"Wenn jemand uns sagt: 'Es ist gut, dass es euch gibt', dann haben wir etwas richtig gemacht", so Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien.
"Wenn jemand uns sagt: 'Es ist gut, dass es euch gibt', dann haben wir etwas richtig gemacht", so Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien.
Stellungnahmen der Diözesen anlässlich der Veröffentlichung der aktuellen Kirchenmitgliedszahlen 2018. "Viele Menschen überdenken ihre institutionellen Bindungen", so Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien.
Mit Realismus und ohne Pessimismus haben die Kirchenverantwortlichen in den heimischen Diözesen auf die aktuellen Zahlen der Kirchenstatistik 2018 reagiert. Der Tenor: Es gelte, noch stärker als bisher den Kontakt zu den Menschen zu suchen und die katholische Kirche als Gemeinschaft des Glauben und der Solidarität zu vermitteln. Die Zahl der Kirchenaustritte ist 2018 gegenüber dem Vorjahr um 8,7 Prozent gestiegen. Insgesamt traten 58.378 Personen im Jahr 2018 aus der katholischen Kirche aus.
"Der Anstieg der Kirchenaustritte schmerzt", erklärte etwa der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, zur Veröffentlichung der Mitgliederstatistik 2018. Einen eindeutigen Trend gebe es dabei nicht. So sei weiterhin die größte Altersgruppe der Austretenden jene unter 30 Jahren mit knapp der Hälfte aller Austritte. Am stärksten angestiegen seien im vergangenen Jahr aber die Austritte von Katholiken über 50 Jahren, besonders zwischen 60 und 70. Auch regional zeige sich ein uneinheitliches Bild. Im weitgehend ländlichen, niederösterreichischen Teil der Erzdiözese gebe es weniger Austritte als in der Großstadt Wien; allerdings würden am Land die Austritte stärker ansteigen. In der Stadt Wien seien heute nur noch rund ein Drittel aller Wiener und Wienerinnen Mitglieder der katholischen Kirche.
Die Gründe für den Anstieg der Austritte seien vielfältig, so Prüller. "Die katholische Kirche sah sich 2018 vielen Vorwürfen ausgesetzt. Sie zeigen, dass wir noch Hausaufgaben zu machen haben, damit wir als Institution so funktionieren, wie sich das die Menschen des 21. Jahrhunderts erwarten. Dazu kommt, dass wir offenbar in Österreich in einer politischen Umbruchssituation stehen, die viele Menschen veranlasst, ihre institutionellen Bindungen zu überdenken." Da gebe es auch das Phänomen, "dass wir manchen zu viel und manchen zu wenig regierungskritisch sind. Auch gibt es Zorn über ein wahrgenommenes Zuviel oder Zuwenig der Kirche für Flüchtlinge."
Freilich: Dass selbst in einem turbulenten Jahr wie 2018 98,5 Prozent der Kirche treu geblieben sind, zeige, "dass ihre Bindungskraft immer noch sehr stark ist". Für viele Menschen sei ein Austritt undenkbar, "weil sie mit der Kirche und ihren Vertretern Positives verbinden und erlebt haben", auch wenn sie selber vielleicht gar nicht zu den besonders aktiven Katholiken gehörten.
"Unser Ehrgeiz muss sein: mit den Menschen am Rande und außerhalb unserer Gemeinschaft in Berührung zu kommen und für sie da zu sein", so Prüller weiter. Es müsse den Katholiken gelingen, "einen Unterschied im Leben, in der Lebensfreude, im Lebensmut der Menschen ringsum zu machen". Prüller: "Wenn jemand uns sagt: 'Es ist gut, dass es euch gibt', dann haben wir etwas richtig gemacht. Und dann wird auch die Mitgliederstatistik zur Nebensache."
