Zum koordinierten Vorgehen gegen Menschenhandel schlägt das Dokument des Vatikan unter anderem eine engere Zusammenarbeit zwischen katholischen Diözesen der Ziel- und der Herkunftsländer vor.
Zum koordinierten Vorgehen gegen Menschenhandel schlägt das Dokument des Vatikan unter anderem eine engere Zusammenarbeit zwischen katholischen Diözesen der Ziel- und der Herkunftsländer vor.
Trennlinie zwischen Migration und Menschenhandel werde dünner, heißt es in dem an Diözesen, Orden und Pfarren adressierten Dokument. Schlepper und Menschenhändler profitierten aus Überforderung von Regierungen und NGOs.
Der Vatikan hat am Donnerstag, 17. Jänner 2019 eine kirchliche Orientierungshilfe zum Kampf gegen Menschenhandel veröffentlicht. Das Referat für Flüchtlings- und Migrationsfragen benennt darin Eckpunkte für die Planung, Umsetzung und Evaluierung von Maßnahmen gegen Schlepperei und Ausbeutung von Migranten. Die Trennlinie zwischen Migration und Menschenhandel werde dünner, heißt es in dem Dokument. Schlepper und nachfolgend Menschenhändler schlügen Kapital aus der Unfähigkeit von Regierungen und Nichtregierungsorganisationen, mit der hohen Zahl von Schutzsuchenden zurechtzukommen.
Adressiert ist die 38-seitige Handreichung an Diözesen, Orden und Pfarren, aber auch an katholische Bildungseinrichtungen und andere kirchliche Institutionen. Neben Ursachen und Formen des Menschenhandels benennt sie Hinweise, um Menschenhandel zu erkennen und zu melden. Erneut spricht sich der Vatikan für mehr sichere und legale Einreisemöglichkeiten sowie bessere Informationen für Migranten aus, um das Schlepperwesen zu unterlaufen.
Zum koordinierten Vorgehen gegen Menschenhandel schlägt das Dokument unter anderem eine engere Zusammenarbeit zwischen katholischen Diözesen der Ziel- und der Herkunftsländer vor. Für die Opfer müsse es Unterstützung bei der Wohnungssuche, dem Aufbau eines Erwerbslebens und der sozialen Integration geben. Dazu zähle gegebenenfalls auch der Familiennachzug.
Eine Rückführung in die Heimat dürfe nie unter Zwang erfolgen und müsse auch dort durch Wiedereingliederungshilfen begleitet werden. Weiter mahnt der Vatikan professionelle psychologische Standards beim Umgang mit den oft traumatisierten Menschen an. Auch eine spirituelle Begleitung und die "heilende Kraft des Glaubens" müsse bei katholischen Hilfsangeboten im Blick bleiben.
Ziel sei, die "üble und sündige Unternehmung von Täuschung, Köderung, Unterjochung und Ausbeutung" zu demontieren und auszumerzen, heißt es in dem Papier. Nötig dafür sei eine globale gemeinsame Anstrengung unterschiedlicher Akteure, auch der Kirchen, zitiert das Schreiben Papst Franziskus.
Der vatikanische Migrationsexperte Michael Czerny sprach sich bei der Vorstellung der Handreichung für kirchliches Engagement gegen Menschenhandel für einen breiten Ansatz aus. Der Kampf gegen Menschenhandel als globales Phänomen verlange eine entsprechende Mobilisierung, sagte der Jesuit bei der Pressekonferenz am Donnerstag im vatikanischen Pressezentrum. Ziel sei, die "üble und sündige Unternehmung von Täuschung, Köderung, Unterjochung und Ausbeutung" zu demontieren.
Czerny, Untersekretär der Sektion für Migranten und Flüchtlinge in der Vatikanbehörde für Entwicklungsfragen, nannte Menschenhandel in seinen unterschiedlichen Facetten ein komplexes, wandelbares Problem mit sehr unterschiedlichen Opfer- und Täterprofilen. Um das Phänomen zu verstehen, gelte es, die Dynamiken und die beteiligten Personen zu identifizieren. Dazu zählten "wissend oder unwissend" auch Konsumenten.
Papst Franziskus verlange ein Engagement der katholischen Kirche gegen Menschenhandel in jeder seiner Phasen, so Czerny. Dabei gehe es darum, die Menschen vor Täuschung zu schützen, Opfer zu finden und zu befreien und sie anschließend zu unterstützen.