Papst Franziskus mit Südkoreas Präsident Moon.
Papst Franziskus mit Südkoreas Präsident Moon.
Vatikan noch diskret über mögliche Reisevorhaben. Friede auf der Halbinsel Hauptthema der 35-minütigen Begegnung im Apostolischen Palast.
Papst Franziskus ist nach südkoreanischen Regierungsangaben bereit zu einer Reise nach Nordkorea. Wie die koreanische Agentur Yonhap unter Berufung auf den Pressereferenten von Südkoreas Präsident Moon Jae-in meldete, sagte Franziskus während seines Treffens mit Moon am Donnerstag, 18. Oktober 2018 er werde "auf jeden Fall" antworten, wenn er offiziell von Nordkorea eingeladen werde, und er könne vielleicht reisen. Zuvor habe Moon dem Papst "den Wunsch des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong nach einem Papstbesuch in Nordkorea" übermittelt.
Die Mitteilung des vatikanischen Presseamts zum Besuch Moons enthielt keinen entsprechenden Hinweis. Dort hieß es lediglich, man habe den Beitrag der Kirche für Dialog und Versöhnung zwischen den beiden koreanischen Staaten hervorgehoben. Wertschätzung gebe es auch für "den gemeinsamen Einsatz, jede hilfreiche Initiative zu fördern, die eine Überwindung der noch bestehenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erlaubt, um eine neue Ära des Friedens und der Entwicklung zu eröffnen".
Der Papst hatte Südkoreas Präsident am Donnerstagmittag im Vatikan in Privataudienz empfangen. Beide unterhielten sich 35 Minuten mit Hilfe eines koreanischen Priesters als Dolmetscher. Laut Yonhap fragte Moon den Papst, ob er Nordkoreas Machthaber Kim ausrichten dürfe, dass er einen Delegaten mit einer Einladung senden könne. Die Agentur zitierte den Präsidentensprecher Yoon Young-chan, Franziskus habe geantwortet, die von Moon überbrachte mündliche Besuchsbitte sei ausreichend; aber auch eine offizielle Einladung wäre freundlich.
Der Papst ermutigte Moon demnach weiter, mit den Friedensbemühungen ohne Halt fortzuschreiten. "Haben Sie keine Angst", gab der Sprecher den Papst wieder. Das Präsidialamt erklärte laut der Agenturmeldung, der Vatikan habe einer Veröffentlichung von Gesprächsinhalten zugestimmt, obwohl die Unterhaltungen zwischen dem Papst und seinen Gästen üblicherweise vertraulich bleiben.
Präsident Moon wurde bei der Audienz von seiner Ehefrau Kim Jung-sook begleitet. Als Gastgeschenk überreichte er dem Papst ein Relief, das Jesus mit der Dornenkrone zeigt. Die Dornen stünden für "die Leiden des koreanischen Volkes", sagte Moon. Franziskus revanchierte sich mit dem Medaillon eines Ölzweigs; damit wolle er seinen "Wunsch nach Frieden in Korea" bekunden, sagte er.
Der Präsident dankte bei der Begegnung dem Papst für die Messe für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel, die Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Vorabend im Petersdom gefeiert hatte. Auch der bekennende Katholik Moon hatte daran teilgenommen. Er verabschiedete sich vom Papst mit den Worten, Franziskus sei "nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern ein Lehrmeister für die Menschheit". Franziskus bat Moon: "Arbeiten Sie für den Frieden."
Moon bereist seit Samstag mehrere europäische Staaten, um für Unterstützung für den koreanischen Friedensprozess zu werben. Den Auftakt machte ein Aufenthalt in Paris. Nach Italien und dem Vatikan - wo Moon auch Kardinalstaatssekretär Parolin und "Außenminister" Paul Richard Gallagher traf - stehen internationale Konferenzen in Belgien und Dänemark auf dem Programm.