Für 2018 meldet die Erzdiözese Wien 1,176.089 Katholiken (2017: 1,194.399). 17.367 Personen traten aus der Kirche aus (2017: 15.219). Zugleich konnten bislang 1.097 Neu- und Wiedereintritte verzeichnet werden (2017: 1.185). 140 Personen widerriefen ihren Austritt (2017: 150).
Als einzige österreichische Diözese konnte St. Pölten 2018 einen Rückgang der Austrittszahlen vermerken. 490.453 Katholiken hatten mit Jahresende 2018 ihren Hauptwohnsitz in der Diözese St. Pölten (2017: 495.180). 4.573 Katholiken sind im vergangenen Jahr aus der Kirche ausgetreten (2017: 4.788). Weiters sind 372 Wieder- und Neueintritte zu verzeichnen (2017: 419), sowie 22 Widerrufe (2017: 33). Weitere "erfreuliche" Trends in der aktuellen St. Pöltner Kirchenstatistik seien steigende Zahlen bei den Firmlingen und bei den Freiwilligen, teilte die Diözese am Mittwoch in einer Aussendung mit.
Der Direktor der Pastoralen Dienste der Diözese Sankt Pölten, Johann Wimmer, dankte allen, die mit ihrem Kirchenbeitrag die Arbeit der Kirche für die Menschen im Westen Niederösterreichs unterstützen. "Die Kraft und auch die Glaubwürdigkeit der Kirche liegt auch in den vielen Menschen, die sich mitten in den Gemeinden, den Pfarren im Sinne der Kirche einsetzen. Zugleich sind diese wachsenden Zahlen ein großer Auftrag für die Leitungsverantwortlichen in den Pfarren und auch in der Diözese", so Wimmer. Es gehe um eine "menschliche, eine willkommensfreundliche Atmosphäre in unserer Kirche, in den verschiedensten Aufgaben und auch in den Pfarren" so der Diözesanvertreter.
Die Zahl von 9.714 Menschen, die 2018 die Katholische Kirche in Oberösterreich verlassen haben, sei schmerzhaft und herausfordernd zugleich, so Wilhelm Vieböck, Bischofsvikar für pastorale Aufgaben in der Diözese Linz, in einer Aussendung am Mittwoch. "Es ist uns anscheinend nicht überall gelungen, die lebensfördernde und menschenbejahende Botschaft des Jesus von Nazareth zu vermitteln, die unseren Glauben ausmacht und wie das gerade die Sternsinger wieder überzeugend getan haben", so Vieböck wörtlich. Darüber hinaus sei festzustellen, dass es Vorbehalte gegenüber Institutionen im generellen und damit auch der Kirche gibt. Die Herausforderung bestehe darin, "die Glaubwürdigkeit zurück oder neu zu gewinnen".
Freilich: Viele Menschen - dazu gehören 950.074 Katholikinnen und Katholiken in Oberösterreich - schätzten nach wie vor, "dass es qualitätsvolle kirchliche Angebote gibt, die es mitermöglichen, dass Menschen ihr Leben als von Gott begleitet erfahren dürfen".
Mehrere hundert Menschen würden auch jedes Jahr in Oberösterreich wieder oder neu in die Kirche eintreten. Vieböck: "Das tun sie, weil sie wieder dazugehören wollen, Gemeinschaft erleben wollen, weil sie ein Patenamt übernehmen wollen oder die Kulturleistungen der Kirche unterstützen möchten - oder auch, weil ihnen der Glaube wichtig geworden ist in ihrem Leben. Auch diesen Schritt möchten wir begleiten."
Der Bischofsvikar kündigte ein verstärktes Zugehen auf die Kirchenmitgleider an. Seit November 2017 gehe die Katholische Kirche in Oberösterreich einen Zukunftsweg. "Dabei werden die Augen und Ohren weit aufgemacht, um wahrzunehmen, was rund um uns wirklich passiert." Auf pastoraler Ebene seien etwa Projekte angedacht, "die bewusst den Kirchenraum verlassen und hinaus zu den Menschen gehen um den Glauben neu zur Sprache zu bringen".
