Der Feldkircher Bischof Benno Elbs nimmt die Caritas gegen diverse Anschuldigungen von politischer Seite in Schutz.
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs nimmt die Caritas gegen diverse Anschuldigungen von politischer Seite in Schutz.
Feldkircher Bischof in Zeitungsinterviews: Politisch im Sinne des Einsatzes für die Gemeinschaft darf nicht mit "parteipolitisch" verwechselt werden.
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs hat die Caritas gegen diverse Anschuldigungen von politischer Seite in Schutz genommen. Er mahnte zudem im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" (TT) und den Vorarlberger Nachrichten (VN) in den jeweiligen Ausgaben von Samstag, 12. Jänner 2019, einen politischen Dialog ein, der auf Respekt und Wertschätzung beruht. Zugleich betonte der Bischof, dass die Caritas von ihrem Grundauftrag her "hochpolitisch" sei. Das dürfe freilich nicht mit "parteipolitisch" verwechselt werden, so Elbs. Der Feldkircher Bischof ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Caritas zuständig.
In der TT sagte der Bischof wörtlich: "Wenn man in die Bibel schaut, ist das klar: Gott, auch Jesus, ist hochpolitisch. Aber er ist nicht parteipolitisch. Politisch im Sinne des Einsatzes für die Gemeinschaft ist, dass Jesus sich den Menschen zuwendet, die keine Stimme haben, dass er die Armen in die Mitte stellt, dass er darauf achtet, dass es einen Ausgleich gibt zwischen den Gütern der Menschen, dass auch jedem mit Nächstenliebe und Respekt begegnet wird."
Das Evangelium sei die Verfassung der Kirche und die Caritas sei eine Hilfsorganisation der Kirche, betonte der Bischof. Damit sei aber auch klar, "dass die Caritas keine politische Partei sein kann und sein soll".
Zum aktuellen politischen Diskurs meinte Elbs: "Wir sollten sehr aufpassen, dass wir keine Feindbilder produzieren. Spaltung ist Gift für eine Gesellschaft und für die Zukunft einer Gesellschaft. Empathie, so sagen alle Wissenschaftler, wird darüber entscheiden, wie und in welchem Land wir leben werden. Um mit Papst Franziskus zu sprechen, bin ich ein Verfechter des Mutes und der Kultur des offenen Wortes, solange der Dialog auf Respekt und Wertschätzung basiert. Das ist entscheidend."
Caritas-Präsident Michael Landau bezeichnete Elbs in der TT als "sehr kompetent". Er mache seine Arbeit "engagiert und gut". Nachsatz: "Ich bin ihm für seinen Einsatz sehr dankbar."
Tatsache sei, dass die Caritas als gemeinnützige Hilfsorganisation mit der Betreuung von flüchtenden Menschen keinen Cent verdient. Im Gegenteil, viele der vorgesehenen Leistungsentgelte des Staates, in dessen Auftrag die Caritas handelt, seien bei weitem nicht kostendeckend und es seien seitens der Caritas weitere Mittel aus Spendengeldern zugeführt worden. Nicht zu vergessen seien auch die vielen tausend Ehrenamtlichen, so Elbs: "Österreichweit sind es rund 50.000, die im Rahmen der Caritas und durch ihr Engagement in der Caritas wunderbare Menschlichkeit gezeigt haben, die unbezahlbar ist."
Die 50.000 Ehrenamtlichen seien "das Grundwasser der Menschlichkeit, der Nächstenliebe und der Solidarität und dieses Grundwasser brauchen wir alle, besonders dann, wenn wir einmal schwach werden, krank, alt, behindert". Das könne "jede und jeden von einer Minute auf die andere betreffen".
