Am zweiten Tag des großen Wiener Nahost-Gipfels standen die Themen Bildung und Medien im Mittelpunkt.
Am zweiten Tag des großen Wiener Nahost-Gipfels standen die Themen Bildung und Medien im Mittelpunkt.
Alexandriens Patriarch Theodoros II. bei Wiener Religionsgipfel: Gutes Zusammenleben von Christen und Muslimen "einzige Option" für Ägypten. Bekenntnis zu religiöser Vielfalt auch von muslimischer Seite.
Einen eindringlichen Appell an die religiösen Führungspersönlichkeiten im Nahen Osten, sich für Religionsfreiheit und Menschenrechte einzusetzen, hat der orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., verfasst. In seiner Rede beim Nahost-Religionsgipfel des Wiener Dialogzentrums KAICIID hob der Patriarch am Dienstag, 27. Februar 2018, die Bedeutung der Religionen für eine positive Entwicklung der orientalischen Gesellschaften hervor.
Der Patriarch ging auch auf die politische und gesellschaftliche Situation in Ägypten ein. Ein gutes Zusammenleben von Christen und Muslimen sei die einzige Option für das Land, stellte der Patriarch fest. Nachsatz: "Ägypten ist ein friedliches Land". Auf Staatspräsident Abdel Fattah al-Sissi setzte er diesbezüglich große Hoffnungen.
Für die bis zu zwei Millionen Mitglieder zählenden protestantischen Kirchen in Ägypten bestätigte Reverend Andrea Zaki im "Kathpress"-Interview, dass sich der Präsident tatsächlich sehr um eine Besserstellung der Christen im Land bemühe. Das Ziel aller politischen Bemühungen müssten gleiche Bürgerrechte für alle Bewohner Ägyptens sein, so Zaki. Er ist der Präsident der "Protestantischen Kirchen von Ägypten", ein Zusammenschluss von 18 unterschiedlichen Konfessionen.
Als friedliche Religion, in der Barmherzigkeit an erster und wichtigster Stelle steht, stellte Abbas Shuman, stellvertretender Leiter der sunnitischen Al-Azhar-Universität in Kairo, den Islam vor. Laut Shuman sei die religiöse Vielfalt auf der Welt gottgewollt. Die Al-Azhar setze sich für ein gutes Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen in Ägypten ein. In diesem Sinne verurteile man auch alle Anschläge von islamistischen Extremisten gegenüber Christen und christlichen Einrichtungen; in Ägypten wie auch in allen anderen Ländern des Nahen Ostens. Shuman erinnerte zudem auch an den Besuch von Papst Franziskus in der Al-Azhar im April 2017 und sprach von einer "historischen Begegnung".
Am zweiten Tag des großen Wiener Nahost-Gipfels standen die Themen Bildung und Medien im Mittelpunkt. Zu Wort kam u.a. der evangelische palästinensische Pastor Mitri Raheb. Er stellte das "Netzwerk Religiöser Fakultäten und Institutionen in der Arabischen Welt" vor: Ein loser Zusammenschluss verschiedenster Einrichtungen, die sich dem interreligiösen Dialog zwischen christlichen und muslimischen Wissenschaftlern verschrieben haben und zugleich eine Kultur des Dialogs als wesentlichen Bestandteil von religiöser Bildung lancieren wollen.
Zum Thema Medien sprach u.a. der katholische jordanische Priester und Medienmacher Rifat Bader, der in der Hauptstadt Amman ein eigenes christliches Internetportal auf Arabisch und Englisch betreibt (www.en.abouna.org.) Veranstalter des Religionsgipfels war das Wiener König-Abdullah-Dialogzentrum (KAICIID).
Ein weiterer christlicher Teilnehmer am Religionsgipfel war der griechisch-orthodoxe Bischof von Wadi al Nasaraa (Syrien), Elias Toumeh. Er sagte am Rande des Gipfels im Gespräch mit der Tageszeitung "Kurier", Syriens Christen stünden nicht völlig geschlossen hinter Machthaber Baschar al-Assad. "Unsere Glaubensgemeinschaft ist keine homogene. Es gibt welche, die für Assad sind, andere sind gegen ihn", so der Bischof. Syrische Kirchenvertreter hatten in den vergangenen Jahren mehrfach darauf hingewiesen, dass für Minderheiten wie Christen, Drusen oder Alawiten auch ein "Diktator" Assad die bessere Option sei als alle anderen oppositionellen und meist islamistisch-fundamentalistischen Kräfte.
Regierungseinheiten kontrollierten jedenfalls wieder drei Viertel des Landes, schilderte Bischof Toumeh. Für "unrealistisch" hielt der Bischof Hoffnungen auf ein Ende der Kämpfe in Syrien noch in diesem Jahr. Letztlich könne nur eine politische Lösung zu Frieden führen, ein "Frieden, der alle Teile der syrischen Gesellschaft einschließt".
Im umkämpften Ost-Ghuta hätten die Truppen Assads bereits große militärische Fortschritte erzielt, sie würden bis zum Sieg weitermachen, zeigte sich der Bischof überzeugt. Er berichtete von einem "hohen Level an Militäraktivitäten, die Aufständischen beschuldigen das Regime, sie ständig zu bombardieren, das Regime beschuldigt die Rebellen, Geschoße auf die Hauptstadt zu feuern".