DIe revidierte Einheitsübersetzung der Bibel bietet Chance, die Psalmen auch persönlich neu und tiefer kennenzulernen.
DIe revidierte Einheitsübersetzung der Bibel bietet Chance, die Psalmen auch persönlich neu und tiefer kennenzulernen.
Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Ackermann, vor Einführung des neuen Lesungsbuches in den Gottesdiensten: Revidierte Einheitsübersetzung der Bibel bietet Chance, die Psalmen auch persönlich neu und tiefer kennenzulernen
Mit dem Ersten Adventsonntag am 2. Dezember wird in den katholischen Pfarren im gesamten deutschsprachigen Raum erstmals seit Jahrzehnten ein neues Lesungsbuch eingeführt. Hintergrund ist die vor zwei Jahren veröffentlichte neue, revidierte Einheitsübersetzung der Bibel. Für den deutschen "Liturgie-Bischof" Stephan Ackermann springen bei der Lektüre des neuen Lektionars vor allem die Psalmen ins Auge, denn "sie sind an vielen Stellen eine wirkliche Neuübersetzung", sagte der Vorsitzende der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz und Trierer Diözesanbischof am Donnerstag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA.
Die Vorgängerfassung aus dem Jahr 1982 habe zugunsten von Satzmelodie und unmittelbarer Verständlichkeit etliche Glättungen in den Texten vorgenommen. "Hier geht die neue Übersetzung nicht mehr mit: Sie will der poetischen Eigenart der Psalmensprache und ihrer herben Schönheit nahekommen. Ich sehe darin eine Chance, die Psalmen auch persönlich neu und tiefer kennenzulernen."
Das neue Lektionar geht mit einer optische Neugestaltung des Einbands durch den Künstler und Designer Christof Cremer sowie behutsamen Layout-Veränderungen einher. Beim Wortlaut der Schriftlesungen seien die Unterschiede zur früheren Fassung in der Regel aber nicht groß, so Ackermann: "Gewöhnlich werden es eher feine Unterschiede sein, die beim Lesen und Hören auffallen und dann natürlich genügend Stoff für Predigt und eigenes Nachdenken bieten werden."
Anlass für die Neuauflage ist die vor zwei Jahren veröffentlichte neuen Bibelübersetzung der deutschsprachigen Bischöfe, eine Überarbeitung der Einheitsübersetzung von 1979. Die nach zehnjähriger Arbeit vorgestellte Bibelübersetzung von 2016 zeichnet sich nach den Worten Ackermanns "durch eine noch größere Treue zum biblischen Urtext aus" und werde nun Schritt für Schritt in die liturgischen Bücher eingearbeitet.
Der österreichischen "Liturgie-Bischof" Anton Leichtfried hatte das neue Lektionar bereits in der vergangenen Woche bei einer Pressekonferenz in Wien gemeinsam mit der heimischen Bibelwerk-Direktorin Elisabeth Birnbaum präsentiert. Für die Einführung empfahl Leichtfried den Pfarren ein eigenes Begrüßungsritual, durch das der neue Text als "Wort des lebendigen Gottes" gebührend aufgenommen werden sollte. So schlägt etwa ein über die Website des Österreichischen Liturgischen Instituts abrufbarer Impuls vor, das Lektionar mit einer Prozession zum Ambo zu tragen und dort eigens mit einem Gebet und einem Ritual zu begrüßen. "Ein besonderes Buch verlangt nach einem besonderen Ort und einer besonderen Einführung", sagte Weihbischof Leichtfried.
Bei dem nun erschienenen Band handelt sich um das erste von acht zu überarbeitenden Messlektionaren, aus dem die biblischen Lesungen in den Gottesdiensten vorgetragen werden. Diese werden schrittweise veröffentlicht. Die katholische Liturgie sieht drei verschiedene Lesejahre mit variierenden Lesungen vor. Zusätzlich werden Sonderbände etwa zum Weihnachts- und Osterfestkreis, für gewöhnliche Wochentagsmessen oder Begräbnisse neu herausgegeben.
In Österreich rufen die Bischöfe aus Anlass der Einführung des neuen Lektionars und somit der Einführung der neuen Bibelübersetzung in die gottesdienstliche Praxis drei "Jahre der Bibel" aus. Bis zum Juni 2021 soll die Bibel in zahlreichen Initiativen, Projekten und Veranstaltungen neu in den Fokus gerückt werden. Das Projekt "Bibel - Hören. Lesen. Leben" wird vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk gemeinsam mit den Pastoralämtern umgesetzt. Ziel ist es, "dazu zu ermutigen, das eigene Leben mehr an der Bibel auszurichten und die Bibel als 'Seele der Pastoral' ins Bewusstsein zu bringen", wie es auf der vom Bibelwerk eigens geschaffenen Website heißt.