In der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft spüren viele Menschen mit Behinderung, "dass sie da nicht so mitkommen. In der Folge hadern sie mit Gott", daruf macht die Behindertenseelsorgerin Renate Trauner aufmerksam. "Hier gilt es anzusetzen."
In der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft spüren viele Menschen mit Behinderung, "dass sie da nicht so mitkommen. In der Folge hadern sie mit Gott", daruf macht die Behindertenseelsorgerin Renate Trauner aufmerksam. "Hier gilt es anzusetzen."
Wiener Behindertenseelsorgerin Trauner in Radio-Interview: "Menschen mit Behinderung sind Bereicherung für die Pfarren".
Menschen mit Behinderung verstärkt in Pfarrgemeinden zu integrieren ist zwar mit großem Aufwand verbunden, letztlich aber für beide Seiten eine große Bereicherung. Das hat Renate Trauner von der Behindertenseelsorge der Erzdiözese Wien betont. Die Behindertenseelsorge ist eine Einrichtung der Erzdiözese für Menschen mit intellektueller und mehrfacher Behinderung, blinde oder gehörlose Menschen; genauso aber auch eine Anlaufstelle für Pfarren, die sich verstärkt um behinderte Menschen annehmen wollen.
Auch Menschen mit Behinderung wollten an Gottesdiensten teilnehmen und sich in den Pfarrgemeinden engagieren, so Trauner. Die Leiterin des Seelsorge-Fachbereichs für Menschen mit intellektueller und mehrfacher Behinderung äußerte sich in einem Interview mit Freak Radio, einer Webradio-Initiative für Menschen mit Behinderung.
In der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft würden viele Menschen mit Behinderung spüren, "dass sie da nicht so mitkommen", so Trauner. Sie würden in Folge mit Gott hadern. Hier gelte es anzusetzen. Gott liebe jeden Menschen, und zwar so, wie dieser eben sei. "Das ist eine Würde, die einem niemand absprechen kann", so Trauner über jene zentrale Botschaft, die sie den Menschen vermitteln will.
In der Erzdiözese Wien gibt es für Behinderte und deren Angehörige u.a. die Gruppe 'Faith4U&Me', wo sich die Betroffenen einmal im Monat treffen." Man tausche sich über den Glauben aus und bereite Gottesdienste vor. Trauner: "Da ist unser Ziel, dass wir das gemeinsam mit Menschen aus der Pfarrgemeinde machen. So sehen diese, dass Menschen mit Behinderung eine Bereicherung in der Pfarre und bei der Mitgestaltung beim Gottesdienst sind."
Auf der Homepage "www.behindertenseelsorge.at" sind für Wien alle barrierefreien Kirchen aufgelistet. "Oft ist es so, dass zwar der Haupteingang nicht barrierefrei ist, dafür aber ein Seiteneingang", so Trauner. Barrierefreiheit betreffe aber nicht nur den Eingang für Rollstuhlfahrer. Auch Lautsprecheranlagen müssten so eingestellt sein, dass der Gottesdienst für alle Besucher gut hörbar sei, damit auch Menschen mit Hörproblemen an der Messe teilhaben können.
Gehörlosen Menschen riet Trauner, sich bereits in der Woche vor dem Gottesdienst bei der jeweiligen Kirche zu melden. Dann könne man sie vor der Messe mit Informationszetteln davon in Kenntnis setzen, welche Textstellen gesprochen und welche Lieder gesungen werden. Auch für Menschen mit Sehbehinderungen könnten dann Bibeln und Gotteslob-Bücher in Großdruck bereitgestellt werden. "Natürlich ist das für die Pfarrgemeinden aufwändig. Aber wenn man weiß, dass Menschen kommen, die das brauchen, bemüht man sich schon sehr."
Trauner erinnert daran, dass in Österreich seit 2008 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Kraft sei: "Diese besagt, dass alle öffentlichen Gebäude barrierefrei zugänglich sein müssen, um Menschen mit Behinderung die Teilnahme am öffentlichen Leben zu ermöglichen."
Freak Radio ist eine Webradio-Initiative, die Themen für Menschen mit Behinderung aufgreift. In der Redaktion arbeiten behinderte und nichtbehinderte Radiomacher gemeinsam. Das Gespräch mit Renate Trauner wird am Dienstag, 14. August um 20 Uhr 30 im Internet auf Ö1 Campus ausgestrahlt.