Ein weiteres Ziel sei es, die Beziehung zu jenen Kirchenmitgliedern zu stärken, die die Arbeit der Katholischen Kirche in Oberösterreich durch die Zahlung ihres Beitrags unterstützen, häufig aber keinen persönlichen Bezug zur Kirche mehr haben. Vieböck: "Der Kontakt mit diesen Menschen soll durch zeitgemäße Formen des Dialogs intensiviert werden, um deren Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche zu stärken."
Die Diözese Linz hat mit Stichtag 31. Dezember 2018 insgesamt 950.074 Katholiken (2017: 958.608). Im Jahr 2018 traten 9.714 Personen aus der Kirche aus (2017 waren es 8.797). 897 Personen traten wieder oder neu in die Kirche ein. (2017 waren es 966.) Zusätzlich widerriefen 123 Personen ihren Austritt (2017: 82) Im Jahr 2017 wurden zudem laut Aussendung in der Katholischen Kirche in Oberösterreich 10.055 Personen getauft, 9.854 kirchliche Begräbnisse und 2.256 kirchliche Trauungen gefeiert sowie 9.277 Personen gefirmt.
Mit menschennaher Seelsorge will die Diözese Innsbruck in Zukunft punkten, so Bischof Hermann Glettler am Mittwoch in einer ersten Stellungnahme zu den Kirchenzahlen. Kirchenaustritte könnten vielfache Ursachen haben. "Manchmal sind es persönliche Enttäuschungen und menschliches Versagen kirchlicher Verantwortungsträger, die dazu führen. Oft ist es der finanzielle Beitrag, der zu einer zumindest äußerlichen Verabschiedung von der Kirche Anlass gibt." Vielleicht komme für einige, die die Kirche in den letzten Jahren verlassen haben, dennoch wieder die Zeit einer bewussten Entscheidung für die Kirche. Ein Wiedereintritt sei jedenfalls jederzeit möglich, betonte der Bischof: "In unserer Kirche gibt es eine Fülle von positiven Initiativen und wir bemühen uns um eine menschennahe Seelsorge. Leider sind es aber oft negative Schlagzeilen, die in der öffentlichen Wahrnehmung durchkommen."
Das stille, unaufgeregte Wirken von vielen Engagierten in den Pfarren und anderen kirchlichen Einrichtungen trage zu einem sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft bei, so Glettler. Eine lebendige Kirche vor Ort sei eine der stärksten Kräfte für den Aufbau von Gemeinschaft und Verständnis füreinander. "Kirche trägt damit ein soziales und kulturelles Netzwerk, das allen zugutekommt. Durch die Kirche wird in vielfacher Form die Frohe Botschaft von Jesus verkündet und damit ein Glaube begründet, der um den Wert jeder einzelnen Person weiß." Ein herzliches Dankeschön wolle er an die vielen Katholiken entrichten, "die mit ihrem Kirchenbeitrag weiterhin den gesellschaftlich wertvollen Auftrag von Kirche unterstützen".
Pfarrer Wolfgang Meixner, in der Diözese Innsbruck Ansprechpartners für Ausgetretene, stellte in der Aussendung der Diözese fest, dass bei vielen Menschen der Glaube sehr präsent sei, aber kaum mehr Beziehung zu Kirche. Meixner: "In den vielen Gesprächen, die ich im vergangenen Jahr führen durfte, tauchte immer wieder das gleiche Thema auf: Die Frage des Glaubens, die Suche nach Gott bleibt auch dann, wenn jemand die 'Mitgliedschaft' nach einem erfolgten Austritt beendet hat. Wenn es davor lange keinen konkreten Kontakt mehr gab. Es ist die Frage des Inbeziehungbleibens. Und an dieser Frage muss Kirche anknüpfen. Wie können wir den Kontakt halten zu denen, die sich schwer tun, sich zu konkreten Ortsgemeinden und Gemeinschaften zu zählen."
