Endlich wieder nach Hause – das ist der Herzenswunsch vieler Christen im Nordirak. Sie mussten im August 2014 vor dem Terror des sogenannten „Islamischen Staates” (IS) flüchten. Seitdem herrschten Vertreibung und blinde Zerstörungswut.
Endlich wieder nach Hause – das ist der Herzenswunsch vieler Christen im Nordirak. Sie mussten im August 2014 vor dem Terror des sogenannten „Islamischen Staates” (IS) flüchten. Seitdem herrschten Vertreibung und blinde Zerstörungswut.
Beispiele reichen von Ägypten über China und Nigeria bis zu Syrien, Saudi-Arabien und der Türkei.
Schätzungen zufolge leiden rund 100 Millionen Christen weltweit unter Verfolgung, Diskriminierung und Unterdrückung. Darauf machte Berthold Pelster vom internationalen katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" am Montag, 4. Juni 2018 in München aufmerksam. Eine genaue Statistik gebe es jedoch nicht. Auch müsse die Lage in als gefährlich eingestuften Ländern immer wieder differenziert betrachtet werden, sagte der Experte. So könnten Christen etwa im Süden Nigerias ohne Probleme leben; anders sehe es jedoch im Norden des Landes aus.
Bei der Vorstellung der Dokumentation "Christen in großer Bedrängnis" betonte Pelster zudem, dass unter der Gewalt islamistischer Terrorgruppen wie dem IS oder Boko Haram auch sehr viele Muslime zu leiden hätten. Der deutsche Zweig von "Kirche in Not" veröffentlicht bereits zum fünften Mal einen solchen Bericht. Darin werden 15 Brennpunktländer in den Blick genommen, in denen die Lage für Christen besonders bedrohlich ist. Die Beispiele reichen von Ägypten über China und Nigeria bis zu Syrien, Saudi-Arabien und der Türkei.
Für die Darstellung habe er auf kirchliche Nachrichtendienste und -agenturen zurückgegriffen sowie auf die Berichte von Menschenrechtsorganisationen, erklärte Pelster. Dazu seien die vielen eigenen Kontakte von "Kirche in Not" zu Betroffenen in den Krisenregionen eingeflossen. Das Hilfswerk ist in mehr als 140 Ländern aktiv.
Über die Lage in Syrien berichtete der Franziskanerpater Firas Lutfi aus Aleppo. Nach sieben Jahren herrsche dort kein Bürgerkrieg mehr, sondern ein internationaler Krieg, bei dem es um wirtschaftliche und geopolitischen Interesse gehe. Er setze nach wie vor seine Hoffnung auf die internationale Zusammenarbeit, damit wieder Frieden einkehren könne, sagte der Ordensmann.
Die Zahl der Christen in Aleppo sei drastisch gesunken - von 250.000 auf 32.000. Mittlerweile sei zwar Ruhe in der Stadt eingekehrt, aber zurückgeblieben sei nach Beschuss und Bombardierung ein Trümmerhaufen, der wieder aufgebaut werden müsse.
In Nigeria sei vor allem die Korruption ein großes Übel, sagte Father John Bakeni, katholischer Priester der Diözese Maiduguri im Nordosten des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas. Zudem sei die Region eine der Hochburgen von Boko Haram.
In jüngster Zeit nähmen aber auch Übergriffe extremistischer Fulani-Hirten zu, so Bakeni. Der größte Feind aller Christen und Muslime sei jedoch der islamistische Terror. Hoffnung setze die Kirche für die Zukunft unter anderem auf die Kraft der menschlichen Beziehungen.
Das internationale Hilfswerk "Kirche in Not/Aid to the Church in Need" (KiN/ACN) hat seinen Sitz in Königstein bei Frankfurt. Präsident ist der Österreicher Thomas Heine-Geldern. "Kirche in Not" hilft nach eigenen Angaben der katholischen Kirche dort, wo sie unterdrückt wird oder zu wenig Mittel für die Seelsorge hat. Unter anderem unterstützt das Hilfswerk Bibelübersetzungen, die Aus- und Weiterbildung von Seminaristen und Priestern, den Bau von Kirchen sowie die Ausstrahlung religiöser Rundfunkprogramme. Ein großes Projekt ist derzeit die Hilfe für die Christen im Nahen Osten, wie Präsident Heine-Geldern vor kurzem erinnerte. Seit 2014 hat "Kirche in Not" beispielsweise für Nothilfe, pastorale Begleitung und den Wiederaufbau im Irak mehr als 40 Millionen Euro aufgebracht.
Heine-Geldern ist bereits seit 2013 Vorstandsvorsitzender des Österreich-Zweigs von "Kirche in Not". Der verheiratete Vater von vier erwachsenen Kindern - er ist übrigens Ururgroßneffe des Dichters Heinrich Heine - lebt in Wien und St. Martin-Karlsbach (Niederösterreich).