Beim Heiligtum in Schönstatt am Kahlenberg standen zum 50. Todestag des Gründers Festvorträge, Workshops, Lebenszeugnisse uvm. am Programm.
Beim Heiligtum in Schönstatt am Kahlenberg standen zum 50. Todestag des Gründers Festvorträge, Workshops, Lebenszeugnisse uvm. am Programm.
Die österreichische Schönstattbewegung feierte am Kahlenberg ihren Gründer Josef Kentenich und eine Zukunft im Sinne seiner Pädagogik. Zum 50. Todestag ein Blick auf Leben und Wirken eines außergewöhnlichen Priesters und Pädagogen.
Unter dem Motto #kentenichfuture feierte die österreichische Schönstattbewegung im September bei ihrer Kapelle, dem Heiligtum, ein 24-Stunden-Fest in Schönstatt am Kahlenberg.
Ein Fest, um des Gründers Josef Kentenich anlässlich seines 50. Todestages zu gedenken. Vor allem aber ein Anlass, um in den Fokus zu rücken, wie das Leben am Beispiel Kentenichs aussieht und welche Botschaft er für die Kirche der Zukunft hat.
„Wir wollten nicht feiern, dass Josef Kentenich 50 Jahre tot ist, sondern wie er heute noch bei uns lebt: Seine Visionen, seine Pädagogik wirken sich auf unser Leben aus“, erzählen Hertha und Martin Schiffl, Leiter des Lehrgangs Kentenich-Pädagogik an der Akademie für Familienpädagogik in Wien.
„Josef Kentenich ist Gründer der internationalen Schönstattbewegung, doch wir merken, das ist zu kurz gegriffen. Er wollte nicht ‚nur‘ eine Bewegung gründen, sondern an einer modernen Kirche mitarbeiten.
Die Bewegung sollte ein Modellfall für die moderne Kirche sein, um eine Gesellschaft zu prägen, in der freie Menschen leben, die mit Gott verbunden sind und sich gegenseitig in ihrer Originalität achten. Eine Gemeinschaft, in der jeder seine Originalität, die er von Gott geschenkt bekommen hat, leben kann.“
Die moderne Kirche braucht echte und authentische Persönlichkeiten, die Glauben und Leben verbinden. Menschen, die sich in Freiheit für Gott entscheiden, frei von Ängsten und frei für das, was Gott von ihnen möchte.
Pater Kentenichs eigener Lebensweg war vom Kreuz gezeichnet. Während des Nationalsozialismus verbrachte er drei Jahre in Gefängnis und Konzentrationslager.
In den Fünfzigerjahren prüfte die Kirche die Schönstattbewegung und verbannte Kentenich 14 Jahre ins Exil in die USA, um ihn von seinem Werk zu trennen. Kentenich suchte in allen Geschehnissen den Willen Gottes und sah auch das Kreuz als Ausdruck der barmherzigen Vaterliebe Gottes.
Wie sieht ein Leben in der Nachfolge Josef Kentenichs aus?
„Durch seine Pädagogik und durch das, was er uns vorgelebt hat, ist er uns Lehrmeister, an dem wir uns orientieren können“, erklärt Familie Schiffl.
Josef Kentenich hat als Spiritual und Lehrer begonnen und beispielsweise seine Schüler angeleitet, sich selbst zu erziehen. Ständig etwas zu tun, um sich zu verbessern und dadurch dem näherkommen, was Gott für sie vorgesehen hat.
Diese Selbsterziehung gilt es anzustreben, egal wie alt man ist – ob Jugendlicher oder Pensionist.
Sr. Gertrud-Maria Erhard, Schönstätter Marienschwester, erzählt über die Wirksamkeit der Kentenich-Pädagogik: „Der Erzieher / die Führungskraft wird etwas bewirken, der selbst authentisch ist und sich bemüht, das zu verwirklichen, was er von anderen fordert.
Josef Kentenich prägt in diesem Zusammenhang das Wort vom ‚erzogenen Erzieher‘. Es geht nicht um Perfektion, sondern um den ehrlichen Versuch.“
Im Alltag heißt das zum Beispiel für eine Mutter von pubertierenden Mädchen: Wenn sie sich über etwas bei ihren Töchtern ärgert, sucht sie nach einer ähnlichen Eigenschaft bei sich selbst, an der sie arbeiten muss. Sie sagt ehrlich, wie schwer es ihr selbst fällt, z.B. pünktlich zu sein, Ordnung zu halten oder ihr Versprechen zu halten. So versteht sie ihre Kinder besser und kann auch barmherziger mit ihnen sein.
Was unterscheidet die Selbsterziehung nach Josef Kentenich vom Selbstmanagement, das in unserer Zeit populär ist – beispielsweise unter Managern?
„Eine Unterscheidung ist, neben dem natürlichen Vorgang auf die Gnade zu setzen“, erklären Hertha und Martin Schiffl. „Ich baue darauf, dass Gott mich unterstützt – bei Schönstättern ist das speziell die Gottesmutter, die wir vor allem als unsere Erzieherin sehen.
Wir wirken nicht nur von uns heraus, sondern wir verbinden uns mit Maria und Jesus und bitten um die Gnade. Es ist eine Kombination eines natürlichen und übernatürlichen Vorganges.“
Die Kentenich-Pädagogik ist Basis für die Tätigkeit der Schönstattbewegung. Darüber hinaus arbeiten Schönstätter wie Hertha und Martin Schiffl daran, die Pädagogik zu verbreiten: Sie wird an der Akademie für Familienpädagogik unterrichtet, wo Ehepaare zu Familientrainern ausgebildet werden, zudem gibt es weiterführende Kentenich-Pädagogik-Kurse.
Es geht um Menschen- und Gemeinschaftsführung in allen Altersstufen und auch in verschiedensten Lebens- und Wirkbereichen, ob für den Pfarrgemeinderat oder eine Führungskraft.
Mehr über die österreichische Schönstattbewegung, ihre Angebote für Familien, Paare, Mädchen, Burschen, Frauen, Männer und den Gnadenort Schönstatt am Kahlenberg unter www.schoenstatt.at.
Josef Kentenich
1885: Geburt in Gymnich bei Köln (D)
1894: Seine Mutter gibt Josef ins Waisenhaus und vertraut ihn der Gottesmutter Maria an
1904: Eintritt bei den Pallotinern, Noviziat und Theologiestudium
1910: Priesterweihe, Kentenich wird Gymnasiallehrer und 1912 Spiritual am Studienkolleg der Pallotiner in Schönstatt/Vallendar (D)
1914: Gründung einer marianischen Kongregation mit ihm anvertrauten Studenten, aus der die Schönstattbewegung hervorgeht
18.10.1914: Gründung Schönstatts
1941-1945: Gefangener der Nationalsozialisten im Gefängnis Koblenz und Konzentrationslager Dachau
1947-1948: Internationale Reisen zum Aufbau Schönstatts in Südamerika, Afrika und den USA
1951-1965: Prüfung der Schönstattbewegung durch die Kirche, Exil in Milwaukee (USA)
1965: Schönstatt bekommt kirchlichen Segen, Rückkehr Kentenichs nach Schönstatt (D)
1968: Tod in der Anbetungskirche auf dem Berg Schönstatt.
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