In Österreich leben rund 40.000 Roma und Sinti. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische.
In Österreich leben rund 40.000 Roma und Sinti. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische.
Roma und Sinti aus Österreich, Deutschland und Ungarn werden am 12. August im steirischen Wallfahrtsort erwartet. Scharl: Roma und Sinti verstärkt ins kirchliche Leben integrieren. Sorge des Bischofs gilt auch den Jenischen.
Bereits zum 23. Mal findet heuer am Sonntag, 12. August, die traditionelle Roma-Wallfahrt nach Mariazell statt. Dem Gottesdienst um 10 Uhr in der Basilika steht in diesem Jahr wieder der Wiener Weihbischof Franz Scharl vor. Nach dem Festgottesdienst gibt es vor der Basilika wieder kleinere kulturelle Darbietungen der Roma und eine Agape. Die Wallfahrt endet am Nachmittag mit einer Andacht.
Die Pilgerreise der Roma (vor allem aus dem Burgenland) in das steirische Marienheiligtum weist eine jahrhundertelange Tradition auf, die während des NS-Regimes unterbunden und im August 1996 von den österreichischen Roma-Vereinen und vom ehemaligen langjährigen Superior von Mariazell und jetzigen Bischofsvikar für das Wallfahrtswesen in der Diözese Eisenstadt, P. Karl Schauer, wieder ins Leben gerufen wurde.
Weihbischof Scharl ist in der Österreichischen Bischofskonferenz seit 2015 für die Roma und Sinti zuständig. Seither bemüht er sich, die Roma und Sinti verstärkt ins kirchliche Leben zu integrieren. Immer noch bestehende Ausgrenzungen - in der Kirche wie in der Gesellschaft - müssten überwunden werden, so Scharl im "Kathpress"-Interview: "Wir müssen unser ehrliches Interesse an den Roma und Sinti unter Beweis stellen und ihnen zeigen, dass sie zur Kirche, zur Familie Gottes dazugehören." Und das bedeute u.a. auch, dass es für die Roma- und Sinti-Seelsorge mehr kirchliche finanzielle Mittel brauche, so der Appell des Bischofs an die Diözesen. Finanziell, personell und inhaltlich gebe es in diesem speziellen Feld der Seelsorge noch "viel Luft nach oben", appellierte der Bischof.
Die Mariazell-Wallfahrt der Roma ist nicht die einzige derartige Initiative in Österreich. Seit 2016 gibt es auch eine Wallfahrt der Sinti in die Weinviertler Pfarre Karnabrunn. Die jüngste Wallfahrt, der wieder Scharl vorstand, fand am 19. Mai statt. Zum Gottesdienst hatte der Sinti-Musiker Zipflo Weinrich bereits 2017 im Auftrag von Scharl eine eigene Komposition mit Sinti-Musik verfasst. Scharl begründete die Initiative damit, die Kultur der Sinti und Roma stärker in den katholischen Gottesdienst integrieren zu wollen. Ähnliche Messgesänge brauche es auch noch in der Musik der Roma, so Scharl.
Am 2. August war der Weihbischof auch erstmals bei einer Veranstaltung in Wien aus Anlass des internationalen Gedenktags des Roma-Genozids mit dabei. Insgesamt wurden von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs rund eine halbe Million Roma und Sinti ermordet. Symbolisch dafür steht die Nacht vom 2. auf den 3. August, als 2.897 Roma und Sinti, Männer, Frauen und Kinder, in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. Damals wurde das sogenannte "Zigeuner(familien)lager" liquidiert. Unter den Opfern waren auch mehrere Hundert österreichische Roma. Die Wiener Veranstaltung auf dem Ceija-Stojka-Platz im 7. Bezirk stand unter dem Motto "Dikh he na bister! Schau und vergiss nicht!".
In Österreich leben rund 40.000 Roma und Sinti. Seit den 1990er Jahren bemüht sich die katholische Kirche verstärkt um die Roma und Sinti, sei es im Rahmen der Bischofskonferenz oder in einzelnen Diözesen wie im Burgenland. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische. Vor allem in den Städten wenden sich auch immer mehr Roma den Freikirchen zu.
Ein besonderes Anliegen ist Scharl auch die Seelsorge an den Jenischen. So nahm er etwa Mitte Juli an einer einwöchigen Wallfahrt der Jenischen ins Schweizer Kloster Einsiedeln teil. Die von der Schweizer Bischofskonferenz organisierte Woche war geprägt von Katechesen, Gottesdiensten, Bibelarbeit und der Vorbereitung vieler Jenischen auf Taufe, Erstkommunion und/oder Firmung, berichtete Scharl. Von diesen Erfahrungen wolle er auch für seine Arbeit mit den Jenischen in Österreich profitieren.
Die Volksgruppe der Jenische ("Fahrendes Volk") ist in Österreich offiziell nicht anerkannt. Demnach gibt es auch nicht einmal Schätzungen, wie groß die Zahl der Jenischen in Österreich ist. Für Deutschland, die Schweiz und Österreich zusammen wird oft die Zahl 100.000 genannt.