter dem Pontifikat von Papst Franziskus vollziehe, könne der vor hundert Jahren geborene Religionsphilosoph ein wichtiger Wegbegleiter sein.
Im Anschluss an den Gottesdienst enthüllte Marx eine Gedenktafel in Sankt Ludwig, wo Biser 27 Jahre lang als Universitätsprediger wirkte. Im Rahmen des Festaktes referierte u.a. der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff über Bisers Buch "Glaubensverständnis". Daneben sind in den kommenden Wochen verschiedene Veranstaltungen zu Ehren Bisers geplant - so veranstaltet etwa die Katholische Akademie Bayern am 2. Februar gemeinsam mit der Eugen Biser-Stiftung eine Tagung zum Thema "Christentum und Säkularität - Impulse aus der Theologie Eugen Bisers". Referenten sind der frühere Verfassungsrichter Paul Kirchhof, der emeritierte Münchner Professor für Systematische Theologe an der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Gunther Wenz, und der Professor für Christliche Philosophie in München, Martin Thurner.
Eine bereits im Oktober gestartete 13-teilige Vorlesungsreihe über Bisers wissenschaftliches Werk soll in ein "Eugen Biser Handbuch" eingehen, das Ende 2018 im Freiburger Verlag Herder erscheinen und künftig zur umfassenden Einführung in Bisers Werk dienen soll. Bereits neu herausgekommen im Herder-Verlag ist "Gottesbilder - Eugen Biser als theologischer Grenzgänger". Darin blicken Wissenschaftler aus unterschiedlichen Perspektiven, auch aus denen der Musik, Malerei und Psychologie, auf Bisers theologisches Ringen mit dem Gottesgedanken.
Der am 6. Januar 1918 im südbadischen Oberbergen geborene Fundamentaltheologe und Philosoph arbeitete nach seiner Habilitation an den Universitäten Passau und Würzburg, bevor er 1974 als Nachfolger von Karl Rahner für den einst für Romano Guardini geschaffenen Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München berufen wurde. Biser hatte den Lehrstuhl bis zu seiner Emeritierung 1986 inne. 25 Jahre lang leitete er zudem das von ihm aufgebaute Seniorenstudium an der LMU. Der Theologe starb 2014 mit 96 Jahren.