Die Vorsitzenden der deutschsprachigen katholischen Frauenverbände haben die von ihnen vertretene knappe Million Katholikinnen dazu aufgerufen, ihre Verantwortung als Christinnen in Europa wahrzunehmen.
Die Vorsitzenden der deutschsprachigen katholischen Frauenverbände haben die von ihnen vertretene knappe Million Katholikinnen dazu aufgerufen, ihre Verantwortung als Christinnen in Europa wahrzunehmen.
Treffen im Bildungshaus Puchberg mit Katholikinnen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol. Bekenntnis zu solidarischem Europa im Sinn von Papst Franziskus.
Die Vorsitzenden der deutschsprachigen katholischen Frauenverbände haben die von ihnen vertretene knappe Million Katholikinnen dazu aufgerufen, ihre Verantwortung als Christinnen in Europa wahrzunehmen. In dem gemeinsamen, am Montag, 21. Jänner 2019 verbreiteten Aufruf hieß es, die Katholikinnen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol mögen von ihrem Wahlrecht bei der im Mai bevorstehenden EU-Wahl Gebrauch machen und sich "für ein gemeinsames, solidarisches und friedvolles Europa" im Sinne der von Papst Franziskus 2016 in einer Rede skizzierten Vision für den alten Kontinent einzusetzen.
Dieser Presseerklärung voraus ging ein Treffen von 18. bis 20. Jänner 2019 im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels (Oberösterreich), an dem 14 Frauen aus Präsidien bzw. Vorständen der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Katholischen Frauenbewegung Südtirols und des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) teilnahmen. Begrüßt wurden die Repräsentantinnen vom Linzer Bischof Manfred Scheuer, als Vortragender war Michael Kuhn, Referent der Österreichischen Bischofskonferenz für Europa und die COMECE (Kommission der Bischofskonferenzen der EU) eingeladen.
"Die katholischen Frauenverbände fordern ihre Mitglieder mit Nachdruck dazu auf, sich über die Bedeutung von Europa insbesondere auch für Frauen umfassend zu informieren" und an der EU-Wahl teilzunehmen, hieß es in der Presseerklärung. Das Wahlrecht als demokratische Errungenschaft sei heute ebenso zu würdigen wie vor 100 Jahren, als Frauen in Österreich und Deutschland erstmals dieses Recht zugestanden wurde; in Italien durften Frauen 1946 zum ersten Mal wählen, in der Schweiz erst 1971.
"Wir Frauen gestalten Kirche und Gesellschaft wesentlich mit", wies die gastgebende kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner zu Beginn des Treffens in Wels selbstbewusst hin. Angesichts von wachsender Entsolidarisierung und Ängsten in Europa hob sie die besondere soziale Verantwortung von Christinnen und Christen hervor. "Ohne das Bekenntnis zur Verantwortung für die 'Geringsten' unter uns ist das Christentum nicht zu haben", betonte Pernsteiner.
Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer würdigte in seiner Begrüßungsansprache die Arbeit der katholischen Frauenverbände: "Ihr seid ein starkes Stück Kirche", wandte er sich an die Vorsitzenden. Zugleich sei festzustellen, dass in gewissen Bereichen "die Schmerzgrenze für Frauen in der Kirche erreicht oder auch schon überschritten sei", so Scheuer laut der kfbö-Aussendung. Der Bischof rief - auch im Blick auf globale gesellschaftliche Veränderungen - zum "Mut zur Veränderung" auf, aber auch zu "Frustrationstoleranz" und einem "langen Atem".
Christinnen und Christen könnten und sollten laut Michael Kuhn viele "soft skills" einbringen, um Auswege aus den vielfachen Krisen in Europa - von der Asylpolitik über die Finanzierung der EU bis hin zur Debatte von Klimaschutzmaßnahmen - zu finden. Der EU-Kenner nannte als Beispiele das Einüben von Solidarität, die Ausrichtung auf Menschen statt auf Zahlen und Strukturen, die Arbeit an der Gemeinschaft, am Dialog, an der Inklusion und an einer Kultur des Friedens. Nur mithilfe dieser Tugenden könne jener Traum von einem "neuen europäischen Humanismus" wahr werden, von dem Papst Franziskus spreche - ein Europa, das Armen und gerade auch Migranten brüderlich beistehe und die Menschenrechte und -würde ernst nehme.
Auch die in Wels versammelten Frauen orientierten sich bei der Diskussion von "Herausforderungen vor den Wahlen 2019" an einer Vision von Europa, die der Papst 2016 in Straßburg skizziert hatte. Er sprach von einem "Europa, das die Rechte des Einzelnen fördert und schützt, ohne die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft außer Acht zu lassen". Die katholischen Frauenverbände wollen - wie es hieß - "ihre Stärke nutzen, um die Einheit zu fördern, Begegnungen zu ermöglichen und Dialogräume zu öffnen". In den vielfältigen Diskursen gelte es, "Spannung auszuhalten im Ringen um ein gutes Leben für alle".
Die Bedeutung ökumenischer Bestrebungen für ein friedliches, solidarisches Europa würdigte die kfbö-Generalsekretärin und Nationalkoordinatorin des Ökumenischen Forums christlicher Frauen in Europa, Regina Augustin. Sie erinnerte an das Engagement des Forums u.a. gegen Frauenhandel, für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Erde und das Miteinander verschiedener Kulturen.