Die Mumie im sanierten Gruftraum.
Die Mumie im sanierten Gruftraum.
Untersuchungen deuten auf Verwendung von Chemikalien zur Haltbarmachung des Leichnams hin.
Ein internationales Forscher-Team hat nun das Geheimnis um die rätselhafte Mumifizierung des sogenannten "Luftg'selchten Pfarrers" aus der oberösterreichischen Pfarre St. Thomas am Blasenstein gelüftet. Eine Computertomografie zeigte: Die Leibeshöhle des Toten wurde mit Hobelspänen, Astwerk und Stoffstückchen ausgefüllt und dessen Haltbarmachung mit Chemikalien unterstützt. Danach müsse der Leichnam längere Zeit unter Luftabschluss gelegen haben. Eine Erdbestattung schließen die Experten aus, wie die Diözese Linz am Montag, 5. November 2018 mitteilte.
Neue Erkenntnisse gibt es auch zur Identität des Toten. Demnach soll es sich dabei um den 1746 im Alter von 37 Jahren verstorbenen Pfarrvikar Franz Xaver Sydler von Rosenegg handeln. Und auch das Rätsel um eine im Jahr 2000 bei Röntgenaufnahmen gefundenen "Kugel" im Unterbauch der Mumie konnte geklärt werden. Forscher gingen damals von der Einnahme giftiger Medikamente oder sogar einem Giftanschlag aus. Die Tomografie zeigte nun, dass es sich bei der Kugel um eine Glasperle handelt.
Die Mumie des "Luftg'selchten Pfarrers" ist seit einigen Wochen wieder in der Gruft der Pfarrkirche St. Thomas am Blasenstein im Unteren Mühlviertel zu sehen. Zuvor war sie im Oktober 2017 für zehn Monate nach München gebracht worden. Dort untersuchten sie der Münchner Pathologe und Mumienexperte Prof. Andreas Nerlich und der Rechtsmediziner Prof. Oliver Peschel, der auch Konservierungsbeauftragter für die 1998 entdeckte Gletschermumie "Ötzi" war, naturwissenschaftlich-medizinisch. Am Sonntag wurden die neuen Forschungsergebnisse in St. Thomas am Blasenstein der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Wissenschaftler teilten dabei u.a. mit, dass die Mumie exakt 1,71 Meter lang ist und wiegt rund zehn Kilogramm. Der Körper ist laut den Forschern über Brust, Bauch und Rücken ausgezeichnet erhalten. An Gesicht und Beinen sind jedoch postmortale Zerstörungszeichen sichtbar. Zähne, Gefäße und Schädel deuten auf ein jung-erwachsenes Alter hin. Die Untersuchung von Haut und Lunge weist auf eine längere Krankheit hin, wahrscheinlich eine chronische Lungen-Tuberkulose. Ein akuter Blutsturz kann daher als Todesursache vermutet werden. Eine Radiokarbon-Datierung einer Gewebeprobe legt den Sterbezeitpunkt zwischen 1734 und 1780 fest.
Der Tote hatte eine mehrlagige Bekleidung an, trug gestrickte Strümpfe und eine Kniebundhose mit Gürtel. Davon sind allerdings nur mehr minimale Reste vorhanden. Besser erhalten sind die Lederschuhe, die in dieser Form zwischen 1670 und 1750 datieren. Haut- und Knochenbefunde zeigen, dass die Person sehr gut genährt war und keine wesentlich belastende körperliche Arbeit leisten musste.