Meixner abschließend: "Der konkrete Besuch, und dabei die konkrete gemeinsame Suche nach Gottes stillen Spuren, bleibt die Aufgabe und die Herausforderung, im Wissen, dass diese nicht immer gelingen werden. Wir müssen auf die zugehen, die weggehen und weggegangen sind."
Michael Unterguggenberger, Kirchenbeitrag-Diözesanreferent, machte in der Aussendung auf ein interessantes Detail aufmerksam:"Sehr viele junge KatholikInnen treten beim ersten Abklärungsschreiben aus. Eine beträchtliche Zahl von Austritten bezieht sich auf Personen aus Italien bzw. Deutschland. Sie studieren in Innsbruck, sind hier gemeldet und treten auch hier aus der Kirche aus."
Die Diözese Innsbruck zählte zum Jahreswechsel 378.373 Katholiken (2017: 381.920). 3.614 Personen verließen die Kirche (2017: 3.298). Die Zahl der Eintritte belief sich 2018 auf 399 (2017: 445). 27 Personen widerriefen ihren Austritt (2017: 36).
"Jeder Austritt tut uns leid und wir sagen jeder und jedem, der die Kirche verlässt, dass die Türen für sie oder ihn natürlich weiterhin offen stehen." Das betonte der Feldkircher Pastoralamtsleiter Martin Fenkart in einer ersten Stellungnahme: "Klar ist, dass der Status quo der Kirche nicht zu halten ist. Wir befinden uns in einem Prozess der Veränderung und das tut weh." Über die offizielle Mitgliedschaft hinaus wissen man freilich, "dass es in Vorarlberg bei vielen Menschen eine große Wertschätzung für die Kirche gibt und für all das, was sie mit ihren Einrichtungen für die Menschen tut". Immer weniger Menschen ließen sich jedoch institutionell binden und immer mehr Menschen überlegten sich gut, "zu welchem Preis sie wo und warum dazu gehören wollen".
Zudem zeichne sich klar ab, dass es vor allem die Altersgruppe zwischen 16 und 30 Jahren ist, die den Löwenanteil der Austretenden ausmacht. Genau diese Menschen wieder zu erreichen, werde, so Fenkart, eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre sein. Aufhorchen lasse auch, dass der fehlende Kontakt zur Kirche ganz allgemein aber besonders auch zur Kirche vor Ort für eine Vielzahl ein weiterer Hauptgrund für den Austritt aus der Kirche ist.
Fenkart: "Wir brauchen jedenfalls in den kommenden Jahren einen Innovationsschub für unsere kirchliche Arbeit, überall dort, wo wir tätig sind." Er wies darauf hin, dass im kommenden Herbst rund 1.500 kirchliche Mitarbeiter zu einem diözesanen Forum in Dornbirn zusammenkommen werden. "Dort werden wir unter anderem darüber nachdenken, wie es uns künftig gemeinsam noch besser gelingen kann, eine gastfreundliche Kirche im Dienst an den Menschen in Vorarlberg zu sein", so Fenkart.
Ende 2018 verzeichnete die Diözese Feldkirch 233.325 Katholiken (2017: 235.979). 2.981 Personen sind 2018 aus der Kirche ausgetreten (2017: 2.858). Zugleich konnten 159 Eintritte registriert werden (2017: 217). 36 Personen widerriefen ihren Austritt (2017: 23). 2.426 Kinder wurden 2018 getauft, 454 Paare gaben sich das Ja-Wort und 2.241 Jugendliche und Erwachsene ließen sich im vergangenen Jahr firmen.
"Tatsache ist, dass die Zahl der Katholiken im Burgenland geringfügig, aber doch stetig zurückgeht. Dieses Faktum kann und soll nicht schöngeredet werden", so der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics in einer Aussendung am Mittwoch. Dennoch sei die bloße Gegenüberstellung von Ein- und Austritten kein hinreichend aussagekräftiger Messwert. Denn es müsse immer auch das Verhältnis zwischen Taufen und Sterbefällen sowie die Entwicklung von Zuzug und Wegzug mitberücksichtigt werden. Die demografische Entwicklung spiele so etwa beim Rückgang der Taufen eine signifikante Rolle. Freilich: "Ebenso wie uns jeder einzelne Eintritt in die Gemeinschaft der Gläubigen sehr freut und wir die Menschen mit offenen Armen und offenem Herzen willkommen heißen, schmerzt jeder einzelne Austritt."
Pessimismus wäre aber die völlig falsche Antwort auf gesellschaftliche Entwicklungen, zeigte sich der Bischof überzeugt. Ganz im Gegenteil: "Es muss uns als Kirche gelingen, eine lebendige, offene, zukunftsorientierte Gemeinschaft zu sein. Und das geht nur, wenn wir Kreativität und Authentizität zeigen und begeisterungsfähig sind. Nur dann werden wir als Kirche für die Menschen anziehend und glaubhaft sein, nur dann werden wir eine auf Christus schauende und Christus nachfolgende Gemeinschaft sein, die Antworten auf die Lebenswirklichkeit der Menschen findet, gerade weil wir das Evangelium zu leben versuchen. Und das Tag für Tag aufs Neue, mit Herz und Engagement."
Lebendig sei die Kirche dann, wenn die Frohe Botschaft zu einer realen Kraft für die Menschen werde. Und dies zeige sich etwa in jeder Tat der Nächstenliebe und Solidarität für Hilfsbedürftige und Notleidende genauso wie im gemeinsamen Feiern als christliche Gemeinschaft, so Bischof Zsifkovics.
191.164 Katholiken gehören mit Jahresende 2018 der katholischen Kirche im Burgenland an (2017: 192.801). Die Diözese Eisenstadt vermeldet für das vergangene Jahr 1.299 Austritte (2017: 1.199). 142 Personen wurden neu oder wieder in die Kirche aufgenommen (2017: 108). 7 Personen widerriefen ihren Austritt (2017: 13).
Die Diözese Graz-Seckau hat angesichts der aktuellen Kirchenstatistik auf ihre Bemühungen aufmerksam gemacht, ausgetretene Menschen wieder für die kirchliche Gemeinschaft zu gewinnen. 1.346 Personen seien 2018 wieder in die Kirche eingetreten Das seien zwar um 5,87 Prozent weniger als im Vorjahr, die Steiermark liege damit aber wieder an der Spitze Österreichs, was die Zahl der Wiedereintritte betrifft. In der Zahl 1.346 seien auch 125 "Widerrufe" enthalten. Damit sind Katholiken gemeint, die zunächst ihren Austritt erklärt hatten, aber innerhalb der Frist von drei Monaten wieder Abstand von diesem Schritt nahmen. Formal genüge es für den Wiedereintritt, zu einem Priester eigener Wahl zu gehen und dort diesen Schritt unkompliziert vorzunehmen.
Im vergangenen Jahr sind in der Steiermark die Austrittszahlen um 7,74 Prozent gestiegen. In den Zahlen zeige sich weiterhin der gesamtgesellschaftliche Trend einer loseren Kirchenbindung, so die Diözese. Ein Detail der Statistik: Im Herbst 2018 wurden zusätzlich mehr Austritte verzeichnet als in den Jahren davor. Es sei deshalb zu vermuten, dass die höheren Austrittszahlen - vor allem im Monat Oktober - auf die Veröffentlichungen zum Thema Missbrauch in den USA und später in Deutschland zurückzuführen seien. Die Rückmeldungen von ausgetretenen Personen bestätigten diese Annahme.
