Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erhofft sich vom Missbrauchs-Sondergipfel Ende Februar in Rom deutliche Fortschritte.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erhofft sich vom Missbrauchs-Sondergipfel Ende Februar in Rom deutliche Fortschritte.
Münchner Kardinal erhofft sich vom Missbrauchs-Sondergipfel Ende Februar in Rom deutliche Fortschritte. Die vom Papst einberufene Sonderkonferenz dauert vom 21. bis 24. Februar 2019.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erhofft sich vom Missbrauchs-Sondergipfel Ende Februar in Rom deutliche Fortschritte. Bezüglich dieses Problems seien die Bewusstseinsstände bei den Ortskirchen weltweit sehr unterschiedlich, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag, 10. Jänner 2019 im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
"Manche Ortskirchen haben noch kaum eine Diskussion geführt, manche sind mittendrin, andere haben schon Maßnahmen in die Wege geleitet." Papst und Kurie könnten nicht die Probleme der ganzen Weltkirche lösen, fügte Marx hinzu. "Aber wenn in Rom die Vorsitzenden sämtlicher nationaler Bischofskonferenzen zusammenkommen, erhoffe ich mir die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen." Die Konferenz müsse öffentlich ein Zeichen setzen: "Gemeinsam gehen wir das Problem des sexuellen und auch geistlichen Missbrauchs in der Kirche an." Wichtig sei, dass schon lange mit dem Thema befasste Bischofskonferenzen ihre Erfahrungen einbrächten. Das werde er selbst auch tun.
Zu der von Papst Franziskus allen Teilnehmern gestellten Aufgabe, sich zuvor persönlich mit Missbrauchsopfern zu treffen, sagte der Kardinal: "Ich habe schon 2010 mit Betroffenen gesprochen, mit einzelnen bin ich weiter in Kontakt. Es ist wichtig, sich den persönlichen Lebensgeschichten zu stellen und zu versuchen, die Perspektive dieser Menschen einzunehmen."
Marx ging in dem KNA-Interview auch auf die Kurienreform bzw. die Arbeit des Kardinalsrates (K9) ein, dem er auch selbst angehört und der demnächst seine Vorschläge für eine Reform vorlegen soll. "Wir haben sehr lange diskutiert, vielleicht zu lange. Ich glaube, wir werden einen neuen Impuls setzen, aber entscheiden muss letztlich der Papst", so Marx dazu wörtlich.
Die Kurie sei vor allem dazu da, "dem Papst bei der Wahrnehmung seines weltweiten Dienstes zu helfen, aber auch der ganzen Kirche, und zwar nicht nur als oberste Kontrollinstanz". Die Dienstleistungsfunktion wolle man vielmehr herausstellen. Wobei: "Strukturen sind nur das eine sind. Man braucht auch Personen, die das umsetzen. Das aber ist dann nicht mehr unsere Aufgabe, wir sind nicht das Kabinett des Papstes, sondern ein Beratungsorgan." Er habe aber jedenfalls den Eindruck, "dass die Gruppe, die der Papst viermal im Jahr einberuft, ihm gut tut. Er ist ja fast immer bei allen Sitzungen dabei."
Auf die kommenden EU-Wahlen im Frühjahr und das Erstarken nationalistischer Kräfte angesprochen, hielt Marx diesem Kräften "eine positive Vision" entgegen: "Der Aufbau einer europäischen Demokratie ist ein großes, schwieriges Projekt. Man muss die Kräfte stärken, die sich dafür einsetzen." Ein Auseinanderfallen der Union in Einzelinteressen habe keine Zukunft. "Nationalismus ist rückwärtsgewandt und gefährlich und hat ja Europa in der Vergangenheit zu einem Kontinent der Krieg gemacht. Deshalb erhoffe ich mir von der Wahl ein starkes Zeichen in die Öffentlichkeit, damit das Friedensprojekt Europa erfolgreich fortgeführt wird", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Der katholischen Kirche in Deutschland bescheinigte Marx einen "erfolgreichen Lernprozess" im Umgang mit ihren Finanzen. In den zurückliegenden Jahren sei an diesem Thema "viel gearbeitet" worden, sagte Marx. Die "überwältigende Mehrheit" der 27 Diözesen habe das Ziel "akzeptiert und umgesetzt", Bilanzen nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften zu erstellen.
"Und jene, die sagen, wir müssen das anders machen, weil wir eine besondere Tradition haben, müssen das begründen und aufzeigen, dass auch ihr Weg zu mehr Transparenz führt", fügte der Kardinal hinzu. "Der Weg ist jedenfalls unumkehrbar." Als Vorsitzender der Bischofskonferenz könne er aber "nichts anordnen".
Marx ging in dem Interview auch auf die im Herbst stattfindende Amazonas-Synode ein und hob deren politische Bedeutung hervor. Der Papst wolle am Beispiel des Amazonasgebietes "den großen Wurf seiner Enzyklika 'Laudato si' deutlich machen", sagte Marx: "Es geht nicht um ein isoliertes Umweltproblem, sondern eine neue ganzheitliche Sicht auf globale Verantwortung."
Klimatisch sei die Region "die Lunge unseres Planeten, da kann man nicht sagen, das ist unser Land, und was daraus für die anderen wird, ist nicht mein Problem, wie der neue brasilianische Präsident das offenbar meint." Im Grunde gehe es "um eine neue Fortschrittsidee". Kirchenpolitische Erwartungen seien demgegenüber zweitrangig. Dennoch dürfe man auch mit Blick auf Fragen der Theologie und Seelsorge "weiter gespannt sein".
Einige Beobachter haben im Vorfeld der für Oktober geplanten Synode die Erwartung formuliert, dass dort neue Zugangsmöglichkeiten zu kirchlichen Ämtern vorgeschlagen oder sogar beschlossen werden könnten, etwa die Öffnung der Priesterweihe für verheiratete Männer. In der Amazonasregion, die sich auf fünf Staaten erstreckt, gibt es nur wenige Priester; ihre oft schwer zugänglichen Gemeinden liegen meist weit auseinander.