Mit einem Vortrag der österreichischen Autorin und Übersetzerin Barbara Frischmuth am Dienstag, 12. Juni 2018 an der Universität Wien geht die Wiener Poetikdozentur Literatur und Religion in die Sommerpause.
Mit einem Vortrag der österreichischen Autorin und Übersetzerin Barbara Frischmuth am Dienstag, 12. Juni 2018 an der Universität Wien geht die Wiener Poetikdozentur Literatur und Religion in die Sommerpause.
Thema: "Zeit - Gott - Schreiben".
Mit einem Vortrag der österreichischen Autorin und Übersetzerin Barbara Frischmuth am Dienstag, 12. Juni 2018 an der Universität Wien geht die Wiener Poetikdozentur Literatur und Religion in die Sommerpause.
Frischmuth wird ihren Vortrag unter das Generalthema "Zeit - Gott - Schreiben" stellen. Die Autorin veröffentlichte zahlreiche Romane und Erzählungen sowie Dramen, Hörspiele und auch Übersetzungen, in denen sie immer wieder auch religiöse Themen aufgriff.
Zuletzt stellte Frischmuth in ihrem Roman "Woher wir kommen", in dem es um das Schicksal dreier Frauen verschiedener Generation geht, eher am Rande die zentrale Frage nach dem Verschwinden "im Schacht der Zeit" und verlieh der Sehnsucht nach dem Überdauern Ausdruck. Ein Buch, das laut Poetikdozentur-Initiator Prof. Jan-Heiner Tück einen "literarischen Anknüpfungspunkt bietet, um diese Hoffnung auch theologisch in einer heute verständlichen Sprache neu auszubuchstabieren".
Nach der Matura hat die 1941 in Altaussee geborene Autorin zunächst ein Dolmetsch-Studium für Englisch und Türkisch in Graz absolviert. Anschließend begann sie in Wien ein Ungarisch- und Orientalistik-Studium. Während dieser Zeit war sie bereits als Autorin tätig. 1962 wurde sie Mitglied der sogenannten "Grazer Gruppe". 1968 erschien mit "Die Klosterschule" ihr viel beachteter Debut-Roman, in dem sie ihre Ausbildung bei den Kreuzschwestern in Gmunden reflektiert. Als Feministin blieb sie immer auch in kritischer Distanz zu dieser Zeit und zu Religion bzw. Kirche insgesamt. So geht es in ihren Romanen immer wieder um Lebensentwürfe für Frauen, die der individuellen Begabung Raum geben wollen: Es geht um die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf, ohne sich dem einen oder dem anderen verweigern zu müssen.
In ihrem letzten Roman "Woher wir kommen" wirft Frischmuth u.a. die Frage nach dem Vergessen auf. Nüchtern heißt es darin etwa, dass "wir am Ende alle im Schacht der Zeit verschwinden" werden - es sei denn, man habe es ins elektronische Gedächtnis von Google geschafft. In diesem Kontext erinnert Frischmuth auch an die christliche Vorstellung einer "Wiederauferstehung des Fleisches", für sie "ein Gedanke, mit dem in dieser wie in meiner Religion immer wieder gespielt wurde - einer kollektiven Erinnerung, die dem neu erstandenen Fleisch mit seinem Gedächtnis aushelfen kann."
An diesen Stellen blitze laut Prof. Tück gleichsam zwischen den Zeilen bei Frischmuth die Frage nach einer Erinnerung auf, "die alles das aufbewahren und rettend einbergen könnte, was in the long run im Schacht der Zeit verschwinden müsste, wenn es allein auf die Brüchigkeit menschlicher Erinnerungsinstanzen angewiesen wäre".
Der Vortrag von Barbara Frischmuth findet am 12. Juni um 18.30 Uhr im Hörsaal 41 (Hauptgebäude der Universität Wien) statt.