Wörtlich hielt die Diözese fest: "Für uns wird dadurch deutlich, dass es uns bisher wohl zu wenig gelungen ist, all die Bemühungen um die Aufarbeitung des Missbrauchsthemas ausreichend und positiv darzustellen. In den letzten Wochen haben wir zusätzlich Rückmeldungen zu Kirchenaustritten erhalten, die die aktuelle Situation der katholischen Kirche in Kärnten aufgreifen."
Um an diesen und auch anderen kritischen Anfragen arbeiten zu können, sei man für jede Rückmeldung zum Kirchenaustritt dankbar. Im Brief von Bischof Wilhelm Krautwaschl, der nach dem erfolgten Austritt zugesandt wird, werde jede ausgetretene Person um ein ehrliches Feedback gebeten. Zusätzlich bemühe sich seit einigen Jahren ein engagiertes Team bei einer telefonischen Nachfrage.
In der Diözese Graz-Seckau gehörten 805.382 Personen im Jahr 2018 der katholischen Kirche an (2017: 815.350). 10.440 Personen traten 2018 aus der Kirche aus (2017: 9.690). Gleichzeitig konnten bislang 1.221 Wieder- und Neueintritte mit Jahresende 2018 verzeichnet werden (2017: 1.224). 125 Personen widerriefen ihren Austritt (2017: 146).
Die Diözese Gurk-Klagenfurt teilte in einer Presseaussendung am Mittwoch lediglich die nüchternen Zahlen mit. 3.526 Personen waren im Jahr 2018 aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Das bedeute im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung der Kirchenaustritte um 16,8 Prozent. auf der anderen Seite gab es 360 Aufnahmen in die Katholische Kirche durch Wiederein- und Übertritte. 46 Personen widerriefen im Jahr 2018 ihren Austritt. Mit Stichtag 1. Jänner 2019 waren 363.505 Kärntnerinnen und Kärntner römisch-katholisch. Das seien 64,81 Prozent der Gesamtbevölkerung Kärntens.
"Ich danke den Kirchenbeitragszahlern für ihr Vertrauen und ihre solidarische Unterstützung", betont der Salzburger Finanzkammerdirektor Cornelius Inama am Mittwoch in einer Aussendung. 4.864 Personen haben im vergangenen Jahr die katholische Kirche in der Erzdiözese Salzburg verlassen. (Zum Gebiet der Erzdiözese gehört aus historischen Gründen neben dem Bundesland Salzburg auch der östliche Teil Tirols. Auffällig: Die Zahl der Kirchenaustritte im Tiroler Teil der Erzdiözese ist gesunken.)
Die Erzdiözese wies in ihrer Aussendung auch darauf hin, dass der Diözesankirchenrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig das Budget 2019 genehmigte, das mit 53,5 Millionen Euro ausgeglichen erstellt ist. 2018 waren es 52,1 Millionen Euro. Das entspricht einem Anstieg von 2,6 Prozent.
88 Prozent der Einnahmen (47,1 Millionen Euro, 2018: 45,9 Millionen Euro) kommen von den 300.000 Kirchenbeitragszahlern, die damit die Seelsorge und Erhaltung der kirchlichen Gebäude in den 210 Pfarrgemeinden der Erzdiözese sichern würden, wie es hieß. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unsere wertvollste Ressource", betonte Erzbischof Franz Lackner. Rund 900 Personen - Priester, Diakone und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen kirchlichen Arbeitsfeldern - würden durch den Kirchenbeitrag gänzlich oder teilweise finanziert. Die Personalkosten würden sich auf 30,75 Millionen Euro belaufen.
In der Erzdiözese Salzburg wird die Gesamtzahl der Katholiken mit Stichtag 31. Dezember 2018 mit 464.709 angegeben (2017: 468.646). 4.864 Personen haben die Kirche verlassen (2017: 4.830), 486 sind wieder oder neu eingetreten (2017: 506). 26 Personen machten vom kirchlichen Angebot des Widerrufs Gebrauch (2017: 34).