Der Papst mit seinem Pressesprecher Greg Burke.
Der Papst mit seinem Pressesprecher Greg Burke.
Papst zum Brief der Glaubenskongregation an deutsche Bischöfe: "Keine ökumenische Bremse".
Angesichts der aktuellen Migrationsdebatte hat Papst Franziskus noch einmal seine Haltung präzisiert und Europas Regierungen zur Einigung aufgerufen. Die von ihm oft genannten vier Aufgaben im Umgang mit Flüchtlingen - "aufnehmen, schützen, fördern, integrieren" - würden für den normalen Zufluss von Flüchtlingen und Migranten in ein Land gelten, sagte der Papst am Donnerstagabend, 21. Juni 2018 auf dem Rückflug von seinem Besuch beim Weltkirchenrat in Genf. Dies müsse jede Regierung entsprechend der Aufnahmefähigkeit ihres Landes mit Klugheit regeln, so Franziskus.
Derzeit aber gebe es eine Welle von Flüchtlingen, die aus Afrika und dem Nahen Osten vor Hunger, Krieg und Verfolgung fliehen. Deshalb müssten Europas Regierungen sich unbedingt einigen, um den bestehenden Notstand zu regeln. Er wisse um die derzeitigen Gespräche über eine Regelung der Probleme wie auch um das Dublin-Abkommen. Der Fall des Rettungsschiffs "Aquarius", das in Italien abgelehnt und nach Valencia eskortiert worden ist, zeige aber die derzeitige Unordnung.
Ein gravierendes Problem sei der "Menschenhandel mit Flüchtlingen", so der Papst weiter. Wenn Migranten derzeit aber gezwungen würden zurückkehren, landeten sie oft in den Lagern der Menschenhändler. Er habe Bilder von dort gesehen: Frauen und Kinder würden von den Männern getrennt. "Die Frauen und Kinder verschleppt man dann Gott weiß wohin", so der Papst. Es gebe Folter und Quälerei. So etwas habe man während des Zweiten Weltkriegs in Lagern gesehen. Daher müssten Europas Regierungen dafür sorgen, dass dies nicht passiert.
Mittelfristig komme es darauf an, Krieg und Hunger in den Ländern des Nahen Ostens und in Afrika zu lösen, auch wenn das nicht einfach sei. "Etliche europäische Regierungen überlegen ja, wie man auf intelligente Weise in diesen Ländern in Arbeit und Bildung investieren kann", so Franziskus. Leider seien dabei oft Unwissenheit und ein pauschal abfälliges Bild des afrikanischen Kontinents hinderlich. Der Kontinent habe große menschliche und kulturelle Ressourcen.
Aus Sicht von Papst Franziskus ist der Brief der Glaubenskongregation an die deutschen Bischöfe "keine ökumenische Bremse". Die geplante und durch den Brief gestoppte Handreichung zum Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner sei sogar restriktiver gewesen, als es das Kirchenrecht vorsehe, sagte der Papst auf dem Rückflug von seinem Besuch beim Weltkirchenrat in Genf. Keinesfalls hätten die Bischöfe die Kommunion für alle öffnen wollen.
Der entscheidende Punkt sei die Zuständigkeit des einzelnen Ortsbischofs, betonte Franziskus weiter. Dieser könne laut Kirchenrecht eine ausnahmsweise Zulassung nichtkatholischer Ehepartner zur Kommunion für seine Diözese auf seine Weise regeln. Wenn aber eine Bischofskonferenz dies regeln wolle - und darauf sei es bei den Deutschen hinausgelaufen, sei dies vom Kirchenrecht so nicht vorgesehen.
"Wenn eine Bischofskonferenz etwas approbiert", so Franziskus, "wird es sofort universal. Und das ist die Schwierigkeit in der Diskussion, nicht so sehr der Inhalt." Die deutschen Bischöfe hätten sich über ein Jahr mit dem Thema intensiv befasst und das auch "gut gemacht".
Es habe zwei oder drei Begegnungen für klärende Gespräche gegeben. Dann habe mit seinem Einverständnis Erzbischof Luis Ladaria als Leiter der Glaubenskongregation einen Brief geschrieben, so der Papst, weil der Entwurf noch nicht ganz reif gewesen sei und einige Punkte noch zu klären seien. Dazu habe es habe ein weiteres Gespräch gegeben.
"Ich glaube, es wird ein Dokument zur Orientierung geben, damit jeder Bischof in seinem Bistum das regeln kann, was das Kirchenrecht schon jetzt erlaubt", so der Papst weiter. Leider habe es da in einigen Momenten nicht die richtigen Informationen gegeben.
Im Übrigen habe er dies auch gemeint, als er bei seinem Besuch in der lutherischen Gemeinde Roms 2015 auf den Geist des Kirchenrechts verwiesen hatte. Damals hatte Franziskus auf die Frage eines konfessionsgemischten Ehepaars nach einem gemeinsamen Gang zur Kommunion gesagt: "Ich werde nie wagen, Erlaubnis zu geben, dies zu tun, denn es ist nicht meine Kompetenz. Eine Taufe, ein Herr, ein Glaube. Sprecht mit dem Herrn und geht voran. Ich wage nicht mehr zu sagen."
Am Montag und Dienstag werden die deutschen Bischöfe bei ihrem turnusmäßigen Treffen im sogenannten Ständigen Rat in Berlin erneut über das Thema und das weitere Vorgehen beraten.
Die Bischofskonferenz hatte sich im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit auf die bisher nicht veröffentlichte Handreichung geeinigt, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können. Sieben Bischöfe baten daraufhin den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann.
Nach Gesprächen Anfang Mai in Rom verwies der Vatikan den Konflikt zunächst an die Bischofskonferenz zurück. Anfang Juni wurde dann ein Brief der Glaubenskongregation bekannt, in dem es heißt, Papst Franziskus sei zu dem Schluss gekommen, "dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist".