Eine missionarische Neuausrichtung gemäß den Erfordernissen der Zeit ist nach Überzeugung der früheren Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel ein Reformauftrag, der sich für alle Diözesen im deutschen Sprachraum stellt.
Eine missionarische Neuausrichtung gemäß den Erfordernissen der Zeit ist nach Überzeugung der früheren Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel ein Reformauftrag, der sich für alle Diözesen im deutschen Sprachraum stellt.
Frühere Wiener Pastoralamtsleiterin: "Kirche muss sich immer wieder weiterentwickeln, um ihrer Sendung auf der Höhe der Zeit gerecht zu werden". Interview in „Kirche bunt“ der Diözese St. Pölten.
Eine missionarische Neuausrichtung gemäß den Erfordernissen der Zeit ist nach Überzeugung der früheren Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel ein Reformauftrag, der sich für alle Diözesen im deutschen Sprachraum stellt.
Die jetzt für die Caritas St. Pölten tätige Theologin antwortete damit auf die Frage der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt", ob der in der Erzdiözese Wien eingeschlagene Erneuerungsweg auch für ihre jetzige Diözese gangbar sei. Ihre Erfahrung in Wien habe gezeigt, dass es wichtig ist, "dass der Weg jedenfalls mit Klarheit gegangen wird - sodass die Menschen wissen, wonach sie sich ausrichten können".
Laut Prüller-Jagenteufel stellen sich für alle Diözesen dieselben Grundfragen: "Wie lebt Kirche missionarisch - also auf diejenigen ausgerichtet, die noch nicht oder nicht mehr dazugehören? Wie lebt sie diakonisch - ganz im Dienst an allen Menschen? Und strukturell: Wie schaut die Zukunft des Gemeindelebens aus? Was ist in Zukunft eine Pfarre? Wer leitet was? Wie ändert sich womöglich das kirchliche Amt?"
In der Erzdiözese Wien sei der von ihr mitinitiierte diözesane Entwicklungsprozess von der Grundintention getragen gewesen, angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen neu zu fragen, "wo wir als Kirche stehen und wo wir hin wollen". Es sollte den Katholiken Mut gemacht werden, in starker Eigenverantwortung miteinander ihren Glauben zu leben. "Dafür haben wir u.a. begonnen, Strukturen umzubauen", sagte Prüller-Jagenteufel. Dieser Prozess sei insgesamt gut unterwegs, auch wenn es noch viel zu tun gebe. "Kirche muss sich immer wieder weiterentwickeln, um ihrer Sendung auf der Höhe der Zeit gerecht zu werden."
Als Frau eine leitende Position in der Kirche zu haben ist laut Prüller-Jagenteufel "chancenreich und schwierig zugleich". Viele Frauen und auch Männer hätten ihr den Rücken gestärkt. "Zugleich ist die Kirche schon eine sehr männlich-klerikal geprägte Organisation, in der ich auch befremdliche Momente erlebt habe, einmal auch offenen Sexismus." Buntheit mache die Kirche "reicher, kreativer, innovativer und menschlicher", betonte die Theologin. Ihre Überzeugung: "In kirchliche Gremien gehören Männer, Frauen, Kleriker, Laien, Alt und Jung, Österreicher/innen und Leute aus anderen Ländern. Mit den Herausforderungen gehen wir besser um, wenn wir sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten." Um speziell Frauen zu ermutigen, Verantwortung in der Kirche zu übernehmen, sei gezielte Förderung notwendig.
Seit 1. Oktober 2018 ist die ehemalige Wiener Pastoralamtsleiterin theologische Referentin in der Caritas der Diözese St. Pölten und arbeitet als Seelsorgerin im Caritas-Pflegeheim St. Elisabeth. Sie sorgt für seelsorgliche Angebote für die Caritas-Mitarbeiter und steht - wie sie berichtete - für alle Fragen rund um Spiritualität, Religion und Kirche zur Verfügung. Im Haus St. Elisabeth in St. Pölten betreut Prüller-Jagenteufel 130 Bewohnerinnen und Bewohner seelsorglich - u.a. Demenzkranke, vor deren Lebensleistung sie "eine große Ehrfurcht" habe. "Ich finde, wir sind als Gesellschaft diesen Menschen etwas schuldig", sagte die Theologin. "Wir werden als Gesellschaft immer unbarmherziger und härter und wir können an diesen Menschen sehen, wie notwendig und heilsam ein wohlwollender, barmherziger und liebevoller Umgang ist."