Elbs hob weiters in den VN auch die positive Bedeutung des "Heimat"-Begriffs hervor: "Heimat ist etwas zutiefst Menschliches, soll aber kein politischer Begriff sein, den eine Partei mit ihrer Wahlwerbung für sich reklamiert. Heimat hat mit Gastfreundschaft zu tun. Jeder, der ein schönes Zuhause hat, ist im christlichen Sinne ein gastfreundlicher Mensch. Gastfreundschaft bedeutet Offenheit." Wenn Heimat hingegen als Abgrenzungs- und Ausgrenzungsbegriff verwendet wird, "ist es nicht das, was es psychologisch und theologisch bedeutet", warnte der Bischof: "Wenn man das Heimatgefühl zerstört, weil man es für politische Zwecke verwendet, ist der soziale Friede gefährdet."
Der soziale Frieden sei dort gefährdet, "wo es Gruppen in der Gesellschaft gibt, die keinen Zugang zum gemeinsamen Tisch haben", so der Bischof in den VN. Darum seiene Themen wie die Mindestsicherung und der Umgang mit Armen ganz entscheidend für den sozialen Frieden. Elbs: "Unser Tisch ist so reich gedeckt. Man sollte dafür Sorge tragen, dass alle davon leben können. Das sehe ich im Augenblick nicht gefährdet."
Die Sozialpolitik der Bundesregierung wollte der Bischof nicht direkt beurteilen. Das sei Aufgabe der Wählerinnen und Wähler. Wichtig sei ihm aber, so Elbs, "dass die einzelnen Aufgaben in den Blick genommen werden. Die Politik muss sich, so glaube ich, daran messen lassen, inwieweit es gelingt, Menschen bei einem Leben in sozialer und kultureller Teilhabe zu unterstützen."
Er denke hier etwa auch an das Thema der Stärkung der Familien, so der Bischof und weiter: "Ich denke daran, dass wir die Armen nicht aus den Augen verlieren, vor allem auch, dass es die älteren Menschen sind, die Hilfe brauchen in der Pflege. Ich denke auch an unser Sozialsystem und vieles mehr."
Auf seine Mitarbeit bei der Apostolischen Visitation in der Diözese Gurk-Klagenfurt angesprochen, meinte Elbs in der TT wörtlich: "Erzbischof Lackner hat mich gebeten, ihm beratend zur Seite zu stehen. Wenn ich ihn bei seinen Aufgaben als Visitator damit unterstützen kann, dann mache ich das gerne. Wie das genau aussieht, wird sich im Laufe des Weges zeigen und ergeben."
In den VN sagte Elbs dazu: "Wichtig ist, sich alles transparent und ehrlich anzusehen und zu beurteilen. Derzeit ist schwer zu sagen, was wahr ist und was nicht. In der Öffentlichkeit hat es sich ein bisschen hochgeschaukelt."
In den VN nahm Elbs auch zu den steigenden Kirchenaustrittszahlen Stellung. "Der große Schatz der Gesellschaft ist die Freiheit. Sie bietet die Gelegenheit, Ja oder Nein zu sagen. Das war vor vierzig Jahren im religiösen Bereich nicht so möglich." Was jetzt passiert, sei der Preis für die Freiheit, "aber ich bin für die Freiheit". Im Endeffekt gehe es beim Glauben um die Beziehung des Menschen zu Gott, "und das kann man nicht durch Aktionen oder Strategien lenken".
Er habe dieser Tage eine Schulklasse dabei begleitet, den tragischen Tod eines Kameraden zu verarbeiten und gemerkt, "wie wichtig Hoffnung und Vertrauen auch für junge Menschen sind". Letztendlich sei das die zentrale Botschaft der Kirche: "Hoffnung ins Leben und Vertrauen in die Zukunft zu geben."
Wenn er beispielsweise daran denke, wie viele junge Leute an der Maturanten- oder Lehrlingswallfahrt teilgenommen haben, "zeigt mir das, dass junge Menschen sehr wohl den Wunsch nach Religiosität verspüren".
Elbs räumte freilich ein, dass ihn die Kirchenaustritte stark bewegten, "weil jemand, der geht, damit auch sagt, dass er diese Quellen nicht will". Deshalb gelte auch: "Der wesentliche Punkt ist Nähe und Kontakt. Deshalb kann man nie innovativ genug sein, um Möglichkeiten des Kontakts zu schaffen."